»Stand in the Joy» – so heißt nicht ohne Grund das aktuelle Album von William Prince, dem indigenen Songwriter aus Kanada: inneren Frieden kann man nicht kaufen, singt er. Dazu heute neue Alben von Margo Price, Jerry Leger und Jolie Holland sowie neues von Vincent Neil Emerson, Lotta St.John, Midlake ft. John Grant, Cat Power, Billy Ryder-Jones, Robert Finley, Konzerttips u.a. für Calexico, Natalie Merchant und Smokestack Lightnin‹
Lizzie Doron lebt in zwei Welten. Zwei Wochen im Monat verbringt sie in Tel Aviv, die anderen zwei Wochen in Berlin. Sie hat zwei Heimaten, sagt die israelische Schriftstellerin und Tochter von Holocaust-Überlebenden. Aber seit dem Angriff der Hamas auf Israel ist alles anders. Sie habe jetzt gar keine Heimat mehr, sagt Lizzie. — Auf der Frankfurter Buchmesse hat Nadine sich noch einmal mit Lizzie Doron getroffen. Vier Wochen nach ihrer ersten Verabredung in Lizzies Lieblingscafé in ihrem Kreuzberger Kiez. Damals haben sie sich über ihren Roman «Nur nicht zu den Löwen» unterhalten, außerdem über palästinensisch-israelische Freundschaft und die Proteste gegen die israelische Regierung. — Die Autorin: — Lizzie Doron wurde 1953 als Tochter polnischer Holocaust-Überlebender in Tel Aviv geboren. Mit 40 fing sie an, sich schriftstellerisch mit ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen und wurde in Israel als Stimme der «Zweiten Generation» gefeiert, der Kinder der Überlebenden der Shoah. Sie ist Friedensaktivistin und hat auch über ihre Freundschaft zu Palästinenser*innen geschrieben. Seitdem findet sie in Israel keinen Verlag mehr. — Das Buch: — Lizzie Doron: «Nur nicht zu den Löwen!, aus dem Hebräischen übersetzt von Markus Lemke, dtv, 192 Seiten, 23,00 Euro. — Mit Elisabeth Corcoran, Deutsche Stimme von Lizzie Doron
Kultur gehört seit den Anfängen des Radios unbedingt dazu. Aber für wen, wie viel und welche Kultur soll es sein: ernste oder leichte, junge oder klassische? Darüber wird bis heute debattiert.
Als sich die Band Tocotronic vor 30 Jahren gründete, wurde sie schnell ein prägender Bestandteil der Hamburger Schule und prägte die Jugendkultur der 90er Jahre. Der Podcast «This Band is Tocotronic» zeichnet den Weg der Band von den Auftritten im autonomen Zentrum Rote Flora zum weltweiten Erfolg Ende der 90er Jahre bis heute nach. — Stefanie Groth ist die Autorin des Podcasts und erklärt auf rbbKultur, warum Tocotronic bis heute fasziniert.
Der Schriftsteller Norbert Gstrein gibt Einblick in sein Schreiben — Seit 18 Jahren lebt und arbeitet Norbert Gstrein in Hamburg, seit 2016 in beeindruckender Produktivität, denn die jüngsten vier Romane hat er fast im Jahresrhythmus veröffentlicht. Einer von ihnen, «Als ich jung war» gewann 2019 den Österreichischen Buchpreis. Kürzlich ist mit «Mehr als nur ein Fremder» ein Band mit gesammelten Essays erschienen, in dem Gstrein seltene Einblicke in sein Schreiben gibt. Im Intermezzo spricht der Schriftsteller über die Unheimlichkeit seiner Erzähler, die Wichtigkeit des Reisens für sein Schreiben und über sein Mathematik-Studium, das ihn in den 80er-Jahren nach Kalifornien und mitten hinein in die damaligen Forschungen zur Künstlichen Intelligenz geführt hat.
L›Arpeggiata, Leitung und Theorbe: Christina Pluhar; Céline Scheen, Sopran; Giuseppina Bridelli, Mezzosopran. Harfenklänge aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Arien und Kantaten von Luigi Rossi, Orazio dell›Arpa und Marco Marazzoli (aufgenommen am 7. Juni 2019 im Kolomanisaal des Stiftes Melk im Rahmen der «Internationalen Barocktage Stift Melk 2019»)
Schon mit 12 Jahren wusste ich, dass ich weg möchte — Poldi Binder wurde 1956 im Zisterzienser Kloster stammt aus dem Stift Zwettel geboren. Ihr Vater war der Bürgermeister, die Familie wohnte in den alten Gemäuern des Stiftes. Schon im Alter von 12 Jahren wusste sie, dass sie weit, weit wegwollte. Mit 17 folgte sie ihrer Fernsucht und wurde Au-pair-Mädchen in London. Nach der Matura studierte sie Germanistik, Anglistik und Geschichte in Wien und Salzburg und verliebte sich in einen US-Amerikanischen Studenten. — Sie zog mit ihm in die USA – und blieb. Das war 1982 und definitiv gegen den Willen ihres Vaters. Nach ein paar Jahren als Bibliotheksangestellte und Deutschlehrerin an der Universität Princeton studiert sie Sprachpädagogik an der Rutgers Universität und unterrichtet nach ihrem Abschluss Englisch auf universitärem Niveau in verschiedensten Sprach-Programmen. Ihre Liebe zur Sprache mit all ihren Facetten begleitet sie bis heute. 1987 heiratet sie den aus St.Petersburg stammenden Mediziner Mischa Basalaev, mit dem sie zwei Töchter hat. — Binder lässt sich ein auf die amerikanische Gesellschaft, wird zu einer präzisen Beobachterin politischer Entwicklungen und engagiert sich in ihrer neuen Wahlheimat Highland Park, einer Kleinstadt in New Jersey mit überwiegend jüdischen BewohnerInnen. Jeden Sommer fliegt sie nach Österreich, um die Verbindung zu Familie und Freunden nicht abreißen zu lassen. — Mit Renata Schmidtkunz spricht Poldi Binder über das Leben zwischen den Welten, den Kulturen und den Sprachen. Und darüber, was sie an den USA liebt und wie sie mit Heimweh nach Österreich umgeht.
SONDERSENDUNG — Diskussion mit Österreicherinnen und Österreichern im Ausland — Mehr als eine halbe Million Menschen aus Österreich lebt außerhalb der Landesgrenzen. Was ist in anderen Ländern anders – in der Arbeitskultur, in privaten und familiären Beziehungen? Wie sieht man Österreich anders, wenn man weg ist? Was erlebt man bei der Tätigkeit in Wirtschaft oder Wissenschaft – und was motiviert, im Gastland zu bleiben oder ins Herkunftsland zurückzukehren? — — Darüber diskutiert eine Gesprächsrunde erfahrener, langjähriger Auslandsösterreicher:innen – wie auch über Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern, wie sich die vermeintlich gut bekannten Nachbarn in Deutschland oder der Schweiz aus der Nähe darstellen, welche Rolle Partner:innen aus dem Gastland spielen und die Frage der Doppelstaatsbürgerschaft. — Zu den Gästen: — — Ulli Wiesner ist nach ihrer Zeit in leitender Funktion bei der Weltbank in Washington geblieben und dort als Dolmetsch und Übersetzerin tätig. — Heinz Schneider ist Arzt und arbeitet(e) in Management und Forschung für Pharmafirmen in den USA, im Vereinten Königreich und derzeit in der Schweiz. — Leopold Federmair ist Schriftsteller und Übersetzer, hat zahlreiche Länder unter anderem in Lateinamerika bereist und lebt seit 21 Jahren in Japan, zur Zeit Hiroshima. — Johannes Wedenig war fast drei Jahrzehnte vor allem in afrikanischen Ländern für die UNICEF tätig. — Irmgard Helperstorfer ist Generalsekretärin des Auslandsösterreicher-Weltbund und Chefredakteurin des Magazins Rotweißrot.
Der österreichische Komponist, Schlagzeuger und Improvisator Lukas Ligeti — — Aktuell ist Lukas Ligeti außerordentlicher Professor an der University of Pretoria in Südafrika, zuvor war er Fakultätsmitglied an University of California. Und davor wiederum lebte er viele Jahre in New York City. Angefangen hat aber alles in Wien: Hier wurde Lukas Ligeti 1965 als Sohn des Komponisten György Ligeti und der Psychoanalytikerin Vera Ligeti geboren, hier hat er Komposition und Jazzschlagzeug studiert. Dann ging es ins Ausland, wo er zurzeit zwischen Miami und Johannesburg pendelt.
— Das Werk von Lukas Ligeti entfaltet sich entlang der Schnittstelle von zeitgenössischer Komposition, New Yorker Downtown-Experimentalmusik, Jazz und Elektronik. Ob durchkomponiert oder frei improvisiert – es sind oft komplexe polymetrische Strukturen, die Lukas Ligetis Musik prägen. Sie fußt auf Konzepten verschiedener Musiktraditionen aus der ganzen Welt, insbesondere aus Afrika.
— Ligeti selbst prägte den Begriff der «experimentellen interkulturellen Zusammenarbeit». In diesem Bereich engagierte er sich 25 Jahre lang in Afrika: In den 1990er Jahren war er Mitbegründer des Ensembles Beta Foly in der Elfenbeinküste, heute ist er Co-Leiter des Nachfolgeprojekts Burkina Electric, der ersten Elektronik-Band aus Burkina Faso – um nur die zwei Eckpfeiler zu nennen.
Als Wissenschaftler hat der Miterfinder der Pille Weltruhm erlangt. Der in Wien geborene bulgarisch-amerikanisch-österreichische Chemiker und Schriftsteller Carl Djerassi. Im Feature erinnert er sich u.a. an das Wien seiner Kindheit, aus dem er 1938 fliehen musste. — Der Sohn jüdischer Eltern floh nach dem «Anschluss» mit seiner Mutter aus Österreich und landete ein Jahr darauf in den USA, wo er als Forschender und Lehrender Weltkarriere machte. Nach Wien kehrte Djerassi nach eigenen Angaben erstmals in den 1950er-Jahren zu einem biochemischen Kongress zurück. Später war er häufig in der Hauptstadt, wo er auch einen Wohnsitz hatte. — 2004 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft «im Republiksinteresse», die ihm vor 1938 verweigert worden war. Er wurde mit zahlreichen österreichischen Ehrendoktoraten gewürdigt – dem Ehrendoktorat der Uni Wien, der Medizin-Uni Wien, der Universität für angewandte Kunst und der Sigmund-Freud-Privatuni und weltweit mit mehr als 30 solcher Auszeichnungen. — Im Feature begleiten ihn Alfred Treiber und Richard Goll u.a. durch Wien, wo er sich an seine Kindheit in Österreich und an den «Anschluss» 1938 erinnert. Seine Bücher handeln von der Welt der Wissenschaft, ihren Stammesritualen, der Gier nach Auszeichnungen – besonders nach dem Nobelpreis -, Abhängigkeit von Entscheidungen der Konkurrenz, der Politik und der Wirtschaft. Djerassi erfindet nicht Szenarien für seine Geschichten, sondern Geschichten für das ihm bestens bekannte Szenario: der Welt der Forschung. — Am 29. Oktober 2023 hätte der 2015 verstorbene Carl Djerassi seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Viele Gründe gab und gibt es, nach Frankreich zu gehen: das Land, das über Jahrhunderte die höfische und dann bürgerliche Kultur ganz Europas geprägt hat. Und in die Metropole Paris, die bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg eine Welthauptstadt der bildenden Kunst, der Literatur, des Films war. — Zwei Beispiele: Die ambitionierte Baupolitik der französischen Hauptstadt hat den steirischen Architekten Dietmar Feichtinger in den 1980er Jahren nach Paris gezogen. Heute gehören seine preisgekrönten Bauten zum Stadtbild, darunter markante Brücken über die Seine. — Die berühmte Schauspielschule Cours Florent – Kaderschmiede für die Bühnen in Frankreich und über die Landesgrenzen hinaus – wird seit Kurzem von einer Innsbruckerin geleitet: Simone Strickner, selbst Absolventin der Theaterschule. — Aber auch Wirtschaft und Politik ziehen nach Paris. Die studierte Juristin Alexandra Palt aus Wien ist im Vorstand des größten Kosmetikherstellers der Welt, des Konzerns L›Oréal, für nachhaltige Entwicklung und Philanthropie des Unternehmens verantwortlich. — Schon in den 1980er Jahren kam der Journalist Danny Leder als Korrespondent unter anderem für den Wiener «Kurier» nach Paris, erlebte die Konflikte im rauen Nordosten von Paris und mitunter gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Juden und Muslimen, die in den letzten Tagen traurige Aktualität erfahren haben.
Nachtradio in den Parklücken der Aufmerksamkeit — Der Jetlag gehört zum Pauschalarrangement unserer Aufmerksamkeit. Obwohl gerade angekommen, sind wir noch nicht da. Die Jet Lag All Stars bringen ein Nachtradio für alle Kreaturen der Nacht, für die Lenkenden und Beifahrenden, wo immer sie die Nacht durchqueren. — Am Ö1 Thementag «Auslandsösterreicher:innen» schalten die Jet Lag All Stars nach Los Angeles. Dort wohnt seit Jahrzehnten der 1962 in Linz geborene Paul Haslinger als Komponist und Produzent von Filmmusik. Begonnen hat er seine Karriere allerdings in einer Schulband an einem Linzer Jesuitengymnasium. Es folgte ein Musikstudium in Wien, danach internationale Tourneen mit der deutschen Band Tangerine Dream. Sein Glück hat Paul Haslinger allerdings in Hollywood gesucht und gefunden. — Außerdem beschäftigen sich die Jet Lag All Stars mit dem durchaus wiedersprüchlichen Thema (National)-Hymnen und finden faszinierende künstlerische Auseinandersetzungen damit bei Karlheinz Stockhausen, Jimi Hendrix und John Cage.
Mit Elke Tschaikner, Klaus Wienerroither, Christian Scheib und Albert Hosp
Javascript wurde nicht gefunden. Javascript ist erforderlich, damit diese Site funktionieren kann. Bitte aktivieren Sie es in Ihren Browsereinstellungen und aktualisieren Sie diese Seite.