Françoise Cactus hat Trash, Garagenrock und Sixties-Beatmusik mit französischem Chanson auf deutsch, englisch und französisch fusioniert. Eine einzigartige Melange, die nur sie konnte.Françoise war schon seit den 80ern eine Berühmtheit, seit sie 1986 nach Berlin gekommen war und eine Band gegründet hatte – die Lolitas. Die waren in Westberlin eine große Nummer, vor allem sie – die sexy Französin, die nicht nur sang, sondern dabei am Schlagzeug saß und den Beat trommelte. Das beides zu können ist hohe Kunst – da kann auch Bela B ein Lied von singen.Zusammen mit Brezel, den sie 1993 kennenlernte, gründete sie STEREO TOTAL und wurde deutschlandweit bekannt – vor allem auch mit dem Song „Liebe zu dritt“.Sie war eine ganzheitliche, frauenbewegte Künstlerin, manchen wird vielleicht noch ihre lebensgroße gehäkelte Wollpuppe, die „Wollita“, im Gedächtnis sein – da gab es vor 20 Jahren noch einen Skandal in der BILD und Co., weil deren große Brüste mit gehäkelten Brustwarzen aus roter Wolle als pornographisch empfunden wurde.Sie war ein unglaublich freundlicher Mensch, lebensbejahend, geistvoll, trotz aller Talente ganz bescheiden. Mit Ende 50 ist sie an Brustkrebs gestorben, der wiederkam und im letzten Jahr metastasierte. Sie wusste, dass sie nicht mehr lange leben würde, aber hat ihre Sendung für radioeins trotzdem immer gemacht, auch wenn es ihr schlecht ging. Zum Teil ist sie dafür extra aus dem Krankenhaus ins Homestudio gefahren – um diese beiden Stunden zu machen.
Pianist, Komponist und Produzent – ein schillernder Sonderling der Musik. Über den vielseitigen Musiker Claude Bolling. Gerade noch im alten Jahr starb der Pianist, Komponist und Musik-Produzent Claude Bolling, lebenslang ein in vielen Farben schillernder Sonderling der Musik – als 14jähriger gewann der Junge aus Cannes einen Jazz-Wettbewerb und gründete bald darauf die erste eigene Band; reisende Weltstars wie Roy Eldridge, Rex Stewart oder Lionel Hampton hat er begleitet. Eine Bigband formierte er, schrieb aber auch Musik für Kino-Regisseur Jacques Deray, unter anderem mit Brigitte Bardot; und die Musik zu den “Borsalino”-Filmen mit Jean-Paul Belmondo stammt auch von Claude Bolling. Meisterinnen und Meister des klassischen Fachs wie Maurice André und Jean-Pierre Rampal, später auch Yo-Yo Ma, animierte er zur Begegnung mit größeren Jazz-Ensembles. Für diese stilistisch munter durchmischten Begegnungen schrieb Claude Bolling komplette Suiten – und hat so speziell an den Rändern des Jazz Aufsehen erregt. Die eigene Prominenz auf allen Feldern der Musik war ihm ein Lebenselixier, und ein überaus animierender, sogar humorvoller Entertainer war dieser Pianist und Komponist obendrein. Im Alter von 90 Jahren starb er am 29. Dezember 2020; Michael Laages erinnert an Claude Bolling, das Chamäleon.
Bekannt wurde er als Drummer für das Progrock-Quintett Genesis in den frühen Siebzigerjahren. Als der Sänger Peter Gabriel eine Solo-Karriere einschlug, rückte Phil Collins an seine Stelle.
Der US-amerikanische Sänger und Poet Gil Scott-Heron (1949- 2011) gehörte zu den wichtigen Stimmen der afroamerikanischen Musik. Im Jahr 1983 gastierte er mit einer vorzüglichen Band im Berliner Quasimodo. — Gil Scott-Heron war ein politischer Zeitgenosse und Musiker, der sich in frühen Jahren sehr eng an der Bürgerrechtsbewegung in den USA orientierte und dessen Texte oft anklagend und bissig waren. Zu starker Alkohol- und Drogenkonsum sorgten jedoch immer wieder für Unterbrechungen seiner Karriere.
In den frühen 80er Jahren war Scott-Heron vergleichsweise produktiv: Von 1980-1982 nahm er vier Alben auf und hatte ein Riesenrepertoire, aus dem er in seinen Konzerten schöpfen konnte. Zudem stand ihm eine formidable Band zur Seite, mit der er eine enorme Präsenz und ordentlich Power hatte.
Der US-amerikanische Sänger und Poet Gil Scott-Heron (1949- 2011) gehörte zu den wichtigen Stimmen der afroamerikanischen Musik. Im Jahr 1983 gastierte er mit einer vorzüglichen Band im Berliner Quasimodo.Gil Scott-Heron war ein politischer Zeitgenosse und Musiker, der sich in frühen Jahren sehr eng an der Bürgerrechtsbewegung in den USA orientierte und dessen Texte oft anklagend und bissig waren. Zu starker Alkohol- und Drogenkonsum sorgten jedoch immer wieder für Unterbrechungen seiner Karriere. In den frühen 80er Jahren war Scott-Heron vergleichsweise produktiv: Von 1980-1982 nahm er vier Alben auf und hatte ein Riesenrepertoire, aus dem er in seinen Konzerten schöpfen konnte. Zudem stand ihm eine formidable Band zur Seite, mit der er eine enorme Präsenz und ordentlich Power hatte.
Für sein Buch “American Jazz Heroes” hat der Fotograf Arne Reimer die Pianistin Carla Bley besucht Sie lebt mit ihren langjährigen Lebenspartner Steve Swallow zurückgezogen in Uptstate New York: die amerikanische Pianistin, Komponistin und Arrangeurin Carla Bley. Seit langen Jahren gehört sie zu den Künstlern des Labels ECM, eine wahre “Grand Dame” des amerikanischen Jazz. Im Mai 2021 wird sie 85. Schon am Beginn ihrer Karriere hat sie sich als Komponistin profiliert, hat Jazz-Opern geschrieben und mit Big Bands und Chören gearbeitet. Zusammen mit ihrem zweiten Mann Michael Mantler hat sie das Jazz Composer’s Orchestra geleitet, im Liberation Music Orchestra vom Bassisten Charlie Haden kompositorische Akzente gesetzt und sich mit ihrem Werk “Escalator Over The Hill” einen Namen gemacht. Seit Anfang der 1990er Jahre kann man Carla Bley zusammen mit Steve Swallow auf der Bühne erleben, seit mehr als 25 Jahren bilden die beiden ein Trio mit dem englischen Saxofonisten Andy Sheppard.
In der Musik von Morgen hören und besprechen wir vorab die neuen Alben-Veröffentlichungen, die es ab Freitag zu kaufen gibt: Sieben Jahre nach ihrem Album “Close To The Glass” melden sich The Notwist aus Weilheim zurück. Die weltberühmte bayerische Indie-Band liefert mit “Vertigo Days” ein großes Comeback. Sie erfinden sich wieder mal neu und haben im neuen Sound auch politische Botschaften versteckt. Die britische Poetin und Sängerin Arlo Parks war schon vor ihrem Debüt in aller Munde. Jetzt erscheint “Collapsed In Sunbeams” und wird den Trubel um ihre Person wohl noch größer machen. Es ist voller intimer autobiografischer Texte, schlauer Popreferenzen und sanftem Sprechgesang. Die beiden Produzenten Madlib und Four Tet sind schon viele Jahre Freunde und seither machen sie auch gemeinsam Musik. Allerdings erscheint erst jetzt eine gemeinsame Kollaboration. Es läuft als Madlib-Soloplatte, aber Four Tet hatte als Produzent ebenso großen Einfluss. Die Tochter von Starregisseur Steven Spielberg veröffentlicht ein schönes Debüt als Buzzy Lee, produziert von Nicolas Jaar. Die Berliner-DIY-Punkbengel von Chuckamuck wollen internationaler werden und interpretieren einige ihrer alten Songs in neuen Sprachen. Der Schweizer Dagobert hängt immer noch im verminten Grenzgebiet zwischen kunstvoller Inszenierung und Fernsehgarten-Kitsch fest. Außerdem: Goat Girl, Anna B Savage und Richard von der Schulenburg.
Heute: Songs und Sounds aus den Tiefen der Herzen. Die junge Anna B Savage beispielsweise, Sängerin und Poetin samt Gitarre aus London, musste erst jede Menge Unsicherheiten, Skrupel und anerzogene Verklemmtheiten über Bord werfen, um zum Wesentlichen zu kommen. Meint, die Frau zu leben, die sie tatsächlich sein wollte und über diesen Ich-Findungs-Prozess Songs zu schreiben. Als Anna nach Jahren endlich alle Songs zusammen hatte für ein Debutalbum, hielt sie die alle leider für missraten. Zum Glück kam dann der gute Kollege William Doyle ins Spiel, der die angeblich missratenen Songs, wunderbar instrumentiert und produziert hat. Die eigentliche Sensation aber sind Annas Stimme, ihre Lyrics und vor allem ihre Art der Interpretation. Antony and the Johnsons, Laura Marling, Jeff Buckley und manchmal auch Nina Simone fallen mir dazu ein und doch ist das endlich mal wieder ein ganz eigenständiges, großes Debut: “A Common Turn”, via City Slang, Berlin. Andere innige Songs werden in diesem Nachtmix von The Notwist, Masha Qrella oder Andy Bey zu hören sein. Enjoy.
Die Künstlerin greift in ihren audiovisuellen Arbeiten Phänomene der Natur auf, um die Beziehung zwischen Menschen, anderen Lebewesen und den Ökösystemen der Erde zu erforschen. — «Twittering Machines» — Auf einem Plattenspieler dreht sich eine Vinylplatte mit der Aufnahme von John Keats «Ode an eine Nachtigall», übersetzt in Morsezeichen. Andere Geräusche beginnen, die Übertragung zu stören, machen die Entzifferung fast unmöglich und unterbrechen das Gedicht von Keats. Die Echos und Pieptöne des Morsecodes verschmelzen mit Sounds von zerbrochenen Spielzeugklavieren, Vogelimitationspfeifen, verzerrten Feldaufnahmen, Klangschalen, gefundenem Vinyl und anderen Klangobjekten. — Eine poetische Reflexion über den fragilen Zustand der Vogelpopulationen, deren geeignete Lebensräume seltener werden, auch weil der Klimawandel die Jahreszeiten durcheinanderbringt.
Es waren der wild-impulsive, oft unreine, dafür umso beherztere Sound der alten Brassbands in New Orleans, die einfachen Melodien der Volksmusik und das ungehobelte Spiel nicht ausgebildeter Musikanten, die den 1936 in Cleveland, Ohio, geborenen afroamerikanischen Saxofonisten Albert Ayler faszinierten. Klänge also, die im frühen Hot Jazz noch deutlich spürbar waren, aber schon bald von der geschmeidigen Eleganz und Perfektion des Swing verdrängt wurden. — So war es nur konsequent, dass Ayler trotz fundierter Musikausbildung in den 1950er-Jahren vor allem in Rhythm-&-Blues-Bands aktiv war, anstatt sich allzu sehr mit den neuen Maßstäben des modernen Jazz zu beschäftigen, die Saxofonisten wie Charlie Parker oder John Coltrane setzten.
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