Loriot – Der preußische Bajazzo (1) Nach Ihnen, Frau Hoppenstedt!

06.11.2023RadiokollegÖ1Günter Kaindlstorfer —   –  Details

Loriot

Er war der bedeutendste Komiker Deutschlands nach 1945: der mecklenburgische Adelsspross Vicco von Bülow, der das Publikum unter dem Namen “Loriot” zum Lachen brachte. Eine humorhistorische Einordnung zum 100. Geburtstag. Holleri-du-dödl-di: Lieselotte Hoppenstedt möchte nach zweijähriger Ausbildung im Diplomjodeln endlich ihr Abschlussdiplom machen, damit sie auch “als Frau das Gefühl” hat, “auf eigenen Füßen zu stehen”. Loriots Sketch über den Alltag in einer deutschen Jodelschule gehört ebenso zu den Klassikern kabarettistischer Großkomik wie das loriotsche Minidrama um ein Mokka-Trüffel-Parfait, genannt “Kosakenzipfel”, um dessen gerechte Teilung zwei bürgerliche Herren im Nobelrestaurant fast in eine Prügelei geraten. Der preußische Offiziersspross Loriot, im November 1923 geboren, hat die angeblich so humorlosen Deutschen mit seinen hintersinnigen Cartoons und abgründig-skurrilen TV-Sketches das Lachen gelehrt. Dazu kamen zwei erfolgreiche Kinokomödien – “Ödipussi” und “Papa ante portas” -, die bis heute als Klassiker des Genres gelten.

 
 

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Jazzfest Berlin 2023: Markante Soundarbeit / Sylvie Courvoisier und Mary Halvorson

06.11.2023In ConcertDeutschlandfunk KulturMatthias Wegner —   –  Details

Sylvie Courvoisier und Mary Halvorson

Pianistin Sylvie Courvoisier und Gitarristin Mary Halvorson beleben seit Jahren den internationalen Jazz auf markante Art und Weise. Beide eröffneten gemeinsam mit diesem Konzert das diesjährige Jazzfest in Berlin. — Sylvie Courvoisier und Mary Halverson spielten 2016 zum ersten Mal zusammen. Zunächst hatten sie sich rein auf Basis der Improvisation angenähert, ausprobiert und kennengelernt. 2017 gab es das erste gemeinsame Duo-Album „Crop Circles“, 2021 kam das Nachfolge-Werk „Searching for the Disappeared“. Größerer Stellenwert der Kompositionen Halvorson und Courvoisier haben über die Jahre auch immer mehr gemeinsam komponiert und einiges davon konnten am vergangenen Donnerstag beim Jazzfest Berlin begutachtet werden. Besonders spannend ist es, wie die beiden mit ihren Sounds arbeiten, wie sich beide Instrumente annähern und manchmal sogar symbiotisch zusammenfinden. Die neuen Stücke, sagt Courvoisier, seien komplexer, als die älteren. Sie sollen sich aber nicht komplexer anhören, unterstreicht die Pianistin. Noch mehr Konzerte Neben der Musik dieses Duos senden wir weitere Höhepunkte des 4-tägigen Jazzfests Berlin. Unter anderen sind Alexander Schlippenbach und Aki Takase vierhändig am Klavier zu hören. — Pianistin Sylvie Courvoisier und Gitarristin Mary Halvorsonsie entschieden sich zum ersten Mal 2017 gemeinsam ins Studio zu gehen, um ihr Album Nummer eins „Crop Circles“ aufzunehmen.

 
 

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Methusalems und Jungspunde: Impressionen vom Jazzfest Berlin 2023

06.11.2023NewsTagesspiegelGregor Dotzauer —   –  Details

Conrad Bauer

Im vorletzten Jahr ihrer künstlerischen Leitung hat Nadin Deventer erneut auf die freieren Formen des Jazz gesetzt. Der Vielfalt hat das nicht geschadet. — Da passiert doch nichts, beschwert sich die Dame in der vorderen Reihe bei ihrem Mann. Und zweifellos kann einem die Dreiviertelstunde, in der Marlies Debacker ihrem Flügel zumeist stehend akkurat ausgehörte Obertonspektren, Schwebungen und schwere Glockentöne entlockt, wie ein Stück Unendlichkeit vorkommen. Die linke Hand auf den Saiten, die rechte auf der Tastatur, erschafft sie zart ineinanderfließende und wieder auseinanderstrebende, mitunter abrupt akzentuierte Formen und Figuren. Das größte offensichtliche Ereignis ist die Haarlocke, die der 31-jährigen Flämin regelmäßig ins Gesicht fällt und mit derselben Eleganz und Würde, mit der sie ihr Instrument behandelt, ebenso regelmäßig ihren Weg zurück hinter das rechte Ohr findet.

Da passiert nichts, und zugleich passiert sehr viel. Das Klavier ist ein schlafendes Ungeheuer, das sich von der Pianistin anfangs nur leicht kitzeln lässt, bis es leise grollend erwacht und sich unter ihren fliegenden Fäusten in seiner ganzen Bedrohlichkeit zeigt. Die sichtlich gelangweilte Dame in der ersten Reihe hat, wenn sie nicht Erwartungen hätte, die diese improvisierte, ganz aus ihren Klangreizen lebende Musik gar nicht erfüllen will, also unrecht – und auf andere Weise doch wieder recht. — Am Rande der Stille — Denn so kunstvoll Marlies Debacker ihr Feld am Rande der Stille beackert, ist es in seinen historischen Möglichkeiten weitgehend ausgeschritten. Was John Cage Ende der 1930er Jahre mit seinen ersten Kompositionen für präpariertes Klavier an subtiler Magie schuf und ein Cluster-Kamikaze wie Cecil Taylor in den 1960er Jahren von der Seite des Jazz aus hinzufügte, innerhalb eines Stils, der letztlich so beschränkt ist wie jeder andere. — Der Ruf des Experimentellen, den sich das Jazzfest Berlin unter Nadin Deventers Leitung erarbeitet hat, indem es als konventionell geltende Idiome des Jazz fast vollständig ausschließt, lässt sich bei näherer Prüfung nicht immer aufrechterhalten: Er steht nur für andere Rituale. So hat etwa das frei improvisierenden Trio des Gitarristen Fred Frith mit der portugiesischen Trompeterin Susana Santos Silva und der brasilianischen Schlagzeugerin Maria Portugal Momente ungeheurer Dichte, zumal in den stilleren Passagen, aber auch dem Genre geschuldete Durststrecken. — Der Engländer Frith, mittlerweile 74 Jahre alt, ist ein Veteran der extended techniques auf der Gitarre. Noch immer arbeitet er sich mit der Schuhbürste oder einem vibrierenden Essstäbchen zwischen den Saiten durch die Gerätschaften auf seinem Beistelltisch wie andere durch ihre Licks und Skalen, nicht selten mit dem Instrument als Schoßgeige vor sich. — Geräusch und Hymne — Portugal tuscht sanfte Grooves zwischen die Klangschwaden, und Santos Silva spuckt zwischen Geräusch und hymnischen Aufschwüngen alles Mögliche dazwischen. Musikerinnen, die beide rund drei Jahrzehnte jünger sind als Frith, sich in diese weder alte noch junge, bestenfalls zeitlose Welt, aber glänzend einfügen. — Was heißt in diesem Zusammenhang überhaupt Geschichte? Die Genese freier Spielweisen lässt sich relativ genau beschreiben. Sie haben ihr Vokabular und ihre technischen Errungenschaften, aber auch jenen Willen zur Traditionsauslöschung, den eine Musik, die aus dem Moment heraus entsteht, vielleicht beanspruchen muss, ohne ihm je nachkommen zu können. — Irreversible Entanglements, eine der meistgehypten Bands der Stunde, lässt sich da einfacher verorten. Das fünfköpfige New Yorker Kollektiv greift auf das Free-Jazz-Ungestüm der sechziger und siebziger Jahre zurück, knüpft es aber an Stücke mit markanten Themen und paart es mit dem Spoken-Word-Zorn von Camae Ayewa alias Moor Mother. — Auf den Spuren von Amiri Baraka — Liebe und antirassistische Agitation – das findet hier in einem deklamatorischen Sperrfeuer zusammen, das zwar nicht an Amiri Barakas einstigen, in seinem schwarzen Nationalismus zeitweilig dubiosen Furor heranreicht, ihm aber einiges verdankt. Zu später Stunde auf der Seitenbühne, wo man eng beieinandersteht, entfaltet das noch einmal eine sehr viel höhere Intensität als auf der Hauptbühne im Haus der Berliner Festspiele. — Die souveränste Verbindung von freier Improvisation und nie abnehmender Spannung zeitigt am Sonntagabend dennoch das Trio des dieses Jahr mit dem Albert-Mangelsdorff-Preises der Deutschen Jazzunion ausgezeichneten Posaunisten Conny Bauer. Mit dem bewährten Gespann von Hamid Drake am Schlagzeug und William Parker am Kontrabass werfen sich hier drei einzigartige Musiker mit atemberaubender Geschwindigkeit die Bälle zu und fürchten keine Sekunde lang, von Traditionsresten erstickt zu werden. — Conny Bauer übt sich auch mit 80 Jahren noch virtuos in Flatterzunge und Mehrstimmigkeit, scheut aber auch keine bebophaften Floskeln. Bei William Parker flammt immer wieder ein rasanter Walking Bass auf, während Hamid Drake trotz Gleichberechtigung im Trio mit verschachtelten, schnell die Richtung wechselnden Rhythmen das Heft in der Hand hält. Da passiert etwas, ja da passiert viel zu viel, doch man muss über diese Musik gar nichts wissen, um sich von ihr anspringen zu lassen. — Orchestrales Vehikel — Mit 80 Jahren war Bauer nicht der Älteste. Der Methusalem ist mit 83 Jahren der Schlagzeuger Andrew Cyrille, der in Berlin einst schon in Cecil Taylors Band zu hören war, hier aber im Duo mit dem Tenorsaxofonisten Bill McHenry auftritt. Ein inzwischen dezidiert antivirtuoser Trommler aus dem Kreis der Chicagoer AACM-Avantgarde, der sogar erst einmal einige Stücke abwartet, bevor er die Becken einbezieht. Unwesentlich jünger mit 79 Jahren ist Henry Threadgill, gleichfalls ein alter AACM-Gefährte. — Mit seiner Auftragskomposition «Simply Existing Surface» für seine eigene Band Zooid und Silke Eberhards Potsa Lotsa XL schuf er das komplexeste Vehikel des Jazzfests, das in den improvisatorischen Passagen aber zusehends in Schwung geriet und nicht zuletzt mit Soli des Klarinettisten Jürgen Kupke oder des Tenorsaxofonisten Patrick Braun für Begeisterung sorgte.

Mehr zum Jazzfest Berlin 2023 — Jazzfest Berlin 2023 Ein Probenbesuch bei dem Komponisten Henry Threadgill — Paare, Gruppen, Scharen Die Eröffnung des Jazzfests Berlin 2023 — Was immer man von Nadin Deventers programmatischer Strenge hält: Man muss ihr lassen, dass sie einem großen Publikum Ensembles präsentiert, die man in Berlin sonst nicht kennt. Die französische Pianistin und Komponistin Eve Risser mag mit ihrem mit Djembes und Balafonen westafrikanisch wogenden Red Desert Orchestra nach ihrer Premiere mit dem White Desert Orchestra 2016 fast schon eine alte Bekannte sein. — Nach Mitternacht, kurz vor Weltende — Die schwedische Komponistin Ellen Arkbro, sonst eher in den Gefilden reiner Stimmungen und mitteltöniger Versuche unterwegs, war mit dem von ihr und dem Pianisten Johan Graden eher popmusikalisch angelegten Projekt «I get along without you very well» eine Entdeckung. Acht auch als Album veröffentlichte Stücke von betäubender Langsamkeit. Songs, die mit ihrer hingehauchten Stimme wie durch Schlick waten. Musik für die Zeit weit nach Mitternacht, kurz vor Weltende. — Man könnte sich an Annette Peacocks schmerzliche Balladen erinnert fühlen oder an Radiohead. Für ein Kammerensemble durcharrangiert, gehört es mit seinen solistischen Einsprengseln und einem Schlagzeug, das hin und wieder gegen das allzu Schleppende aufbegehrt, allein der Konzentration wegen, die das Zuhören erfordert, auf ein solches Festival. — Zur Startseite

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— Was immer man von Nadin Deventers programmatischer Strenge hält: Man muss ihr lassen, dass sie einem großen Publikum Ensembles präsentiert, die man in Berlin sonst nicht kennt. Die französische Pianistin und Komponistin Eve Risser mag mit ihrem mit Djembes und Balafonen westafrikanisch wogenden Red Desert Orchestra nach ihrer Premiere mit dem White Desert Orchestra 2016 fast schon eine alte Bekannte sein. — Nach Mitternacht, kurz vor Weltende — Die schwedische Komponistin Ellen Arkbro, sonst eher in den Gefilden reiner Stimmungen und mitteltöniger Versuche unterwegs, war mit dem von ihr und dem Pianisten Johan Graden eher popmusikalisch angelegten Projekt «I get along without you very well» eine Entdeckung. Acht auch als Album veröffentlichte Stücke von betäubender Langsamkeit. Songs, die mit ihrer hingehauchten Stimme wie durch Schlick waten. Musik für die Zeit weit nach Mitternacht, kurz vor Weltende. — Man könnte sich an Annette Peacocks schmerzliche Balladen erinnert fühlen oder an Radiohead. Für ein Kammerensemble durcharrangiert, gehört es mit seinen solistischen Einsprengseln und einem Schlagzeug, das hin und wieder gegen das allzu Schleppende aufbegehrt, allein der Konzentration wegen, die das Zuhören erfordert, auf ein solches Festival.

 
 

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Musik-Ikone / Als ‹Malerin der Lieder› machte sie sich einen Namen: Joni Mitchell wird 80 Jahre alt

06.11.2023NewsSüddeutsche ZeitungBenno Schwinghammer, dpa —   –  Details

Joni Mitchell

Joni Mitchell verwandelte Popmusik in eine bis dahin kaum gekannte Kunstform. Auf der Bühne steht sie heute kaum noch. Dafür hinter der Ping-Pong-Platte. — Wie eine Königin saß Joni Mitchell vergangenes Jahr in einem pompösen Sessel auf der Bühne des Newport Folk Festivals. Gut 20 Jahre hatte die «Big Yellow Taxi»-Sängerin kein Konzert mehr gegeben. Doch hier war sie nun, die Legende persönlich. Vielleicht nicht mehr ganz so lebhaft wie früher, aber das darf Mitchell im fortgeschrittenen Alter auch sein. Am Dienstag wird die Kanadierin 80 Jahre alt.

Joni Mitchell, ursprünglich Roberta Joan Anderson, wurde am 7. November 1943 in Fort Macleod in der kanadischen Provinz Alberta als Tochter einer Lehrerin und eines Lebensmittelhändlers geboren. In ihrer Heimat studierte sie zunächst kommerzielle Kunst, bevor sie 1964 nach Toronto zog. Die junge Joni trat in lokalen Folk-Clubs und Kaffeehäusern auf. Und sie lernte einen Mann kennen – doch ihre Ehe mit dem Folksänger Chuck Mitchell hielt nicht lang. Mitchell zog dann nach New York City. — Joni Mitchell gilt als eine der Wegbereiterinnen des Folk und des Jazz. Heute feiert die Sängerin ihren 80. Geburtstag.

(…)

Nach schwerem Gehirnaneuysma 2015: Mitchell kämpft sich mit Wandern und Ping Pong ins Leben zurück — Einen Platz in der Geschichte hat sie – aufgenommen in die Rock & Roll Hall of Fame und mit einem Grammy für ihr Lebenswerk versehen – ohnehin sicher. — Mitchells Fans sehen in ihr auch eine Künstlerin von großer menschlicher Qualität, integer und unabhängig, die nie Scheu hatte, gegen den Strom zu schwimmen. Nicht zuletzt steht ihre Songzeile «Sie haben das Paradies zugepflastert, um einen Parkplatz zu errichten» («They paved paradise to put up a parking lot») aus «Big Yellow Taxi» für Mitchells Liebe zur Natur und Kritik an ihrer Zerstörung. Auch persönliche Tragödien teilte Mitchell mit der Welt. So wurde sie früh schwanger und gab ihre Tochter zur Adoption frei, traf sie aber Jahre später wieder. — Bis heute lädt Mitchell Freundinnen und Freunde zu Jam-Session in ihr Zuhause ein – zuletzt unter anderem Superstar Bette Midler, wie sie dem «Interview Magazine» verriet. Um nach einem schweren Gehirnaneurysma im Jahr 2015 fit zu bleiben, wandere sie auch viel. Zur Therapie gehöre aber auch Ping Pong: «Zuerst erklimmen wir den Hügel, rauf und runter, und wenn es die Zeit erlaubt, spielen wir dann vier Spiele.»

 
 

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Nur in den Songs ist das Paradies noch da

06.11.2023NewsSüddeutsche ZeitungWilli Winkler —   –  Details

Joni Mitchell

Kinderlähmung, Schulabbruch, Malstudium: Joni Mitchell, die einzig wahre poetessa des Rock’n’Roll, wird 80 Jahre alt. — Niemand sang wie sie, niemand stimmte die Gitarre wie sie, niemand erzählte so offen von Affären, von Schmerz, Verlust und Glück: Joni Mitchell im November 1968. — In amerikanischen Lebensläufen gibt es keinen zweiten Akt, heißt es angemessen verzweifelt bei F. Scott Fitzgerald, aber Joni Mitchell ist auch keine Amerikanerin, sondern kommt aus Kanada. Ihr zweiter Akt begann im Jahr 2020. Ein Aneurysma hatte sie da fast umgebracht, doch sie erholte sich wieder, konnte die Saiten auf der Gitarre wieder greifen und sie sang wieder. Tiefer als früher, viel tiefer, dafür hatten schon die Zigaretten gesorgt, aber sie sang. Brandi Carlile holte die Wiedergenesene vergangenes Jahr beim Newport Festival auf die Bühne, auf dass sie sich gebührend feiern ließe. Joni Mitchell saß auf einem Thron, schaute auf ihre Heerscharen und dann sang die Königin von Engelshaar und Burgen aus Eis und fedrigen Schluchten.

 
 

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Hamburg: The Joni Project auf Kampnagel begeistert Publikum

06.11.2023Extra: ClipNDR TVPetra von Volquardsen —   –  Details

The Joni Project

Die Kanadierin Joni Mitchell ist Dichterin, Malerin, Produzentin und eine der größten Singer-Songwriterinnen. Heute wird sie 80 Jahre alt. In Hamburg wurde ihr Geburtstag am Sonntag in der Kulturfabrik Kampnagel schon mal vorgefeiert.

»The Joni Project» – so heißt das Projekt der Hamburgerin Stefanie Hempel. In der Vergangenheit hat sie immer mal wieder ganze Beatles-Alben live auf die Bühne gebracht. Nun also ein Konzert zu Ehren von Joni Mitchell. Die Hamburger Musikerin sitzt am Flügel und singt. Zusammen mit vielen Gästen will sie das Werk von Joni Mitchell feiern. «Bei Joni geht es immer um die Ehrlichkeit sich selbst und anderen gegenüber. Sie will unbedingt dieses Wesen Mensch, Frau, Mann verstehen und dafür muss man sich auf den Weg machen», sagt Hempel.

Angefangen hat alles ganz klein in der Corona-Zeit — Der Blick auf die Bühne zeigt: Die Initiatorinnen des Joni Projects haben sich Einiges vorgenommen. Die Bühne steht voll mit Instrumenten: Geigen, Cello und Kontrabass, Harmonium, Vibraphon und jede Menge Gitarren.

Angefangen hat alles ganz klein: Während der Corona-Zeit trifft sich Stefanie Hempel mit den Multi-Instrumentalistinnen und Sängerinnen Anne de Wolff aus Hamburg und Iris Romen aus Berlin. Schnell wird klar: Daraus kann mehr werden. Die drei harmonieren perfekt.

Nach und nach immer mehr musikalische Gäste

Nach und nach kommen immer mehr musikalische Gäste auf die Bühne. Die Stimme von Katharina Franck haben viele noch von den Rainbirds im Ohr. Sängerin Lisa Bassange singt unter anderem das Lied, das Joni Mitchell für ihre zur Adoption freigegebene Tochter geschrieben hat und Anna Depenbusch atmet noch mal tief durch, bevor sie Joni Mitchells Lied über ihre Wahlheimat Kalifornien singt.

Ganz besonderer Gast: Gitte Haenning — Bei aller Vorbereitung: Manches lässt sich nicht planen. Der kanadische Sänger Martin Gallop ist krank und kann deshalb nicht dabei sein. Kurzerhand wird eine Handyaufnahme aus der Probenzeit abgespielt. Stefanie Hempel und die anderen singen live dazu. Jazzmusikern Alma Naidu hätte es wegen der Sperrung des Hamburger Flughafens fast nicht mehr zum Konzert geschafft. Sie tritt auf, ohne vorher mit der Band geprobt zu haben. Und dann ist da noch dieser ganze besondere Gast: Gitte Haenning. «Als man mich fragte, habe ich ohne zu zögern sofort zugesagt», sagt sie.

 
 

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Der klassische Loriot

06.11.2023Der Tagrbb kulturFrank Meyer —   –  Details

Vicco von Bülow

In der rbbKultur-Sondersendung “Der klassische Loriot” widmen wir uns eine Stunde lang ausschließlich Loriots musikalischem Werk. Frank Meyer spricht mit Stefan Lukschy, dem jahrzehntelangen Co-Regisseur Loriots, mit Stefan de Leval Jeziersky vom Scharoun Ensemble und unser Opernexperte Matthias Käther beleuchtet Loriots Opernwelt. Und vor allem hören wir Musik von und mit Loriot. — Vicco von Bülow alias Loriot war einer der größten Humoristen, die Deutschland je hatte. Er wurde geliebt und bewundert für seine zugleich feinsinnigen und urkomischen Sketche, Zeichnungen und Filme. Verehrt wurde er von vielen auch für seine Liebe zur klassischen Musik und seinen vielfältigen musikalischen Inszenierungen. In Berlin war Loriot vor allem den Berliner Philharmonikern eng verbunden. Mit dem Scharoun-Ensemble der Berliner Philharmoniker inszenierte er seine eigene Version des “Karnevals der Tiere”. An der Deutschen Oper moderierte er jahrelang die Gala der Deutschen AIDS Stiftung. Er inszenierte Opern und schrieb Libretti, stand auf und hinter der Bühne und gab seinen “Kleinen Opernführer” heraus.

 
 

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Spinning Time – Alte Heroen und wenig Etabliertes / So war das Jazzfest Berlin 2023

06.11.2023Der Tagrbb kulturJens Lehmann —   –  Details

Susana Santos Silva

Am Sonntag ist das 60. Berliner Jazzfest zuende gegangen. Zu erleben waren viele alte Heroen, aber auch Neues und wenig Etabliertes. «Spinning Time» lautete das Motto. Jens Lehmann fasst zusammen, was für ihn am diesjährigen Jazzfest wichtig war. — Die Harmonie, den Wohlklang, die hat man sich beim Jazzfest in diesem Jahr bis zum Schluss aufgespart. Im Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstraße ist die Sängerin und Gitarristin Joyce Moreno mit ihrer Band zu Gast. Man weiß zwar nicht so genau, warum, aber ein bisschen Bossa Nova mit einer der großen Stimmen Brasiliens kann ja nicht schaden. — Während Moreno noch ihre Hits in den sich leerenden Saal säuselt, geht im Quasimodo in der Kantstraße schon die große Abschiedsparty mit dem Andreas Roysum Ensemble ab. Und auch da traue ich meinen Ohren kaum, als ich die Treppen in den Kellerclub hinuntersteige: Da sind doch tatsächlich klassische Soul-Nummern dabei. — Laut und dissonant — Nach den vergangenen Festivaltagen ist das fast schon eine Gute-Laune-Explosion. Denn von Beginn an pendelte das diesjährige Jazzfest zwischen intellektuell überfordernder, frei improvisierter, geräuschhafter Musik und meditativen, fast schon rituellen Klängen hin und her. — Und zwischen oft enttäuschenden Auftritten großer alter Männer und jugendlichen Kreativexplosionen. «Spinning Time» lautete das Motto diesmal, und das war laut Festival-Chefin Nadin Deventer auch auf die Altersspanne zwischen neunjährigem Knabensopran und 85-jährigem Freejazz-Pianisten gemünzt. — Wunderklänge und Ungenießbares aus der «Riege der Alten» — Henry Threadgill zählt auch schon 79 Lenze, aber Alter schützt vor Langeweile nicht. Die Freejazz-Legende aus Chicago hat sich und der Berliner Großformation Potsa Lotsa XL ein Stück geschrieben, bei dem ich mich ernsthaft frage, wie viele Hörerinnen und Hörer das zum Auftakt der ARD-Jazznacht wohl zu Ende hören wollten. Drei Jahre Vorbereitungszeit, gefühlt ein halber Probentag, Ergebnis: ungenießbar – mein persönlicher Flop des Festivals. — — — «High» mit Ambarchi, Bertling und Werliin in der Gedächtniskirche — Bitchin Bajas können das auch. Sie sind Bestandteil einer Hommage an die Chicagoer Szene, die als Wandelkonzert auf der Seitenbühne in der Schaperstraße daherkommt. «Sonic Dreams» heißt es – und die drei Keyboarder lösen den Titel am besten ein. Das zwitschert und wabert herrlich hypnotisch. — Konzeptkunst, die polarisiert — Mein Top of the Festival ist aber das fantastische Red Desert Orchestra mit seinen westafrikanischen Rhythmen, die die Französin Eve Risser geschickt mit eingängigen Grooves und rauen Bläsersätzen verbindet. Und dazu tanzt die sympathische Französin auch noch ganz versunken am Bühnenrand vor sich hin, bevor sie die nächsten Akkorde in den Flügel poundet. — Beseelter Festival-Abschluss im Quasimodo — Jaja, auch ich erinnere mich zwischendurch an das Jazzfest vor zehn Jahren: Da hießen die Headliner noch Michael Wollny und John Scofield – und ich hab›s geliebt. Aber muss man das neue Jazzfest in der Hauptstadt der Freien Improvisations-Szene deshalb verdammen oder boykottieren? Nein!

 
 

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Gesicherter Fortbestand – Joey Alexander: Continuance (AdW)

06.11.2023Play JazzNDR KulturSarah Seidel —   –  Details

Joey Alexander

Gerade einmal 20 Jahre alt ist Joey Alexander und schon lange ein international gefeierter Pianist. Sein siebtes Album «Continuance» hat er mit seinem Trio und dem Trompeter Theo Croker eingespielt. — Geboren wurde er 2003 auf Bali. Sein großes pianistisches Talent zeigte sich schon in seiner frühesten Kindheit. Joey Alexander war 11, als er vom Trompeter Wynton Marsalis entdeckt und gefördert wurde. Von Denpasar auf Bali über Jakarta bis New York ist es ein weiter Weg. Joey Alexander hat ihn in seiner Jugend beschritten, inzwischen lebt er seit Jahren in den USA. Jetzt ist er 20 und macht schon lange international als Jazzpianist von sich reden. Joey Alexander tourt und veröffentlicht regelmäßig Alben. Ein Musiker, der mit tiefgehenden Kompositionen, stupender Technik und fesselnden Improvisationen beeindruckt. — »Continuance» ist sein mittlerweile siebtes Album, das ihn mit seinem Trio und im Zusammenspiel mit dem Trompeter Theo Croker präsentiert. Mit dabei: der Bassist Kris Funn und der Schlagzeuger John Davis. Sieben Stücke haben sie aufgenommen, fünf davon hat Joey Alexander selbst geschrieben. Dazu kommen seine Interpretation eines Pop-Songs von Bonnie Raitt und die Auslegung einer alten amerikanische Kirchen-Hymne. — Joey Alexander ein gereifter Pianist mit 20 Jahren — »Continuance» – das bedeutet so viel wie Fortbestand. Wenn man Joey Alexander hört, vertraut man ohne weiteres darauf, dass der Jazz mit Talenten wie ihm fortbestehen wird. Da ist immer noch die Überraschung darüber, dass ein so junger Musiker ein so ausgereifter Bandleader und Pianist sein kann, dass er diese musikalische Tiefe hat. Zu spüren ist bei ihm diese unmittelbare Verbindung zum amerikanischen Jazz mit all seinen alten Helden. Ob nun Thelonious Monk oder aber Herbie Hancock – in der Musik von Joey Alexander offenbart sich die Tradition des Genres und die Gegenwart. — Auf seinem neuen Album manifestieren sich sein Hang zu melodiösen, gefühlvollen Songs und seine Liebe zu druckvollen Rhythmen. All das verpackt in einen zeitgenössischen Klang. Joey Alexander hat sich für dieses Album nicht nur an den Konzertflügel gesetzt, sondern auch an das Fender Rhodes Piano und an das Mellotron – ein Instrument, mit dem er sogar Flötentöne auf die Tasten bringt.

 
 

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Das Kölner Label KLAENG – ein Kollektiv der Musiker

06.11.2023Round MidnightNDR KulturMichael Laages —   –  Details

Label KLAENG

Erinnert sich noch jemand an «Mood», das «Label der Musiker» aus Heidelberg? Ende der 70er Jahre gründete sich ein Musiker-Kollektiv um Wolfgang Dauner, Volker Kriegel und Albert Mangelsdorff, Eberhard Weber und den damals in Köln ansässigen Charlie Mariano. Aus England kamen noch Barbara Thompson, Jon Hiseman und Ian Carr dazu. Flaggschiff der Firma war das «United Jazz & Rock Ensemble», der Verkauf lief über die Versand-Größe «2001». Dauners alter Traum war Wirklichkeit geworden – ein wirklich unabhängiges Label zu haben. «KLAENG», das demnächst zehn Jahre alte Kollektiv in Köln, folgt einem ähnlichen Ziel. — Unter diesem Dach haben viele Platz — Pianist Pablo Held, Trompeter Frederik Köster und Saxophonist Niels Klein, Sänger Tobias Christl und Gitarrist Tobias Hoffmann sowie das grandiose Bass-und-Schlagzeug-Duo aus Robert Landfermann und Jonas Burgwinkel haben «KLAENG» vor allem als Dach konstruiert – die jeweils eigene Musik, aber auch Produktionen von unterschiedlichsten, mit der Gründungs-Crew mehr oder minder befreundeten Musikerinnen und Musikern sind willkommen. — Jeder «macht sein eigenes Ding». «KLAENG» als Label ist gemeinnützig und darf keine Gewinne machen. Was die jeweils Produzierenden an Einkünften erarbeiten, gehört ganz und gar ihnen, niemand redet ihnen rein, nicht bei der Musik, nicht im Produktionsablauf, nicht bei der Cover-Gestaltung. Ein winziges Büro in Köln besorgt Organisation und Verwaltung. Ursprung der «KLAENG»-Idee war ein Festival im Frühjahr 2014. Inzwischen ist auch ein «KLAENG»-Sommertreffen hinzu gekommen, und eine große Menge an sehr besonderer Musik versammelt sich unter dem «KLAENG»-Dach. Im Label-Porträt erzählt Mitgründer Tobias Hoffmann von der Geschichte einer ziemlich guten Idee – natürlich mit ganz viel guter «KLAENG»-Musik drumherum.

 
 

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