Am 7. April 2023 veröffentlichte der französische Trompeter Erik Truffaz das Album «Rollin›» – eine Verbeugung vor dem Kino und einigen großen Namen der Filmmusikgeschichte: Nino Rota, Ennio Morricone, John Barry. Auch Soundtracks von Landsleuten wie Michel Magne und Alain Romans ließ Erik Truffaz auf diesem Album in neuer Gestalt erklingen.
— Dass im Kino üblicherweise nicht geklatscht wird, bei Konzerten allerdings schon, war wohl der Grund, warum Truffaz dann «Rollin› & Clap» als Programmtitel wählte, als er am 14. April beim Cully Jazz Festival am schweizerischen Nordufer des Genfersees zu Gast war, gemeinsam mit Marcello Giuliani, seinem langjährigen Partner am Bass, Keyboarder (und sonst ebenfalls Trompeter) Alexis Anérilles, Schlagzeuger Raphaël Chassin und Gitarrist David Koch.
Live aus dem RadioCafe. Pianist und Akkordeonist Stefan Heckel zu Gast im Wiener RadioCafe — Jerusalem, London, Graz und Wien sind bedeutende Wegmarken des «Freigeists an den Tasten», wie Stefan Heckel genannt wurde: Bekannt ist der in der steirischen Landeshauptstadt geborene und in Wien lebende Instrumentalist als Grenzgänger zwischen Jazz, experimentellen Klängen und Musik aus unterschiedlichen Kulturen sowie als Akkordeonist und Pianist zwischen Komposition und Improvisation, deren Wurzeln bis in seine Kindheit zurückreichen, als er mit Volksmusik aufwuchs.
— Stefan Heckel stellt sein jüngst veröffentlichtes Solo-Album für Klavier vor und gibt mit dem Cellisten und Weggefährten Erich Oskar Huetter Einblicke in gemeinsame Aktivitäten wie die Festivals Hauskultur oder Sounding Jerusalem. Im Gespräch mit Johann Kneihs im Wiener RadioCafe erzählt er von seinen Forschungen zur Methode des «Instant Composing» des großen Jazzgitarristen Harry Pepl, aber auch von der Geschichte eines amerikanischen Harmoniums aus dem Zweiten Weltkrieg, das im Zentrum seines neuen Projekts steht.
»Nehmen Sie Haltung an!», lautet eine gut gemeinte Forderung an uns alle. Severin Groebner, Entertainer und satirischer Auslandsösterreicher von Beruf, fragt zurück: «Gerne, aber welche?» — In seinem aktuellen Programm mimt er einen mittelalten Spießer mit Gitarre, der über moderne Geisteshaltungen räsoniert: Von Social Media, über Body Positivity, Laktoseintoleranz, Wokeness bis hin zu Genderspitzfindigkeiten reicht die Palette. Im Pressetext zu seinem Programm «ÜberHaltung» heißt es: «Ist die Haltung gemeint von der man Schäden bekommt? Oder die Haltung, die mit Zäunen und Futtermittel uns mit eiweißhaltiger Nahrung versorgt. Vielleicht artgerecht, wichtiger aber zeitgerecht. Oder die Haltung zur Welt? Besonders schwierig, weil ja die Welt selbst so haltlos ist.
— Severin Groebner, selbst Halter zahlreicher Kleinkunstpreise und regelmäßiger Unterhaltungsbeauftragter für die Wiener Zeitung und den WDR, hält inne und verteilt Haltungsnoten für Haltungsnöte. Genaueres weiß man nicht, Haltung kann man eben nur annehmen.»
Der am 3. Juli 1971 in Paris verstorbene James Douglas “Jim” Morrison, Mitglied des berühmt-berüchtigten “Klub 27”, hätte am 8. Dezember seinen 80.Geburtstag gefeiert. Anders als der fast gleich alte Keith Richards, der seinen Achtziger am 18. Dezember feiern kann, musste der Sohn eines Marineoffiziers (und späteren Admirals) seinem exzessiven Lebenswandel Tribut zollen. Jim Morrison war als Frontmann der “Doors” zweifelsohne eine der charismatischsten Figuren der Popkultur. Im Gegensatz zu den “Rollenden Steinen”, die dann im US-amerikanischen Fernsehen doch verschämt “Let´s spend some time together” anstatt “Let´s spend the night together” sangen, röhrte er mit seiner Baritonstimme live vor einem Millionenpublikum gegen den ausdrücklichen Wunsch des TV-Senders “Girl we could not get much higher”.Hinzu kamen noch exhibitionistische Aktionen während “The Doors” Konzerten. Morrison repräsentierte wie nur wenige Künstlerinnen und Künstler der 60-iger Jahre das Dunkle und Aufrührerische der Rockmusik und wurde so zu einer großen Inspiration für nachfolgende Bands und Interpreten. Die Spielräume Nachtausgabe würdigt eine der ikonischen Figuren des Rock´n Roll. Die Gäste dieser Sendung sind der Schriftsteller Peter Henisch, der Sänger Günther Prangl, der Keyboarder Klaus Bergmaier und der Schlagzeuger Rainer Schmid. Einige Doors Klassiker werden auch live im Studio musiziert werden.
Volkszählungsurteil — Paukenschlag aus Karlsruhe — Gegen die geplante Volkszählung hatten in den 80er Jahren bereits weite Teile der westdeutschen Gesellschaft protestiert. Am 15.12.1983 gab ihnen das Bundesverfassungsgericht recht: Es erklärte das Volkszählungsgesetz für nichtig. — Bundesverfassungsgerichtspräsident Prof. Dr. Ernst Benda verkündet am 15. Dezember 1983 das Volkszählungsgesetz. Die für 1983 geplante Volkszählung konnte infolge erst 1987 unter besonderen Datenschutzauflagen stattfinden.
Aufnahme vom 6.7.2023 beim Rudolstadt Festival — Der kubanische Sänger und Gitarrist Eliades Ochoa ist der letzte «Sonero» der Band des Buena Vista Social Club, die spätestens 1997 durch Wim Wenders‘ gleichnamigen Film weltberühmt wurde. «Ich mache traditionelle kubanische Musik, den Son Cubano“, sagt der 1946 in Santiago de Cuba geborene Musiker. Mit elf Jahren hat er als Straßenmusiker begonnen, wurde bald bekannt, stellte seine erste Band zusammen und übernahm das 1939 gegründete Cuarteto Patria. Mit dieser Formation spielte er in den 1980er-Jahren die erste Version des Welthits «Chan Chan» ein. Seit dem phänomenalen Erfolg des Buena Vista Social Club hat der Musiker, der immer seinen schwarzen Sombrero trägt, neun Alben veröffentlicht und vier Latin Grammys gewonnen. In Rudolstadt hat der 77-Jährige auch Eigenkompositionen von seinem neuen Album «Guajiro» präsentiert – begleitet von Klavier und Kontrabass, Trompete und Perkussion.
Mit Gerd Dudek verstarb am 3. November 2022 einer der großen Tenor- und Sopransaxofonisten des europäischen Jazz. Er wurde 84 Jahre alt. In den «Milestones» erinnern wir an seine Karriere und an wichtige Aufnahmen. Der 1938 im schlesischen Groß Döbern geborene Dudek hat die Geschichte des bundesrepublikanischen Jazz seit den 1960er-Jahren mitgeprägt – sei es als Mitglied von Rundfunk-Big-Bands, in Free-Jazz-Gruppen oder Hardbop-Combos im Geiste seines großen Vorbilds John Coltrane. Er war ein warmherziger, eher stiller Zeitgenosse, der aber mit und auf seinem Instrument jegliche Zurückhaltung ablegen und ungeheure Energien freisetzen konnte. Der musikalische Gestus war zugleich eine Haltung, die auch die Organisationsform mitbestimmte: Zwar liefen die meisten von Dudeks Aktivitäten eben nicht unter seinem Namen. Aber fast alle Formationen verstanden sich, ob musikalisch frei oder nicht, ob mit oder ohne nominellen Leader, als Kollektiv – das frühe Manfred Schoof Quintett, das Globe Unity Orchestra, Gruppen um Albert Mangelsdorff, Wolfgang Dauner und Peter Brötzmann, die German All Stars, das European Jazz Ensemble, Third Eye und viele andere mehr. So sehr man ihn als Solisten allerersten Ranges erlebte: Gerd Dudek war stets ein Teamplayer, eine künstlerische Autorität, befreit vom Drang und Zwang notorischer Selbstdarstellung. Selbst, wenn er am vorderen Bühnenrand stand, stand er nie im Vordergrund.
Während 45 Minuten bombardierten die Alliierten im Februar 1945 Dresden. Zurück blieben die Gerippe einer Stadt, die wieder aufgebaut werden musste, ohne dabei heilen zu können. — Als der Schriftsteller und Essayist W. G. Sebald 1997 seine Zürcher Poetikvorlesungen hielt, ging ein Raunen durch das Kulturleben. Die deutsche Literatur habe es versäumt, den Luftkrieg zwischen 1942 und 1945 zu ihrem Thema zu machen, so lautete Sebalds These.
John Lennon arbeitete 1980 in New York an seinem siebten Soloalbum, «Double Fantasy». — Fünf Schüsse krachen durch die kühle Dezembernacht und verhallen in den Strassenfluchten New Yorks. In der Stadt, die niemals ruht, sorgt das Verbrechen zuerst für punktuelle Panik vor dem Dakota-Building, diesem verwinkelten Neo-Renaissancebau am Rande des Central Park. Stunden später wird sich die Aufregung wellenförmig in der ganzen Welt verbreitet haben: John Lennon ist erschossen worden!Die Szenerie vor dem Dakota-Building nimmt sich aus wie die Sequenz aus einem Kriminalfilm. Gerade erst hat ein Taxi den prominenten Musiker und seine Partnerin Yoko Ono vom Studio, wo sie an einem neuen Album arbeiteten, nach Hause gefahren. Auf dem Weg durch das Eingangstor des Dakota-Gebäudes ist der Rockstar dann von einem jungen Mann niedergestreckt worden. — (…) — Trotz der Themenvielfalt kommen John Lennon selbst und seine Angehörigen zu kurz. Yoko Ono, die sich damals bei allem Schrecken noch um den Sohn Sean Lennon zu kümmern hatte, spielt in der Serie eine marginale Rolle. Und schliesslich wird auch die geradezu mythische Tragweite des Ereignisses für die Pop-Kultur nicht recht herausgearbeitet: Im Schatten des Stars hat sich ein Fan in einen geistig verwirrten Feind verwandelt. In einer Mischung aus Wahn und Zynismus hat Mark David Chapman einen der berühmtesten Künstler ermordet, um selbst bekannt zu werden.
‹Die Hamburger Schule‹ ist ein Begriff, der sich an die berühmte ‹Frankfurter Schule‹ anlehnt, aber statt einer philosophischen Denkschule eine wichtige musikalische Szene mit ihren Ideen beschreibt. — Die Band Kolossale Jugend war Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger eine der wichtigsten Vorreiter-Bands für diese Hamburger Schule. Auch andere Künstler wie Capt. Kirk &, Die Sterne, Brüllen, Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs, Huah!, und Die Goldenen Zitronen gehörten und gehören dazu. Sie machten deutsche Texte wieder salonfähig. Bands wie Blumfeld, Tocotronic und Wir sind Helden wurden bekannt und erfolgreich. Viele Bands schlossen sich an, andere entstanden aus gegebener Selbstverständlichkeit heraus. In der Hamburger Schule zeigte man Haltung, war politisch, kritisch und unterhaltsam. Im Nachtmix wird es dreißig Jahre später um diese Bands gehen, allen voran um die Kolossale Jugend.
Das Besondere dieses ikonischen Stücks von Earle Brown besteht nicht nur darin, dass es sich um eine sogenannte «offene Form» handelt, es wird auch auf einem Kunstwerk ausgeführt, das Alexander Calder eigens dafür geschaffen hatte: sein Mobile «Chef d›orchestre» (1966). — Entscheident für Earle Browns Komponieren war die Begegnung mit den Mobiles von Alexander Calder, jene beweglichen Skulpturen, die ihm zur Idee einer sich im Raum bewegenden Musik führten.
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