Die Oma, die so nicht genannt werden wollte, war Feministin. Immer hatte die Autorin sie dazu befragen wollen. Warum sie für den Feminismus kämpfte und für was genau. Doch zu lang hat Anna Marie Goretzki gezögert, nicht nur, weil die, die sich selbst in Briefen «die Igelin» nannte, so stachelig sein konnte. Aber jetzt, nach ihrem Tod, begibt sie sich auf Spurensuche.
Der Amerikaner Don Byas (1912-1972) gilt als einer der großen Tenorsaxofonisten des Jazz und als entscheidende Figur beim Übergang des Swing in den Bebop. Doch der anhaltende musikgeschichtliche Ruhm ist ihm versagt geblieben. Ein Grund dafür: Den größeren Teil seiner Karriere verbrachte er im europäischen Exil. «Ich versuche, brutal zu klingen, ohne die Schönheit zu verlieren», so charakterisierte er selbst seinen Stil. Mit seinem geschmeidigen und vitalen Spiel über schnelle Akkordfolgen beeinflusste er eigenen Angaben nach revolutionäre Nachfolger wie Charlie Parker und John Coltrane. Aber besonders seine expressiven Balladeninterpretationen lassen ihn heute als Meister seines Fachs erscheinen. Aus Anlass seines 50. Todestages am 24. August ist eine Auswahl seiner eindrucksvollsten Aufnahmen zu hören.
Erst 19 Jahre war Phillis Wheatley, als 1772 ihr Gedichtband mit dem Titel «Poems on Various Subjects» in den USA erschien. Er löste eine literarische Sensation aus, zumal Wheatley zu diesem Zeitpunkt noch versklavt war. — Phillis Wheatley wurde um 1753 in Westafrika geboren und starb 1781 in Boston. Sie gilt als die erste schwarze Autorin der USA. — Als der Band erschien, sprach gleichsam alles gegen die Autorin: ihr Alter, die Hautfarbe, Status und Geschlecht.
Hierzulande ist ihr Name unbekannt, aber in den USA gilt Wheatley als die erste schwarze Autorin der USA und als eine der ersten, die Rassismus und Unterdrückung die Stirn geboten haben. Ihr Leben und Werk inspirieren bis heute afroamerikanische Dichterinnen und Dichter wie Amanda Gorman oder Kevin Young.
Die Anwältin, der Superhelden vertrauen: Jennifer Walters aka She-Hulk (gespielt von Tatiana Maslany) vertritt als Rechtsbeistand vor allem Superkraftbesitzer*innen. — Eine ganz besonders Anwaltsserie ist nun bei Disney+ zu sehen: «She-Hulk» erzählt die Geschichte der Cousine des Hulks. Die ist nicht nur lustig, sondern auch feministisch. Kritik am Sexismus wird allerdings manchmal mit dem Holzhammer verabreicht.
Tijen Onaran ist eine Ausnahmeerscheinung: Mit 20 ist sie FDP-Landtagskandidatin, mit Mitte 30 erfolgreiche Unternehmerin. Ihre Mission: Frauen aus der IT-Branche zusammenbringen und in der männerdominierten Digitalszene sichtbar machen.
(Ursendung) — Achim Freyer prägt seit über 50 Jahren die Theaterwelt als Regisseur, Maler, Bühnen- und Kostümbildner. Ähnlich umtriebig zeigt sich der Komponist und Klangkünstler Alvin Curran. Er zeichnet nun das akustische Porträt einer langjährigen Freundschaft. — Achim Freyer taucht einen dicken Pinsel in den Eimer mit schwarzer Farbe, bevor er mit raschem Strich über die Kostüme der Oper «Don Giovanni» streicht. Der 88-Jährige war einst Meisterschüler von Bertolt Brecht, später Bühnen- und Kostümbildner, ab den 70er-Jahren Regisseur zahlreicher Operninszenierungen an den großen Häusern in Europa und in den USA.
Der Komponist Alvin Curran ist ein langjähriger Freund und künstlerischer Weggefährte. Mit der Komposition möchte er den «Meister der Schauspiel- und Maskenkunst» im Klangporträt zeigen. 13 akustische Impressionen, unmittelbar und ohne Storyline etwa so, als würde man am Checkpoint Charlie zufällig Don Giovanni treffen und sagen: «Hey! Was machst du denn hier? Ist echt lange her!»
Martin Puchner, LiteraturwissenschafterIm Gespräch„Rotwelsch, die Sprache der Vagabunden.”Andreas Obrecht im Gespräch mit dem Literaturwissenschafter Martin PuchnerBuchtipp:Jens B. Asendorpf: Persönlichkeit. Was uns ausmacht und warum. Springer Verlag 2018Gestaltung: Andreas ObrechtMartin Puchner ist 1969 in Erlangen geboren worden. 1998 promoviert der Literaturwissenschafter und Anglist an der Harvard University in den USA. In der Bibliothek der renommierten Universität stößt er auf eine Publikation seines Großvaters Karl, in der dieser sich um die Reinheit der deutschen Sprache sorgt und mit antisemitischen Vorurteilen das Rotwelsch diffamiert.Martin Puchner ist entsetzt über die nationalsozialistische Vergangenheit seines Großvaters, über die in seiner Familie nie gesprochen wurde. Onkel Günther, der Bruder seines Vaters, beschäftigt sich ebenfalls mit Rotwelsch, aber für ihn ist es eine revolutionäre Sprache, eine Sprache der Subversion und des berechtigten Protestes gegen staatliche und sprachliche Rigidität. Onkel Günther legt ein Rotwelsch-Archiv an, dessen sich Martin Puchner – nunmehr Rotwelsch-Forscher in der dritten Generation – bei seinen Recherchen bedient.Martin Puchner, der heute selbst Professor für Anglistik und Komparatistik an der Harvard University ist, hat seine Erkenntnisse über das Rotwelsch in einem spannenden Buch dargelegt: „Die Sprache der Vagabunden: Eine Geschichte des Rotwelsch und das Geheimnis meiner Familie“. Es ist eine facettenreiche Kombination aus persönlicher Geschichte und historischer Spurensuche, die Jahrhunderte mitteleuropäischer Geschichte und auch die systematische Verfolgung am Rande der Gesellschaft lebender Menschen sichtbar macht.Martin Puchner, Die Sprache der Vagabunden. Eine Geschichte des Rotwelsch und das Geheimnis meiner Familie, Siedler, 2021Martin Puchner, Die Macht der Schrift, Wie Literatur die Geschichte der Menschheit formte, Blessing 2021Kostenfreie Podcasts:Betrifft: Geschichte – XMLBetrifft: Geschichte – iTunesIm Gespräch
Konfrontationen 2022 (Teil 1) MIMEO — Die Konfrontationen, eines der renommierten Festivals Europas für Jazz und Improvisation, fanden Ende Juli zum 42. Mal statt. Eines der Highlights des dreitägigen Programms war MIMEO. Das Music In Movement Electronic Orchestra wurde 1997 von Konfrontationen-Gründer Hans Falb ins Leben gerufen. Der Auftritt war ein Tribute an die früheren MIMEO-Musiker Peter «Pita» Rehberg und Cor Fuhler. Im Zeit-Ton sind das Konzert sowie Ausschnitte aus MIMEO-Alben zu hören. — 1997 war eine erste Hochphase einer experimentellen elektronischen Musik, die ihre Referenzen sowohl aus der Elektroakustik als auch aus dem Improvisationsjazz und der Club-Musik bezog. Auf Betreiben des Neue-Musik-Veranstalters Peter van Bergen und von Hans Falb gründete sich rund Keith Rowe, dem Gründungsmitglied der legendären Improvisationsband AMM, ein Ensemble aus jüngeren und jungen Musiker:innen, die Möglichkeiten digitaler Klangproduktionen erforschten.
Der Bandname Music In Movement Electronic Orchestra war Programm. 2002 feierte MIMEO bei den Konfrontationen das fünfjährige Bestehen. Im Konzertankünder war zu lesen: «In diesem Orchester, einem Improvisationsklangkörper für das 21. Jahrhundert, funktioniert die oft gesuchte Einheit von hochtechnisierten Laptop-Musiker:innen, primitiven Soundforschern und improvisierenden Musiker:innen auf erstaunliche Weise.» Bis 2011 brachte MIMEO auch sechs Alben heraus, die meisten davon Live-Aufnahmen.
Estland hat seine Grenzen für Russinnen und Russen geschlossen und akzeptiert auch früher ausgestellte Visa nicht mehr. Finnland will die Einreise von Touristen aus dem Osten drastisch einschränken. Die beiden Länder plädieren für eine gemeinsame Linie der EU-Staaten.
Der russische Staat versucht mit allen Mitteln, Kräfte für den Einsatz in der Ukraine zu gewinnen. Immer mehr wird bekannt über die Anwerbung von Strafgefangenen, deren Schicksal ausgenutzt wird.
Die Schauspielerin und Sängerin Eva-Maria Hagen mit der ganzen Bandbreite zwischen Zartheit und Derbheit ist im Alter von 87 Jahren gestorben. — In einer dieser Nachwende-Talkshows, in der die Stars aus dem Osten, wie man so sagte, bevorzugt eingeladen wurden, um über die Drangsalierung durch die Stasi zu berichten, kam Eva-Maria Hagen ihrem Kollegen Erich Loest einmal ganz nahe. Nicht nur in einem metaphorischen Sinn, sie fühlte sich sichtlich unwohl in der Abfragesituation und rückte auch körperlich eng an den Schriftsteller aus Sachsen heran. Die Szene verriet viel über die fragile Seite der doch mutigen Sängerin und Schauspielerin Eva-Maria Hagen, mit der die meisten, zumindest im Westen, wohl assoziierten, dass sie die Mutter von Nina Hagen sei.
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