06.02.2024 – Radiokolleg – Ö1 – Johannes Gelich — – Details
Wasser und Erde
Im Sommer letzten Jahres wurde nach langen Diskussionen jener Ort bestimmt, an dem sich der menschliche Einfluss auf die Natur durch die Jahrhunderte am besten belegen lässt: der Crawford Lake nahe der Großstadt Toronto. Der See wurde von der «Anthropocene Working Group» deswegen als Haupt-Referenzpunkt ausgewählt, da der Seegrund aus Kalkgesteinen besteht und sich die Wasserschichten nicht vermischen. Auf diese Weise können Verbindungen durch die unvermischte Wassersäule des Sees absinken und sedimentieren. Die in den Kalzit-Kristallen gespeicherten Informationen liefern Auskünfte über teils jahrhundertealte Einflüsse der Außenwelt. So kann man anhand der Sedimentschichten schon den Einfluss indigener Gruppen im 13. Jahrhundert und die europäische Kolonialisierung ab dem frühen 19. Jahrhundert sehen. Ganz klar nachweisen lässt sich auch das Radionuklid Plutonium 239, das bei oberirdischen Atombombentests nach dem Zweiten Weltkrieg freigesetzt worden war. — Bei der Empfehlung als Haupt-Referenzpunkt stand auch der Wiener Karlsplatz zur Auswahl, der in Hunderten von Jahren mehrere Meter hoch gewachsen ist. Bei der Neugestaltung des Wien Museums am Karlsplatz wurden unter der Baustelle auch Gesteins-Proben entnommen. Und auch in den dortigen Stadtsedimenten konnte Plutonium nachgewiesen werden. — Auch der «WasserCluster Lunz» macht sich den Informationsgehalt von Sedimenten im Wasser zunutze. In Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich werden Schülerinnen und Schülern praktische Einblicke in wissenschaftliches Arbeiten im Freiland und im Labor vermittelt. Der Titel ist hier Programm: Das Anthropozän lernen und lehren.
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