Das Meer – zum Lieben und zum Fürchten
11.08.2024 – Lebenszeichen – WDR 3 – Mechthild Müser — – Details
Meer-Blick
Das Meer ist ein Sehnsuchtsziel. Die älteste Landschaft unseres Planeten, archaisch, scheinbar unvergänglich, unendlich, unbeherrschbar. Dichter und Philosophen geraten darüber ins Schwärmen – andere ins Schwimmen. «Massen strömen ans Meer «Küsten und Strände sind beliebte Touristenziele, am Wasser können Menschen die Seele baumeln lassen. Sie suchen Weite bis zum Horizont, erleben Gefühle von Freiheit und Augenblicke, in denen sie das Alltägliche abstreifen wie eine abgenutzte Haut. — Ich bin nur ein Tropfen im Ozean» «Der Anblick des Meeres lässt niemanden kalt, er kann Glück oder Angst auslösen, das Empfinden, winzig zu sein im Angesicht des Unermesslichen und gleichzeitig geborgen. «Ich bin nur ein Tropfen im Ozean», sagte die Theologin Dorothee Sölle. Ein Tropfen, der mit dem Tod wieder eingeht ins große Wasser. «Keine Arche in Sicht «Aber das Meer ist auch gefährlich, erzählt schon das Alte Testament. Die Sintflut vernichtete alle und alles bis auf Noah und diejenigen, die er auf seiner Arche in Sicherheit gebracht hatte. Heute reißen Tsunamis Tausende in den Tod und den Geflüchteten vom afrikanischen Kontinent würde man viele Archen wünschen.
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Der Regisseur Christof Loy
11.08.2024 – Das Musikporträt – SWR Kultur – Bernd Künzig — – Details
Christof Loy
Mehrfach wurde Christof Loy in der Kritikerumfrage der Zeitschrift “Opernwelt” als Regisseur des Jahres benannt und seine Inszenierungen zur wichtigsten Aufführung. Er ist ein psychologisch genau vordringender, schnörkellos geradlinig und sensibel mit den Sängerdarstellerinnen und -darstellern Agierender. Wichtig ist ihm auch Entdeckerfreude. Mit Herzblut hievt er Unbekanntes, Vernachlässigtes und wenig Gespieltes auf die Opernbühne. Christof Loy glaubt an die Magie des Musiktheaters und ist ein bedingungslos Liebender der Oper. Da geraten Stimmen wortwörtlich ins Fliegen.
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40 Jahre Kabarett Niedermair (2)
11.08.2024 – Contra – Kabarett und Comedy – Ö1 – Peter Blau — – Details
Kabarett Niedermair
Vier Jahrzehnte des heimischen Humors im hochkarätigen Schnelldurchlauf: Das Kabarett Niedermair feiert Geburtstag. Eine Contra-Sommerserie in vier Folgen. Heute: 1993 – 2003 «Im vergangenen Oktober beging das im gesamten deutschen Sprachraum als Brutkasten und Schatzkästchen des österreichischen Kabaretts gefeierte Kabarett Niedermair sein 40-jähriges Bestehen mit einem viertägigen Festival, bei dem je ein Abend einer Dekade gewidmet war. In Contra senden wir im August in vier Sendungen die Highlights dieser vier hochkarätig besetzten Best-of-Mixed-Shows. «Als Kurt Weinzierl am 21. Oktober 1983, dem Eröffnungsabend des «Kabarett Niedermair», die Bühne betrat, um sein Solo «Der Herr Karl – Lebenserwartungen» zu spielen, war die Farbe an den Wänden noch nicht getrocknet. «Es war das reinste Chaos», erinnert sich Gründerin Nadja Niedermair, die erst wenige Monate zuvor kurzerhand ein paar störende, aber auch tragende Wände eigenhändig eingerissen und 80 drahtige Klappsessel gekauft hatte, um eine frei gewordene Erdgeschoss-Räumlichkeit in ihrem Biedermeier-Haus in der Wiener Josefstadt in einen Theaterraum zu verwandeln. «Ich war sehr jung und sehr naiv, aber das Kleinkunst-Metier gefiel mir so gut, dass ich das unbedingt durchziehen wollte.» Nach Kurt Weinzierl bestritten seinerzeit Andreas Vitásek, Otto Grünmandl und I Stangl das viertägige Opening.
Derartig klingende Namen und zugkräftige Künstler gab es damals nur wenige. Ihr Vorhaben, im Niedermair rasch einen qualitativ verlässlichen, täglichen Spielbetrieb zu installieren, resultierte zwangsläufig in einer offensiven Offenheit jungen Talenten gegenüber. Das im «Niedermair» zu diesem Zweck halbjährlich veranstaltete «Sprungbrett» – vier Anfänger an einem Abend – erwies sich u.a. für die Gruppe Schlabarett (Alfred Dorfer, Roland Düringer, Andrea Händler), Josef Hader und Thomas Maurer als Karriere-Kickstarter. Auch für die Förderung eigenwilliger Künstler weit abseits des kabarettistischen Mainstreams – wie Karl-Ferdinand Kratzl oder Martin Puntigam – bewies das «Niedermair» stets ein gutes Gespür.
Im Sommer 1991 kam es zu einem wichtigen Wendepunkt in der Geschichte des «Kabarett Niedermair». Architektonisch. Denn wo heute Bühne und Künstlergarderobe sind, waren ursprünglich Eingang und Vorraum. Die Bühne indes befand sich am hinteren Ende des Saals – unmittelbar vor den WCs: Der Weg zu den Toiletten führte über die Bühne. Der Rückweg auch. Wer die Pausenlänge unterschätzt hatte, wurde unfreiwillig Teil des Programms. Erst der Umbau, im Zuge dessen auch der vormals unüberdachte Innenhof zu Foyer, Garderobe und Bar umgestaltet wurde, brachte die 180°-Drehung des Saals. «Mit Konsequenz und Kompromisslosigkeit bei der Auswahl der Auftretenden leitete I Stangl als Nachfolger der Gründerin zehn Jahre lang die Geschicke des Hauses. In seine Ära fallen u.a. die kabarettistischen Geburtsstunden von Steinböck & Rudle, Severin Groebner, Thomas Stipsits und Gery Seidl, um nur die prominentesten zu nennen. Seit 2003 hält nun Andreas Fuderer – in zuletzt auch recht unruhigen Zeiten – das Ruder des Kabarett Niedermair fest in der Hand. Zu den Neuentdeckungen seiner Amtszeit zählen u.a. BlöZinger, Flüsterzweieck, Klaus Eckel, Hosea Ratschiller, Christoph Spörk, Paul Pizzera, Omar Sarsam, Clemens Maria Schreiner, RaDeschnig oder Berni Wagner. Mit der Einführung der diensttäglichen 60-Minuten-Shows im Doppelpack öffnete er das Haus zuletzt auch für eine jüngere Zielgruppe, die sich mehr für ihre Comedy- und Social-Media-Stars interessieren als für die Kabarett-Idole ihrer Eltern. Fazit: Seit vier Jahrzehnten schreibt das Kabarett Niedermair maßgeblich an der Kabarettgeschichte Österreichs mit. Und das letzte Kapitel ist noch lange nicht in Sicht.
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Komponistinnen im Fokus (2) Akademie Zweite Moderne
11.08.2024 – Supernova – Ö1 – Rainer Elstner, Marie-Therese Rudolph — – Details
Globale Komponistinnen
Die Wiener Festwochen präsentierten in der «Akademie Zweite Moderne» Werke von zehn Komponistinnen — Unter dem Titel «Akademie Zweite Moderne» fanden im Rahmen der Wiener Festwochen am 8. und 9. Juni 2024 Konzerte mit dem Klangforum Wien unter der Leitung von Katarina Wincor im Wiener RadioKulturhaus statt. Zu hören waren Werke von zehn Komponistinnen. Am ersten Abend waren das Monthati Masebe, Marina Lukashevich, Shasha Chen, Feliz Anne Reyes Macahis und Du Yun (zu hören in «Supernova» am Sonntag, 4. Auguts 2024). Im zweiten Konzert waren Stücke von Dilay Doganay, Aida Shirazi, Bushra El-Turk, Mirela Ivicevic und Brigitta Muntendorf zu erleben. — Das Projekt «Akademie Zweite Moderne» wurde von den Wiener Festwochen auf fünf Jahre angelegt. Jedes Jahr werden zehn Komponistinnen nach Wien eingeladen, um ihre Werke zu präsentieren (eingeschlossen sind auch trans-, inter- und nicht-binäre Personen). Ausgewählt wurden sie von einer Jury aus Kuratorinnen und Musikerinnen (u.a. mit Projektleiterin Jana Beckmann). Die ausgewählten Komponistinnen stehen stellvertretend für 50 vergessene und ungehörte Kompositions-Schülerinnen von Arnold Schönberg, so die Wiener Festwoche in ihrem Konzept. Schirmherrin ist Nuria Schönberg-Nono, Tochter von Arnold Schönberg, dem Übervater der Musik der Moderne. — Die Komponistinnen dieser proklamierten «Zweiten Moderne» sind Botschafterinnen für mehr Diversität in den Konzertprogrammen der großen Konzert- und Opernhäuser. Neben den Konzerten des Klangforum Wien gab es an diesen zwei Tagen auch ein Gipfeltreffen von nationalen und internationalen Impulsgeberinnen und Impulsgebern im Arnold Schönberg Center. Gearbeitet wurde an eine Proklamation und Strategien der Veränderung, um den Werkanteil von Komponistinnen im Konzertrepertoire zu erhören. — Ein Projekt der Wiener Festwochen – Freie Republik Wien In Kooperation mit Arnold Schönberg Center, ORF Radiokulturhaus und Ö1 mit Nuria Schoenberg Nono als Schirmherrin.
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Es sind Trauben von Blüten … / Lisa Hofmaninger und Ensemble vertonen Texte von Ilse Helbich
11.08.2024 – Hausmusik – Ö1 – N.N. — – Details
Lisa Hofmaninger
Nachdem sich die Bassklarinettistin und Sopransaxofonistin Lisa Hofmaninger durch das literarische Werk der österreichischen Autorin Ilse Helbich gelesen hatte, begann sie, zu den Texten von «Im Gehen» und «Das Haus» musikalische Skizzen zu entwerfen. Nach einem Jahr der Arbeit – im steten Kontakt mit Helbich – entstand eine Komposition für Solisten und Ensemble mit dem klingenden Titel «Es sind Trauben von Blüten…» — Die Begegnung der jungen Jazzmusikerin mit der im Jänner dieses Jahres im Alter von 100 Jahren verstorbenen Schriftstellerin darf als künstlerischer Glücksfall bezeichnet werden. Gemeinsam mit Martina Spitzer (Rezitation), mit Helene Glüxam am Kontrabass, Anna Lang am Cello, Alois Eberl an der Posaune, Sängerin Anna Widauer und Keyboarder Alexander Fitzthum entsteht ein imaginärer, musikalisch-lyrischer Garten, in dem die Klänge ganz im Zeichen der Unterstützung der zarten, manchmal auch herben Textwelt Ilse Helbichs stehen.
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Jazzgitarrenstar Pat Metheny *70
11.08.2024 – Spielräume Spezial – Ö1 – N.N. — – Details
Pat Metheny
Pat Metheny feiert seinen 70. Geburtstag — Die vergangenen 50 Jahre haben nur ganz wenige Superstars im Jazz hervorgebracht – im Sinne von Musikerinnen und Musikern, die weit über die Grenzen ihres Genres bekannt geworden sind. Patrick Bruce Metheny ist eines dieser «Einhörner». — Vielleicht auch, weil er zusammen mit David Bowie und seinem langjährigen Kollaborateur, dem mittlerweile verstorbenen Pianisten Lyle Mays, einen weltweiten Hit namens «This Is Not America» geschrieben hat. Metheny hat aber auch in vielen musikalischen Ecken Forschung betrieben: Von Noise-Alben wie «Zero Tolerance for Silence» über Aufnahmen mit Ornette Coleman hin zu Softjazz für die Ohren geplagter Autolenker im Stau. Methenys Schaffensdrang ist jedenfalls ungebrochen, sein makelloses Gitarrenspiel hat weltweit Nachahmer gefunden. Am 12. August 2024 feiert er seinen 70. Geburtstag.
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Peter Zimmermann im Gespräch mit Hans Platzgumer
11.08.2024 – Ex libris – Ö1 – Peter Zimmermann — – Details
Hans Platzgumer
Peter Zimmermann spricht mit Hans Platzgumer
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Unterwegs im Elsass / Von Colmar nach Straßburg
11.08.2024 – Ambiente – Ö1 – Ursula Burkert — – Details
Elsass Motiv
Von Colmar nach Straßburg – eine Fahrt durchs Grenzland zu geschichtsträchtigen Altären, Weinbergen, kulinarischen Spezialitäten und modernen Kunstprojekten «Vor mehr als 500 Jahren wurde der berühmte Isenheimer Altar vom Maler Matthias Grünwald und dem Bildhauer Nikolaus von Hagenau geschaffen, mehrmals in seiner Geschichte reiste der Wandelaltar durch halb Europa, überstand zwei Weltkriege und landete relativ unbeschadet in der Dominikaner-Kapelle im Museum Unterlinden in Colmar. Im Jahr 2019 wurde Antony Pontabry mit der Restaurierung des durch schlecht gealterten Firnis ganz dunkel gewordenen Kunstwerks beauftragt. Seit kurzem ist der Isenheimer Altar, in dessen Zentrum die Kreuzigung Christi steht, in neuer Strahlkraft zu erleben. Das Museum selbst und die das umliegende Stadtviertel erfuhr schon 2015 durch einen aufsehenerregenden Erweiterungsbau, konzipiert vom Schweizer Architekten-Duo Jaques Herzog und Pierre de Meuron, eine Aufwertung. «Seit 1610 lebt die Winzer-Familie Becker als eine der sieben ältesten vom Elsass in Zellenberg, einem malerischen Dorf nördlich von Colmar. Martine Becker, die mit ihren beiden Brüdern im Jahr 1999 den Betrieb auf biologischen Weinbau umstellte, gehört der Confrérie St-Etienne, der elsässischen Weinbruderschaft, an. Sie hat es sogar zur Großmeisterin gebracht. Respekt vor der Natur, Fleiß und innovative Ideen prägen die Arbeit der Familie Becker, die nicht nur hervorragende Weine auf Terroirs mit klingenden Namen wie «Sonnenglanz» oder «Schlossberg» produzieren, sondern auch mit Veranstaltungen wie Bio-Picknicks, Kultur-Erbe-Tagen und sensorischen Verkostungen punkten. «Nicht weit entfernt ist das kleine Städtchen Ribeauvillé/Rappoltsweiler. Drei Burgen überragen den hübschen nach wie vor mit dörflicher Infrastruktur ausgestatteten Ort. Durch Kopfsteingeplasterte Gassen geht es vorbei an Fachwerkhäusern, Dorfbrunnen und Stadttürmen zum schönen Renaissance-Portal des Pfeiferhauses. Gleich außerhalb des Altstadtkerns findet man die Auberge au Zahnacker, das Lokal von Josef Leiser, seines Zeichens Spitzen-Gastronom, der die elsässische Küche in ihrer ganzen Bandbreite von deftig bis elegant beherrscht. «Im steten Wandel begriffen präsentiert sich Straßburg. Eine richtige Achse der Erneuerung und künstlerischen Impulse zieht sich durch die Stadt. Die Straßenkunst wird ebenso groß geschrieben, wie geförderte Kunst im öffentlichen Raum. Das Künstler-Duo Benjamin Kiffel und Bénédicte Bach tragen mit ihren Werken ihren Teil dazu bei. Von Kiffel stammt «Les L du désir» – ein leuchtender Engel und Bach läßt einen Schmetterlingsschwarm aus Leder in der Halle des elsässischen Gesundheitszentrums fliegen. Beide Kunst-Projekte sind in Zusammenarbeit mit elsässischen Industrieunternehmen entstanden.
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Sylvie Rohrer – Schauspielerin
11.08.2024 – Gedanken – Ö1 – N.N. — – Details
Sylvie Rohrer
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Unnachahmlich zart und poetisch – Zum 150. Geburtstag von Reynaldo Hahn
11.08.2024 – Welt der Musik – NDR Kultur – Elisabeth Richter. — – Details
Reynaldo Hahn
«Dieses ‹geniale Musikinstrument‹ namens Reynaldo Hahn ergreift alle Herzen, macht die Augen feucht, und bebend vor Bewunderung beugt sich ein Haupt nach dem anderen, dem stummen und feierlichen Bogen eines Kornfeldes im Wind gleich.» So poetisch beschreibt der Schriftsteller Marcel Proust den Komponisten, Sänger und Dirigenten Reynaldo Hahn. 1894 lernt er den damals 19-jährigen Künstler im Haus der Malerin und Grafikerin Madeleine Lemaire bei einem ihrer Salons kennen. Marcel Proust ist 23 Jahre und hingerissen von Reynaldo Hahns Stimme, wie er seine eigenen Lieder singt und sich selbst am Flügel begleitet. «Den Kopf leicht nach hinten geneigt, während der melancholische, ein wenig verachtungsvolle Mund, die rhythmisierte Flut der schönsten, der traurigsten und der wärmsten Stimme entlässt, die es je gab.» Reynaldo Hahn und Marcel Proust werden ein Paar; zwei Jahre hält die Liebesbeziehung. Doch die tiefe Freundschaft, der künstlerische Austausch sollte bis zu Prousts Tod im November 1922 andauern. «Mehr als der Geliebte von Marcel Proust — Reynaldo Hahn war einer der bedeutendsten französischen Lied-Komponisten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, in der Belle Époque. Seine Kollegen – Debussy, Fauré oder Poulenc und andere, ebenfalls große Lied-Komponisten – schätzten ihn. In Deutschland weiß man heute viel zu wenig über diesen faszinierenden Künstler. Er war weit mehr als der Geliebte von Marcel Proust: Ein exzellenter Komponist, nicht nur von Liedern, er war Dirigent, Schriftsteller und Sänger, ein Intellektueller, ein Kosmopolit. Geboren wird Reynaldo Hahn am 9. August 1874 im venezolanischen Caracas. Sein Vater Carlos Hahn – Karl Hahn – stammte aus Hamburg. Er hatte jüdische Wurzeln, sein Großvater war Rabbiner in Altona. Carlos Hahn wird Geschäftsmann und emigriert Mitte des 19. Jahrhunderts nach Venezuela. Er ist ein erfolgreicher Wirtschaftsberater und arbeitet für den Präsidenten des Landes. Reynaldo Hahns katholische Mutter Elena hatte spanisch-baskische Vorfahren. Als sich die politischen Verhältnisse in Venezuela ändern, geht die große Familie nach Paris. Reynaldo ist 1878 drei Jahre alt und das jüngste von insgesamt zwölf Kindern. Er hört schon früh beim Klavierunterricht seiner Schwestern zu und macht sich bald selbst ans Klavier. Der französische Musikkritiker Bernard Gavoty kannte Reynaldo Hahn und zitiert ihn in seiner Biografie: «Ich glaube, dass ich schon mit drei Jahren meine Finger auf die Tastatur legen konnte. Mit fünf Jahren, daran erinnere ich mich genau, spielte ich, um meine Familie zu erfreuen, und zu meiner eigenen Zufriedenheit. Mit acht Jahren komponierte ich. Eine italienische Klavierlehrerin brachte mir schon früh bei, wie man Noten schreibt.»
Ein kleiner Mozart – Star in den Pariser Salons — Reynaldo Hahn entpuppt sich als Wunderkind. Schon mit sechs Jahren tritt er bei Prinzessin Mathilde auf, einer Nichte von Napoleon Bonaparte. Sein Talent spricht sich herum. Er wird als «kleiner Mozart» gehandelt. Seine Eltern haben gute Kontakte zu venezolanischen Geschäftsleuten – so findet Reynaldo Hahn Zugang in die gehobene Gesellschaft. Er spielt und singt in den Salons der Pariser Aristokratie. Er wird ein Star. In diesem Umfeld lernt Reynaldo Hahn berühmte Dichter kennen, deren Lieder er vertont: Paul Verlaine oder Stéphane Mallarmé. Er ist erst 13 Jahre, als er das Lied «Si mes vers avaient des ailes» (Wenn meine Verse Flügel hätten) schreibt. Ende des 19. Jahrhunderts ist es eines der bekanntesten Lieder in Frankreich. «Schüler von Jules Massenet — Reynaldo Hahn kommt schon mit elf Jahren ans Pariser Konservatorium. Dort studiert zum Beispiel auch Maurice Ravel. Hahns wichtigster Lehrer ist Jules Massenet. Man hört diese Prägung in einigen Werken, zum Beispiel in der ersten Oper «L›Île du rêve». Mit nur 17 Jahren beginnt Reynaldo Hahn 1891 die Komposition, die Uraufführung war 1898 an der Pariser Opéra Comique. «Die Insel der Träume», das ist Tahiti. Es ist ein Sehnsuchtsort, wo nur der Augenblick zählt. Die Liebe zwischen dem europäischen Offizier Loti und der einheimischen Mahénu hat aber keine Zukunft. Das exotische Sujet ist damals nicht nur in Frankreich beliebt. Puccinis «Madama Butterfly» etwa spielt in Japan, oder Léo Delibes «Lakmé» in Indien. Hahn wird weitere Opern schreiben. Musiktheater und Lied werden seine bevorzugten Genres. Aber man sollte seine unglaublich poetische Klaviermusik kennen, seine zauberhafte Violinsonate oder das Klavierquintett, die wunderschönen Bläser-Farben in seiner Ballett-Suite «Le Bal de Béatrice d›Este». «Geheimnisvoll schillernde Farben — Ein großer Einschnitt bedeutet für Reynaldo Hahn der erste Weltkrieg. Seit 1907 endlich französischer Staatsbürger, kämpft er sogar an der Front. An eine Freundin schreibt er: «Wenn Sie wüssten, wie entmutigend und trostlos es ist, an all den Zerstörungen entlangzufahren, an all den Ruinen, wo ich doch meiner künstlerischen Berufung wegen nach nichts anderem strebe als danach, etwas Schönes zu erschaffen!» «Nostalgie nach dem ersten Weltkrieg — Nach dem Krieg war die Welt eine andere geworden, besonders für Reynaldo Hahn, den Künstler der Belle Époque. Voller Nostalgie blickt er zurück auf die für ihn so erfolgreiche Zeit der Salons am Ende des 19. Jahrhunderts, in der er groß geworden ist. Musikalisch wird Reynaldo Hahn in seinen Kompositionen die Neuerungen der musikalischen Moderne nicht mitgehen. Seine Musik hat einen nostalgischen Charakter. Das kommt ihm aber zugute – nämlich für seinen größten Bühnenerfolg, die Operette «Ciboulette» von 1923. Hier hat er explizit den Auftrag von dem Journalisten, Librettisten und Dramatiker Robert de Flers, eine Musik zu schreiben, die an die große Zeit der französischen Operette im 19. Jahrhundert anknüpft, an Offenbach und andere. «Ciboulette» heißt «Schnittlauch», die Protagonistin des Stücks ist eine pfiffige junge Gemüsehändlerin vom Land, die in den legendären Pariser Markthallen «Les Halles» für viel Liebeswirbel sorgt. Stilistisch hört man eine mozartische Leichtigkeit, fühlt sich aber auch an Debussy, Offenbach oder Gounod erinnert. Die Musik spielt geschickt und humorvoll mit Zitaten, ist leicht und eingängig, niemals vordergründig, sondern mit einem Blick in die Tiefen der Seele: eine Rarität, die es lohnt zu kennen. «Ciboulette – Operette mit Witz und Tiefgang — Eine Rarität, die auch von Wehmut und Nostalgie durchzogen ist: Das sind allgemein Charakteristika von Reynaldo Hahns Musik, auch schon vor dem ersten Weltkrieg. Doch danach scheinen sich diese Aspekte zu verstärken. In den 1920er- und 30er-Jahren arbeitet Reynaldo Hahn als Komponist, Sänger, Dirigent, Kritiker und Lehrer – er ist Professor an der École normale de musique in Paris. Aber dann holen ihn die Zeitläufe ein: Paris wird im zweiten Weltkrieg von Nazi-Deutschland besetzt. Hahns Musik wird verboten. Wegen seiner jüdischen Herkunft verlässt er Paris, geht nach Südfrankreich und dann nach Monte Carlo. Nach dem Krieg kehrt er zurück und wird 1945 Direktor der Pariser Opéra. Doch nur für kurze Zeit: Am 28. Januar 1947 stirbt Reynaldo Hahn mit 73 Jahren. «Glücklicherweise wird Reynaldo Hahn jetzt peu à peu wiederentdeckt – zurecht! Seine Musik hat eine exzellente Qualität. Sie ist einfach, aber niemals eindimensional oder banal, sie hinterfragt und beleuchtet in ihrer unnachahmlichen Zartheit und Poesie Zusammenhänge. Sie sucht nach Wahrheit. «
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Konzerte und Produktionen u.a. mit: hr-Bigband feat. Camila Meza
11.08.2024 – hr-Bigband – hr2 kultur – N.N. — – Details
Camila Meza
Konzerte und Produktionen u.a. mit: hr-Bigband feat. Camila Meza «Konzerte und Produktionen u.a. mit: hr-Bigband feat. Camila Meza cond. & arr. by Guillermo Klein | Hessischer Rundfunk, hr-Sendesaal, Frankfurt, Mai 2024, Teil 1
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