Avi Avital, Mandoline; Ksenija Sidorova, Akkordeon. Von Volksmusik beeinflusste Werke von Fritz Kreisler, Wolfgang Amadeus Mozart, Igor Strawinsky, Béla Bartók, Manuel de Falla, Heitor Villa-Lobos, Manuel de Falla, Camille Saint-Saens und Vittorio Monti (aufgenommen am 30. Juli in der Kirche Verbier im Rahmen des «Verbier Festival 2024»)
Wenige Bauwerke in Deutschland hatten eine wechselhaftere Geschichte als die Kroll-Oper am Berliner Tiergarten. 1844 von Joseph Kroll als Vergnügungsetablissement gegründet, diente sie in den folgenden 100 Jahren u.a. als Komödienbühne, Textillager sowie während der Zeit des Nationalsozialismus als Sitzungsort des Parlaments. Ab 1894 hatte dort die Königliche Oper ihren Standort, und in den Jahren von 1924 bis 1931 war das Opernhaus Inbegriff moderner Musiktheaterpflege, untrennbar mit dem Namen Otto Klemperer verbunden. Er brachte dort, in teils “anstößigen” Inszenierungen, Werke von Mozart, Beethoven und Wagner, aber auch Ur- und Erstaufführungen von Zeitgenossen wie Arnold Schönberg, Ernst Krenek, Paul Hindemith und Leos Janá?ek. Klemperer konnte die Schließung der Kroll-Oper 1931 nicht verhindern, aber einige von deren Produktionen, wie “Der Rosenkavalier”, “Così fan tutte” und “Tannhäuser”, noch in der Berliner Lindenoper weiterspielen; 1933 musste auch er der Gewalt der neuen Machthaber weichen. 1951 wurde das Gebäude abgerissen, nur ein Skulpturengarten und eine Gedenktafel erinnert an die ebenso kurze wie große Geschichte der Kroll-Oper.
Von modernen Konzertsälen bis hin zu historischen Bühnen bietet die französische Hauptstadt eine reiche Vielfalt an Musikveranstaltungen, die von Klassik über Pop und Rock bis HipHop reichen. Auch für die pulsierende Alternativszene ist das Angebot in Paris groß, wo man eigentlich an jedem Tag im Jahr Künstler:innen auf Bühnen entdecken kann. Nichtsdestotrotz haben in den letzten Jahrzehnten einige kleine Veranstaltungsorte in der Metropole, die zu den teuersten Städten der Welt gehört, endgültig ihre Türen geschlossen. Für Liebhaber:innen mancher Nischenmusik ist es schwer, die richtigen Räume für ihre Konzerte zu finden. Hin und wieder ist dann Erfindungsgeist gefragt: Die engen Keller einer Bar müssen herhalten oder manchmal sogar das private Wohnzimmer. Auf Konzerten auf den kleinen Bühnen der Großstadt.
Um den erdrückenden Nachrichten etwas entgegen zu setzen, stellt sich die französische Sängerin und Songautorin Françoiz Breut vor in einem Baumstamm zu sitzen und das Mikroleben dort zu beobachten : Würmer, Flechten, Blätter oder auch Elfen. — Um den erdrückenden Nachrichten und Erfahrungen der letzten Zeit – von der Pandemie über Gewalt und Ungerechtigkeit weltweit bis zur globalen Erwärmung und den Kriegen in Nahost und der Ukraine – etwas entgegen zu setzen, hat sich die französische Sängerin, Illustratorin, Bildhauerin und Songautorin Françoiz Breut mit dem beschäftigt, was es noch an Schönem und Lebenden gibt und ihren Blick instinktiv auf die Natur gerichtet. — Wie mit einer Lupe hat sie all die kleinen Dinge im Wald inspiziert und dann daraus Texte und Stories gemacht, die so märchenhaft-schräg sind, wie die Filme von Tim Burton. Auf dem Album «Vif !» singt Breut vom Leben unter der Erde, von Bäumen, die den Asphalt sprengen, von Elfensichtungen oder von der Vorstellung in einem Baumstamm zu sitzen und das Mikroleben dort zu beobachten. Mit ihrer schönen schwebenden Stimme und dezent kosmischen Sounds zeigt Breut einmal mehr, dass sie eine der interessantesten Persönlichkeiten im französischen Chanson ist.
Die ganze Vielfalt der frankophonen Musik zu Gehör bringen, das ist der Anspruch von «RendezVous Chanson». — Monsieur Chanson Gerd Heger kann sich beim Saarländischen Rundfunk auf das größte einschlägige Archiv in Europa (außerhalb Frankreichs) stützen: Fast 100.000 Titel machen es möglich, das traditionelle Chanson bis in seine Frühzeiten genauso zu würdigen wie aktuelle Entwicklungen und sogar die Hitparade. Dazu ist man seit vielen Jahren durch Konzertmitschnitte auch mit Live-Aufnahmen und Interviews bestens versorgt und in Frankreich, Belgien, Québec und der ganzen frankophonen Welt hervorragend vernetzt.
Samira Akbarian ist Rechtswissenschaftlerin an der Uni Frankfurt, 33 Jahre jung und mehrfach ausgezeichnet für ihre Dissertation zum zivilen Ungehorsam. Sie definiert ihn als Rechtsbruch mit Richtigkeitsüberzeugung und Dissens zu staatlichen oder unternehmerischen Maßnahmen. — Die amerikanische Bürgerrechtsbewegung, Mahatma Gandhi und auch Greta Thunberg haben auf zivilen Ungehorsam gesetzt. Lange davor schon der Reformator Martin Luther. Vor dem Reichstag in Worms soll er vor Kaiser und Kirche seine Thesen widerrufen. Er widersetzt sich mit den Worten: Durch die Stellen der Heiligen Schrift, die ich angeführt habe, bin ich überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!» Viele werden das eher zugespitzte Bekenntnis kennen: «Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen.» Das Gewissen behält die Oberhand über die staatliche beziehungsweise kirchliche Ordnung. — Für die Rechtswissenschaftlerin Akbarian kann der zivile Ungehorsam helfen, demokratische Ideale zu verwirklichen. Wenn ziviler Ungehorsam gelingt, kann er dazu dienen, die Verfassung zeitgemäß zu interpretieren. Dabei ist Gewaltlosigkeit eine Grundvoraussetzung zivilen Ungehorsams. Aber ist es nicht schon eine Form von Gewalt, wenn die Letzte Generation den Verkehr auf Straßen zum Erliegen bringt und in Kauf nimmt, dass Rettungseinsätze behindert werden? Dazu gibt es unterschiedliche juristische Bewertungen. «Ein Mensch, der gegen ein von ihm als ungerecht erfahrenes Gesetz verstößt und der die Strafe bereitwillig in Kauf nimmt, bringt damit in Wirklichkeit den allerhöchsten Respekt vor dem Gesetz zum Ausdruck», sagte Martin Luther King Jr.
Wer um die jüngeren Tendenzen der Gegenwartsmusik weiß und anlässlich des Jubiläums auf Person und Werk von Charles Ives zurückblickt, könnte denken: Alles schon dagewesen – im Kontext seiner Zeit. — Zu Lebzeiten blieb der 1874 geborene Amerikaner Charles Ives im Konzertbetrieb nahezu unberücksichtigt. Was ihn laut seiner notizartigen «Memos» dazu bewog, sich selbst zu befragen, ob er wohl anders höre als alle anderen. In der Tat führte sein scheinbar unorthodoxes Hören dazu, sich klanglichen Phänomenen des Alltags, des Sports oder der eigenen Kindheit zu widmen und aus ihnen strukturelle wie performative Anordnungen abzuleiten, die erstaunlich nonkonform waren. Ives Schaffen ist vielfältig: von miniaturhaften und humorvollen «Take-offs», die das Alltägliche pointieren, über Kompositionen, die ins Gestische und Körperliche ausgreifen, bis hin zur Vision eines utopischen Werkes, mit dem nichts Geringeres intendiert ist, als das ganze Universum musikalisch einzufangen. — Charles Ives auf einem nachcolorierten Foto von 1950. Obwohl sie beide 1874 geboren wurden, sind sich Arnold Schönberg und Charles Ives nie begegnet.
Wer bekommt nicht Herzklopfen bei der Pokerszene in Puccinis Wildwestdrama «La Fanciulla del West»? Diese Musik erregt die Sinne, entfesselt Emotionen im Dunkeln des Zuschauerraums. Da leidet man mit der todkranken Mimi oder gruselt sich vor der eiskalten Turandot… Doch auch bei Profis, bei den Interpreten auf der Opernbühne, zeigt Puccini Wirkung. Legendäre und aufstrebende Sängerinnen und Sänger schildern in der «Musikszene» ihre ganz eigene Sicht auf Puccinis Musik, seine Helden und vor allem seine Heldinnen. Die Sopranistin Renata Tebaldi konnte in der Rolle der Tosca endlich ihre Schüchternheit abstreifen, die Film-Butterfly Ying Huang fühlte sich seelenverbunden mit ihrer Heldin – und der Tenor Franco Corelli hat es mit einem Wort beschrieben: «Puccini trifft ins Herz!» — Giacomo Puccini, einer der bedeutendsten Opernkomponisten Italiens, schuf unvergessliche Meisterwerke wie «La Bohème», «Tosca» und «Madama Butterfly».
Jazz LiveMichel Godard, Tuba, SerpentFlorian Weber, KlavierAnne Paceo, SchlagzeugAufnahme vom 4.6.2024 beim Jazzdor Festival BerlinAm Mikrofon: Niklas Wandt
William MillerAls der Weltuntergang ausfielAm 22. Oktober 1844 sollte die Welt untergehen und durch Jesus Christus neu errichtet werden. Das hatte der US-Prediger William Miller vorhergesagt – und dadurch eine Massenbewegung ausgelöst. Bekanntlich kam es anders. — Gut vorbereitet auf den Weltuntergang: Eine zeitgenössische Karikatur veräppelt den US-Prediger William Miller, der im gefüllten Vorratsschrank dem Weltuntergang entgegen sieht.
Ein neues Format von Gespräch und Live-Musik: Heute mit dem deutschen Meister-Schlagzeuger Wolfgang Haffner, dem neuen künstlerischen Leiter der Ingolstädter Jazztage (dieses Jahr zum 40. Mal vom 31. Oktober bis zum 16. November). Außerdem geht es um Haffners neues Album «Life Rhythm». Und – last but no least – wird Henning Sieverts am Kontrabass mit seinem prominenten Gast gemeinsam Musik machen.
Zu Gast: Wolfgang Haffner, Schlagzeuger und künstlerischen Leiter der Ingolstädter Jazztage
Sie warnt vor Fake-News, Geldwäsche und Autokraten – und fordert eine wehrhafte Demokratie. Dafür erhielt Anne Applebaum nun den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. — Die US-amerikanische Publizistin Anne Applebaum hat den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Sie nahm die renommierte Auszeichnung in der Frankfurter Paulskirche entgegen. — Applebaum habe mit ihren tiefgründigen Analysen der kommunistischen und postkommunistischen Systeme der Sowjetunion und Russlands die Mechanismen autoritärer Macht offengelegt, begründete die Jury die Entscheidung. Mit ihren Forschungen zur Wechselwirkung von Wirtschaft und Demokratie sowie zu den Auswirkungen von Propaganda zeige sie auf, wie zerbrechlich Demokratien sind. Dies sei ein wichtiger Beitrag für die Bewahrung von Demokratie und Frieden.
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