07.11.2023 – News – FAZ online – Jan Wiele — – Details
Joni Mitchell
Für die Entwicklung der Folkmusik hat sie mehr getan als Joan Baez und Bob Dylan, bevor sie zwischen Rock und Jazz ganz neue Räume öffnete. Sie selbst versteht sich als Malerin, die Lieder schreibt: Joni Mitchell zum Achtzigsten. — Wenn man der Beschreibung eines typischen Tages im Laurel Canyon zuhört, wie der Fotograf und Musiker Henry Diltz sie als Erzähler des Dokumentarfilms «Legends of the Canyon» über die dortige Musikszene in den Siebzigerjahren liefert, klingt es vielleicht ein bisschen albern: lange schlafen, erst mal Räucherstäbchen anzünden, warten, dass das Telefon klingelt, irgendwann vielleicht herüberfahren zum Haus von Mama Cass (der Sängerin der Band The Mamas & The Papas), weil da mehr los ist. Dann den anderen auf der Gitarre zeigen, dass man gerade einen neuen Akkord erfunden habe. — Im Falle von Joni Mitchell klingt zumindest die Sache mit dem Akkord kein bisschen albern, denn was sie als Innovatorin der «offenen Stimmungen», also der von der gewöhnlichen E-A-D-G-H-E-Stimmung der Gitarre abweichenden, geleistet und damit nicht nur der Folkmusik, sondern auch Rock, Jazz und den Mixturen aus allem an neuen Impulsen gegeben hat, wird noch immer unterschätzt. David Crosby, selbst ein Fuchs im Finden solcher Stimmungen («Guinnevere»), hat nie verhehlt, von wem er in dieser Hinsicht seine Inspiration hatte: Er sagte einmal, dass Joni Mitchell neben dem 1997 verstorbenen Michael Hedges die Kunst des Open Tuning wohl am entscheidendsten geprägt habe. — Meisterin der offenen Stimmung: Joni Mitchell zu Beginn der Siebzigerjahre.
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