In den 1990ern zieht der amerikanische Jazztrompeter Paul Brody nach Berlin. Trotz jüdischer Eltern versteht er sich selbst nicht als Jude. Erst die Klezmer-Musik bringt ihn dazu, sich mit seiner Familiengeschichte zu beschäftigen. Als Paul Brody in den 1990er Jahren von Boston nach Berlin kommt, stellt er sich als kalifornischen Dada-Jazztrompeter vor. Denn in Kalifornien wuchs er auf. Seine jüdische Mutter stammte aus Wien und floh 1939 mit einem Kindertransport vor den Nazis. Sein Vater war Sohn jüdisch-orthodoxer Einwanderer aus der Ukraine. Doch seine Eltern lehnten jede religiöse Kindererziehung ab. Sich selbst also als jüdischen Musiker zu betrachten, auf die Idee kommt Paul nicht. Eher zufällig landet er in einer Klezmer-Band und gibt selbst Klezmer-Unterricht. Durch die Musik beginnt sich sein Blick auf die eigene Geschichte zu verändern. Kann man Klezmer unabhängig von seinem religiösen Kontext spielen? Und was ist das überhaupt: jiddische Musik?
Françoise Cactus gründete in den 1980er die Punkrock-Band „Lolitas“, sie war Sängerin und Schlagzeugerin der Gruppe Stereo Total, sie zeichnete, moderierte Musiksendungen im Radio, veröffentlichte autobiographische Erzählungen wie „Abenteuer einer Provinzblume“ und „Neurosen zum Valentinstag“ und – zahlreiche Hörspiele.Am 17. Februar starb die deutsch-französische Autorin und Musikerin im Alter von 57 Jahren in Berlin.Françoise Cactus erzählt in Autobigophonie mit viel Humor und Scharfsinn, wie alles gewesen sein könnte:In ihrer frühen Kindheit zieht Françoise Cactus mit ihrer Familie aus dem Pferdestall in ein Schloss. Erste Jugendlieben fallen in die Zeit der Mairevolution ’68. Cactus beteiligt sich – mit der Plünderung der dörflichen Bäckerei. Später verlässt sie die französische Provinz und geht ins geteilte Berlin, wo sie unter anderem Schlagzeugerin einer Mädchenband namens „Die Bomben“ wird. Auftritte in leeren Clubs und skurrilen Wohngemeinschaften im Berlin-Kreuzberg der 80er Jahre folgen.
Das Staatstheater Augsburg entwickelt viele Stücke für Virtual Reality. Kritiker Tobi Müller hat die Premiere des virtuellen Schauspiels «14 Vorhänge» von Einar Schleef mit VR-Brille vom heimischen Sofa aus erlebt und extreme Blickwinkel eingenommen.
Das Debüt des 25-jährigen Punk-Rappers aus Northampton machte Eindruck vor zwei Jahren. Da kam einer aus den Sozialbausiedlungen Mittelenglands und erzählte von Leuten, die den Anschluss verloren hatten. Erklärte das nicht auch den Brexit – als Wunsch, sich aus verletztem Stolz von allem loszusagen?Der “langsame Ty”, wie er von Jugendfreunden genannt wurde, verkörpert eine wilde, provokante Energie, die sich nicht fragt, was zu tun richtig wäre. Mit seinem zweiten Album stellt sich “Mister I-don’t-give-a-shit” dem „Krieg“ in seinem Kopf, Drogen, Lügen, den seelischen Effekten, als “Abschaum” zu gelten.Das klingt weniger roh, dafür öffnet es Tore zu einem suggestiven Gedankenstrom.Kai Müller, Tagesspiegel
Ihr markanter französischer Akzent war stilprägend: Francoise Cactus gründete mit ihrem Partner Brezel Göring Anfang der 90er Jahre die Underground-Popband «Stereo Total». — Die Mischung aus Chanson und Punk war so einzigartig wie die Sängerin selbst. Jetzt ist Francoise Cactus gestorben, wir wiederholen ein Gespräch mit ihr aus dem Jahr 2010. Mit Achim Bogdahn.
Die Musik von MorgenNeues von Slowthai, Django Django und ClaudSpätestens seit seinem Auftritt bei der Verleihung des Mercury Prize vor eineinhalb Jahren kennt ihn ganz Great Britain. Slowthai schwenkte damals den abgetrennten Kopf von Premierminister Boris Johnson hin und her und schrie dazu: “Fuck Boris Johnson … there’s nothing great about Britain”. Sein gleichnamiges Debütalbum war eine gnadenlose Abrechnung mit Brexit-England. Ein wütendes Protestalbum zwischen Grime und Punk.Album Nummer zwei dreht sich jetzt vor allem um Tyron Frampton aka Slowthai selbst, heißt konsequenterweise dann auch “Tyron” und zeigt den bisher immer so wütenden, jungen Briten auch von seiner nachdenklichen, verletzlichen Seite. Außerdem mit dabei: Django Django, Claud, Dominique Fils-Aimé, Clap your hands say yeah, Princess goes to the Butterfly Museum, Sia, Audio88 & Yassin, Mush, Chuck Johnson und die Detroiter Tech-House Supergroup 3 Chairs (Moodymann/Parrish)
Philippe Manoury liebt das Sinfonieorchester: “Es ist der schönste Klang der Welt!” Von vielen Komponisten inzwischen als “altmodisches Medium” betrachtet, arbeitet der in Strasbourg lebende Philippe Manoury (*1952) intensiv an der Zukunft dieses außergewöhnlichen Klangkörpers.Das Erfinden neuer Formen und Aufführungsmöglichkeiten für das Sinfonieorchester kennzeichnet das Schaffen von Manoury, der seine künstlerische Entwicklung als Autodidakt begonnen hat und zunächst als Pionier der Live-Elektronik bekannt geworden ist. Die Sendung zeichnet das Bild eines der bedeutendsten französischen Komponisten unserer Zeit, dessen rauschende Klangwelt mit ihrem orgiastischen Furor die Synapsen zum Tanzen bringt.
Im vergangenen Jahr ist das ‚Babe aller Babes‘ 80 Jahre alt geworden, und ihr Einfluß ist ungebrochen. Von Taylor Swift über Lana Del Rey bis zur Newcomerin Pearl Charles – durch sie und andere bleibt ihr dunkler Dream Pop präsent. Eine neue Compilation der musikalischen Meilensteine setzt ihr nun ein weiteres Denkmal. Wir hören die besten Songs u.a. mit Lee Hazlewood und folgen den Folgen.Heute dabei u.a. PJ Harvey, XIXA, Tindersticks, Ren Harvieu, Grey DeLisle, Primal Scream, My Darling Clementine und The Handsome Family.
Für Spaß und Kreativität: Der Künstlerin Françoise Cactus sei es nie um Geld und Ruhm gegangen, sagt Musikjournalistin Jenni Zylka. (imago images / Wallmüller)
Die Musikerin und Künstlerin Françoise Cactus ist mit 57 Jahren in ihrer Wahlheimat Berlin gestorben. Die Französin war mit ihrer Band «Stereo Total» weltweit bekannt. Musikjournalistin Jenni Zylka erinnert an ein unkorrumpierbares Multitalent. — Françoise Cactus hat gesungen und Schlagzeug gespielt, hat gezeichnet und Kunstobjekte gehäkelt, mehrere Bücher veröffentlicht und auch im Radio moderiert. Die Wahlberlinerin Cactus war in vielen Bereichen aktiv, weil «es ihr Spaß gemacht hat», sagt die Musikjournalistin Jenni Zylka. «Sie wollte sich möglichst in alle Richtungen ausdrücken. Das konnte sie auch, weil sie so ein Multitalent war.» — Redaktionell empfohlener externer Inhalt — Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige jederzeit wieder deaktivieren.
Mit ihrem ungewöhnlichen Stil stach sie hervor
Cactus kam Mitte der 80er-Jahre aus Frankreich nach West-Berlin. Hier spielte sie erst in der Band «Die Lolitas». Bekannt wurde sie dann aber vor allem als Sängerin und Schlagzeugerin der Band «Stereo Total», in der sie mit ihrem Partner Brezel Göring spielte. — Abonnieren Sie unseren Kulturnewsletter Weekender. Die wichtigsten Kulturdebatten und Empfehlungen der Woche. Ab jetzt immer freitags per Mail. (@ Deutschlandradio)
Mit ihrem ungewöhnlichen Stil stach sie aus der Berliner Musikszene der 80er heraus, sagt Zylka:
«So etwas wie Stereo Total, das hatte man vorher nicht, dieser Mix aus Punk und diesem French Pop-Appeal und dann auch diese Selbstverständlichkeit, mit der sie da als Schlagzeugerin und Sängerin die Band anführte, übrigens auch mit viel Stilbewusstsein. Sie sah auch super aus, eine schicke Brille, immer Eyeliner, tolle Frisuren und diese langen Beine, die gerade so unters Schlagzeug passten. Das war immer sehr mühelos und selbstverständlich feministisch.» — Ein Punk im besten Sinne
Auf Deutsch, Englisch und Französisch hatte sie hauptsächlich gesungen und seit den 90ern fast 20 Platten rausgebracht. Dabei sei es Françoise Cactus nie um «Geld und Ruhm» gegangen, erinnert sich Zylka: «Es ging um Spaß und Kreativität. Es ging ums Tanzen und ums Zusammensein.»
Sie sei ein Punk im besten Sinne gewesen. «Und dann saß ihr auch noch ständig der Schalk im Nacken.»
Sie habe Françoise Cactus immer als sehr kollegial erlebt, sagt Zylka. Als jemanden, der nicht aus Konkurrenzgründen jemanden «wegbeißen» würde, denn es sei ihr nicht um Erfolg gegangen. «Sie war ein wirklich absolut toller, kreativer und angenehmer Mensch.»
Matthew Herbert ist ein Musiker für spezielle Aufgaben. Vor ein paar Jahren hat der Brite ein Schwein von der Geburt bis zum Schlachter begleitet. Auch mit dem Brexit hat Herbert sich musikalisch auseinandergesetzt: Auf eine ganz eigene Art.
Javascript wurde nicht gefunden. Javascript ist erforderlich, damit diese Site funktionieren kann. Bitte aktivieren Sie es in Ihren Browsereinstellungen und aktualisieren Sie diese Seite.