Der gefeierte Ambient-Musiker Masayoshi Fujita kennt Berlin gut, 13 Jahre lang hat er hier gerne gelebt. Dann hat er sich einen Traum erfüllt – und die Stadt verlassen. — Nach 13 Jahren Berlin zurück in den Bergen: der Vibraphon-Spieler Masayoshi Fujita — Das Berghaus vor der Küste war einmal ein Kindergarten. «Ach je, so viele Kabel!», sagt Masayoshi Fujita und lächelt verlegen, als er mit der Computer-Kamera durch sein neues Klangkunst-Studio schwenkt. Er fährt mit der Webcam vorbei an einem Vibraphon, einer Marimba (seine beiden Hauptinstrumente) sowie einem Klavier, einer Horde an Synthesizern (daher der Kabelsalat) und vielerlei Trommeln. Der Raum strahlt Wärme aus. Fujita lebt ganz in der Nähe, im malerischen 16.000-Seelen-Städtchen Kami-cho in der japanischen Präfektur Hyogo, drei Autostunden westlich vor Kyoto mit seinen berühmten Tempeln. Und das nach 13 Jahren in Berlin. — 2020 ist Masayoshi Fujita mit seiner Frau und den drei Söhnen von Köpenick aus zurück in seine Heimat Japan gezogen, um sich einen Lebenstraum zu erfüllen: inmitten der Natur zu hausen, dort Musik zu komponieren. In den letzten drei, vier Jahren hat Fujita dann viel Zeit darauf verwandt, besagten alten Kindergarten in sein Kebi Bird Studio zu verwandeln. Das Nest, in dem auch seine neue und nunmehr vierte Solo-Platte «Migratory» (zu Deutsch: Wanderung) geschlüpft ist. Im Zentrum steht abermals Fujitas fantastisches Vibraphonspiel, für das ihn schon auf seinem Alben-Triptychon «Stories» (2012), «Apologues» (2015) und «Book of Life» (2018) die Fachpresse von Berlin bis New York bejubelt hat. Und wie auf dem Vorgänger-Album «Bird Ambience» (2021), das noch in weiten Teilen in Berlin entstand, experimentiert Fujita abermals mit der Marimba und den Synths.
ARD Jazz. Spotlight — Amiri Baraka (1934-2014) alias LeRoi Jones gehörte zu den widersprüchlichsten Gestalten der afroamerikanischen Kulturgeschichte. Er war Poet, Dramatiker, Schauspieler, Bürgerrechtler und Jazz-Historiker, machte aber auch als Macho, Verschwörungstheoretiker und Antisemit Schlagzeilen. Er wechselte nicht nur seine politischen, sondern auch seine musikalischen Überzeugungen, wie es ihm beliebte. Doch gerade diese Ambivalenz, die er stets über die Grenzen der Radikalität hinaus auslebte, macht seine Persönlichkeit auch zehn Jahre nach seinem Tod noch so besonders.
Seit Jahren erforschen Die Hochstapler Strategien einer kollektiv komponierten und improvisierten Musik. Für «This Is Just To Say» hatte das Quartett mit Schlagzeuger Hannes Lingens, Bassist Antonio Borghini, Saxofonist Pierre Borel und Trompeter Louis Laurain drei weitere Musiker*innen eingeladen: die Klangkünstlerin Antje Vowinckel, den Vokalisten Mat Pogo und die neapolitanische Sängerin Cristina Vetrone. In ihrem Konzert bei den Donaueschinger Musiktagen 2023 untersuchten sie gemeinsam die Stimme als maximal formbares musikalisches Material und Sound-Poetry als Ausdruck innerer Vorgänge. — Antonio Borghini, Pierre Borel, Louis Laurain, Hannes Lingens:Part 1Die Hochstapler — Hannes Lingens, Antonio Borghini, Louis Laurain, Mat Pogo, Cristina Vetrone, Pierre Borel, Antje Vowinckel, Antje Vowinckel:This is just to sayMat Pogo (Stimme, Effekte)Cristina Vetrone (Gesang, Akkordeon)Antje Vowinckel (Sopransaxofon,Sampler, vibrierender Lautsprecher)Antonio Borghini (Kontrabass)Pierre Borel (Altsaxofon)Louis Laurain (Trompete)Hannes Lingens (Vibrafon, Schlagzeug)
Revolutionen schreiben Geschichte – und sie hinterlassen ihre Spuren auch in der Musik: Klänge und Rhythmen unterstützen die Mobilmachung und Gemeinschaftsbildung. Im Singen sind Revolutionäre vereint, klar benannt ist der jeweilige Klassenfeind. Es geht um Robert Schumanns, um französische Revolutionskomponisten, aber auch um alte Volkslieder mit neuen revolutionären Texten. Manchmal gibt es auch keine menschlichen Feinde. Da erdenken Komponistinnen und Komponisten einfach mal ihre eigenen Revolutionen, um neue Ideen in die Welt zu setzen.
Bob Dylan wird in dieser Woche drei Tage in Berlin sein und abends mit seiner Band drei Konzerte spielen. Zur Einstimmung gibt es heute in Passion Liveaufnahmen aus sechs Jahrzehnten zu hören. Wenn Sie Bob Dylan zufällig erkennen sollten, auf der Straße, im Museum oder auf einem Friedhof, bitte sprechen Sie ihn nicht an, machen Sie keine Fotos, und respektieren Sie seinen Wunsch nach Privatsphäre. Freuen Sie sich einfach, dass er hier ist.
Mit zwölf Jahren befasst sich die 1815 geborene Ada, Tochter des Dichters Lord Byron, bereits mit der Erfindung einer Flugmaschine. Mit 17 trifft sie auf den Mathematiker Charles Babbage, der gerade mit dem Entwurf seiner «Analytical Engine» begonnen hat. Die Idee fasziniert Lovelace, die beiden werden enge Freunde und arbeiten zusammen an dieser Maschine, die schon Komponenten eines Computers aufweist. Ada schreibt ein erstes prototypisches Programm und zieht neben ihrer Pionierarbeit drei Kinder auf. Während Lovelace zu Lebzeiten wenig Anerkennung bekam, sind heute Straßen – auch in der Seestadt Aspern -, Computersprachen und wissenschaftliche Auszeichnungen nach ihr benannt. Am 8. Oktober feiert die Royal Institution in London den «Ada Lovelace Day», an dem Frauen aus Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik ihre Erkenntnisse zu Ehren der Computerpionierin teilen.
Musik von Niels Erik Rasmussen, den Divinerinnen und Desiree Saarela — Typisch Wien: Je schlechter das Wetter, desto besser gelaunt die Musik. Aber das kann auch im Norden Europas geschehen! — Es regnet im Oktober, aber der dänische Dudelsackspieler Niels Erik Rasmussen widmet dem nassen Monat einen sonnigen Walzer. — Die Welt von Egon Schiele in einen Song zu verpacken, braucht nicht viele Klangfarben: Desiree Saarela genügen Stimme und Gitarre. — Beim Heurigen wird traditionell dem Wein zugesprochen, aber die Gruppe Divinerinnen macht sich für eine Soda-Ausschank stark. — So klingt – elegant und fein abgestimmt – sanfte Musik für wilde Zeiten.
Am 29. Jänner 1845 erschien Edgar Allan Poes «Der Rabe» erstmals im New Yorker «Evening Mirror» – und machte seinen Verfasser über Nacht bekannt und zum Mittelpunkt der literarischen Salons und Soireen. — Das Langgedicht über einen Erzähler, der sich in fiebrigen Träumen nach seiner verstorbenen Geliebten verzehrt, vereinigte alle Motive, die für Poes Schaffen typisch sind: Der Tod einer schönen Frau; der einsam trauernde Liebende, die «Sucht nach Selbstpeinigung» – und die qualvolle Ungewissheit, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Angeblich zehn Jahre hatte der Meister des Düsteren an dieser bewusst klangvollen Komposition gearbeitet – und noch heute beschäftigt sie die Fantasie der Nachgeborenen. Ein erzählendes Gedicht, das dem vielleicht bedeutendsten Vogel unserer Geschichte ein Denkmal setzt.
Besuch um Mitternacht.
Edgar Allan Poes Gedicht «Der Rabe».
Feature von Eva Schobel zum 175. Todestag Edgar Allan Poes(WH v. 16.01.2009)
«Unbegründete Ängste» und «Das Ganze und der Teil». Von Fernando Sorrentino. Aus dem Spanischen von Vera Gerling. Es liest Michael Dangl. — Der 1942 geborene argentinische Autor Fernando Sorrentino zeichnet in seinen Kurzgeschichten groteske und absurde Situationen. Da ist ein Mann, der sich weigert sich zu bewegen, weil ihm eine riesige Spinne in die Hose gekrabbelt ist. In der zweiten Geschichte entpuppt sich eine Warze am Finger des Protagonisten als winziger Elefant, der mit rasender Geschwindigkeit wächst. —
Die Ursprünge der Straßenmusik lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Wir wissen von den Wandersängern aus der vorhomerischen Zeit und aus dem alten Iran. Sie waren Geschichtenerzähler und Nachrichtenüberbringer und hatten einen hohen sozialen Status, einige von ihnen waren als Dichter-Sänger an Königshäusern tätig. Die namenlosen Zunftgesellen unter ihnen zogen auf den Straßen umher und lebten von milden Gaben und gelegentlichen Engagements. Im Mittelalter waren Straßenmusiker oft Musikanten, die von Stadt zu Stadt zogen und ihre Musik und Kunst auf Märkten darboten. Um 1500 entstand auf Neapels Straßen eine neue Liedgattung, die Villanella. Diese neapolitanischen Canzonen wurden zum Exportschlager in ganz Europa und erreichten auch den Königshof.
Die Noten wurden heimlich abgeschrieben und in Venedig gedruckt. Im 17. Jahrhundert bevölkerten die Bänkelsänger die Marktplätze. In ihren Liedern ging es um Schlachten, Morde und Katastrophen – die Moritaten. Zwei Jahrhunderte lang waren die Bänkelsänger erfolgreich, doch als neuen Medien wie Radio und Fernsehen aufkamen, brauchte sie niemand mehr. Bertolt Brecht schaffe es die Moritaten von allem Ulk zu befreien und in Literatur zu verwandeln. — Freiluftmusik gehörte im 18. und 19. Jahrhundert wesentlich zum Sound einer Stadt. In Wien waren es vor allem die Werkelmänner, die Drehorgelspieler, die Lieder wie Walzer, Landler und Märsche auf die Straße brachten, aber auch Wandersänger, Harfenisten und Volkssänger trugen zum Klangbild der Großstadt bei. Auch nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Drehorgel in Österreich der beliebteste Musiklieferant für die einfachen Leute. Im Nationalsozialismus war Straßenmusik verboten. — Die 68er-Bewegung in Deutschland verlieh der Straßenmusik eine neue Schubkraft, als Möglichkeit der öffentlichen und unkontrollierten Meinungsäußerung: Rock gegen Rechts, vor Kernkraftwerken, gegen die Autoritäten, auf linken Veranstaltungen. Für Österreich ist eine linke Straßenmusikkultur in dem Ausmaß nicht dokumentiert.
In den sogenannten «goldenen Jahrzehnten» – von 1960 bis 1980 – gab es plötzlich so viele Autos, wie niemals zuvor: Eine neue Alltagskultur entstand in Europa. Der Tagtraum vom Italienurlaub und die kleine Alltagsflucht in die nahegelegene Natur wurde mit dem Automobil und der Entwicklung und dem Ausbau der Autobahnen Realität. Doch wie haben sich diese Träume weiterwickelt, als sie plötzlich keine Träume mehr waren, sondern Wirklichkeit wurden? Und auf was für materielle Bedingungen und Kahlschläge fußte diese neugewonnene Freiheit des «Wirtschaftswunders» der Nachkriegszeit? Und inwieweit beeinflusste die neue boomende Automobilkultur in Folge auch die Popkultur? Von Kraftwerk über Adriano Celentano bis hin zu KlitClique wurde und wird das Autofahren auch auf viele Arten besungen.
Es kam kurz in einem Film vor, wäre fast von der Welt vergessen worden: Das Thema der «Feuilles Mortes», der toten Blätter. — Heute ist das Lied, dessen Text von Jacques Prévert Joseph Kosma vertont hat, längst ein Jazzstandard und Welthit, in unzählige Sprachen übersetzt – und Inbegriff der Nostalgie des Herbstes, die sich wunderbar verbinden lässt mit der Erinnerung an vergangene Liebe. Die Geschichte der «Feuilles Mortes» und viele weitere Chansons von damals und heute zur bunten Jahreszeit in dieser Folge.
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