04.08.2024 – Lange Nacht – Deutschlandfunk – René Aguigah, Max Böhnel und Andreas Robertz< — – Details
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James Baldwin
Er war arm, schwul und schwarz. So wurde dem Schriftsteller James Baldwin irgendwann klar: Er hat diese Lage benutzen müssen. Im Jahr seines 100. Geburtstags sind die Erzählungen und Essays über «diese Lage» noch immer in den Debatten präsent.
Er war arm, schwul und schwarz, so wurde dem Schriftsteller James Baldwin irgendwann klar: Er hat diese Lage benutzen müssen, hat er später gesagt. Heute – im Jahr seines 100. Geburtstags – sind die Erzählungen und Essays über «diese Lage» noch immer in der Diskussion präsent. «In jungen Jahren muss dem Schriftsteller James Baldwin klar geworden sein, dass er arm, schwul und schwarz ist. Ob ihn das habe verzagen lassen, wurde er später einmal gefragt; mehr Benachteiligung sei ja kaum möglich. Seine Antwort, mit einem Lachen: Nein, er habe damit den «Jackpot» gewonnen. Denn so sei er gezwungen gewesen, seine Lage zu benutzen. Heute, im Jahr seines 100. Geburtstags, fast vier Jahrzehnte nach seinem Tod, führt James Baldwin ein reiches Nachleben. Die Bewegung «Black Lives Matter» zitiert ihn, jüngere Schriftstellerinnen berufen sich auf ihn, seine Bücher werden neu ins Deutsche übersetzt, und in den sozialen Medien kursieren seine Sätze, Reden, Talkshow-Auftritte. Diese neue Aktualität hat nicht zuletzt mit Baldwins Erfahrung als homosexueller Schwarzer in den USA und in Europa zu tun. Jedenfalls findet sich diese Erfahrung in all seine Romanen und Essays wieder, darunter «Giovannis Zimmer», «Ein anderes Land» oder «Nach der Flut das Feuer. The Fire Next Time». Und sie liegt seinem Aktivismus während der Bürgerrechtsbewegung der 50er- und 60er-Jahre zugrunde. Als diese sich zerstreute, nach der Ermordung Martin Luther Kings 1968, fand James Baldwin eine Bezeichnung für sich selbst, die seine Arbeit als Autor und die als Aktivist zusammenbringt: Er sieht sich als «Zeugen» – einer Zeit der Segregation von Schwarzen und Weißen, einer Zeit der Gewalt, einer Zeit des Widerstands. Dem historischen Abstand zum Trotz treffen seine Texte den Nerv des Publikums noch im 21. Jahrhundert.
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