11.09.2022 – News – Tagesspiegel – Gerrit Bartels — – Details
Javier Marías
Literarisch anspruchsvoll, trotzdem erfolgreich, und dann noch Fan von Real Madrid: Zum Tod des spanischen Schriftstellers Javier Marías. Ein Nachruf. — Man muss nicht lange überlegen, wenn es gilt, sofort einen Romantitel des spanischen Schriftstellers Javier Marías zu nennen: «Mein Herz so weiß». Dieser Roman hat sich eingebrannt ins Literaturgedächtnis, mit ihm hat sich das Schriftstellerdasein von Javier Marías stets verbunden. Es war das Jahr 1992, als «Mein Herz so weiß» veröffentlicht wurde, Marías hatte da in seiner Heimat schon eine Vielzahl von Büchern veröffentlicht, und er wurde für diesen Roman mit dem «Premio de la Critica» ausgezeichnet, zwei Jahre später, 1995, gar mit dem Romulo-Gallegos-Preis, einem der wichtigsten Literaturpreise der spanischsprachigen Welt. — Obwohl zwei seiner Bücher auch ins Deutsche übersetzt worden waren, hatte man bis dato von Marías keine Notiz genommen. Als «Mein Herz so weiß» aber 1996 auch in Deutschland erschien und Marcel Reich-Ranicki urteilte, dass dieser Roman «einer der wichtigsten ist, die ich in den letzten Jahren gelesen habe», gab es kein Halten mehr: Platz eins der «Spiegel»-Bestsellerliste, über eine Million verkaufte Exemplare. Der Roman ist anspruchsvoll, enthält lauter literarische Referenzen, von denen Shakespeare nur eine ist, erzählt eine Liebesgeschichte elegant, unterhaltsam, mit einem Rest von Geheimnis und ewiger Unerfülltheit, und eine kriminalistische Indizienjagd steckt in «Mein Herz so weiß» überdies.
SK-