Mike Davis war lebenslang von Los Angeles fasziniert. Mit «City of Quartz» schrieb er das wichtigste Buch zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der kalifornischen Metropole. Jetzt ist er sechsundsiebzigjährig gestorben.
— — Am Ende seines 1998 erschienenen Pamphlets über die «Ökologie der Angst», die Zerstörung der natürlichen Lebensräume in und um Los Angeles durch den Immobilienboom, betrachtet Mike Davis die kalifornische Metropole vom Weltraum aus. An jenem Aprilnachmittag, als in L.A. die durch die Misshandlung des schwarzen Taxifahrers Rodney King ausgelösten Rassenunruhen ausbrachen, ha be ein über Kalifornien kreisender Wettersatellit «eine außergewöhnliche ther mi sche Anomalie» registriert, die sich über fast hundert Quadratkilometer er streck te. Es war die Flammenschrift der von wütenden Schwarzen und La ti nos gelegten Brände, die sich mit der Schnelligkeit eines Buschfeuers im südlichen Stadtzentrum ausbreiteten. Hätte ein Voyeur vom Mars aus die Er de sehen können, so Davis, wäre er sicher «wie hypnotisiert gewesen von der außergewöhnlichen Entflammbarkeit der Stadt Los Angeles».
Schwarze Balken, zu Papier gebracht mit Bürsten und Besen: Als Pierre Soulages 1955 nach Kassel kam, war er 35 und galt als Pionier der abstrakten Malerei in Europa. Mit ihm ist nun der letzte noch lebende Künstler der ersten Documenta gestorben. — «Das ist kein Schwarz – tatsächlich geht es um das Licht», sagte Pierre Soulages über seine Bilder. Nun ist er im Alter von 102 Jahren gestorben.
Der hippe „Meister des Untergangs / ArchivZum Tod des Stadtforschers Mike Davis
Der US-Stadtsoziologe Mike Davis ist mit 76 Jahren gestorben. Er war Fleischer, Lkw-Fahrer und hat eine neue Form der Stadtforschung betrieben: Er verband Wissenschaft mit Haltung. Das machte ihn zum Verbündeten junger Leute, die Veränderung wollten.
«City of Quartz» war 1990 sein erstes Werk und damals bahnbrechend. Das Buch ist Mike Davis‹ Analyse seiner Geburtsstadt Los Angeles und deren Zukunft. Der Autor habe darin eine neue Form von Stadtforschung betrieben, sagt Architekturjournalist Claas Gefroi, eine «angewandte Stadtsoziologie» bei der er Wissenschaft gekonnt mit Haltung und Aktivismus verbunden habe, ohne sprachlich zu akademisch zu formulieren.
Stadtentwicklung neu gedachtEr habe Faktoren miteinbezogen, die bis dahin von der Forschung ausgeblendet worden seien, erklärt Gefroi und zählt auf: «Zum Beispiel Gewinn- und Machtstreben, die soziale Spaltung, Privatisierung, Ausgrenzung von Personengruppen, Rassismus». Damit sei Mike Davis der erste gewesen, der das mit einer solchen «Tiefe und Präzision angesprochen hat».
Mike Davis zählt zu den Gründungsmitgliedern der Los Angeles School of Urbanism. «Das hatte eine besondere Bedeutung in den USA, speziell in Kalifornien», ordnet Gefroi ein. «Und mit Zeitverzögerung schwappte das nach Europa.» Aber es habe immer auch Kritiker aus Forschung und Wirtschaft gegeben, die gesagt hätten, so könne man Stadt nicht denken, nicht untersuchen, erinnert sich der Architekturjournalist. «Er hat vor allem viele junge Leute mit seiner Arbeit angesprochen, weil sie sehr frisch daherkam.» Die jungen Menschen, die die Städte haben verändern wollen, «für sie war er ein Verbündeter».
Düstere gesellschaftliche PrognosenDie Entstehung von Slums, die Entstehung von Epidemien: «Mike Davis hatte ein gutes Sensorium für Entwicklungen und hat sie früh aufgegriffen», sagt Claas Gefroi. Ihm zufolge sind es meistens sehr düstere Prognosen gewesen, die von Mike Davis kamen. Dafür sei Davis von vielen spöttisch als «Meister des Armageddons» oder «Meister des Untergangs» bezeichnet worden.
Laut dem Architekturjournalisten war Mike Davis Marxist, der eine materialistische Geschichtsphilosophie verfolgte und: «Geschichte war für ihn immer die Geschichte von Klassenkämpfen. Unter diesem Aspekt hat er seine Forschungen betrieben.»Seine Bücher, auch in deutscher Übersetzung, sind immer noch erhältlich. «City of Quartz» sei bis heute sein Schlüsselwerk geblieben, so Gefroi, und «es bleibt brennend aktuell».
Vom Rio de la Plata an die Donau, aus Kolumbien oder Brasilien nach Innsbruck, Graz oder Wien: In Österreich existiert eine lebendige, sich stetig erneuernde lateinamerikanische Musikszene. Choro aus Rio de Janeiro, argentinischer oder uruguayischer Tango, Cumbia oder Reggaeton, das alles kann man ebenso hören (und, wenn man möchte und kann, tanzen) wie vielerlei Facetten von Jazz, traditioneller und natürlich klassischer Musik, professionell betrieben oder einfach als unverzichtbarer Bestandteil des Lebens. — Que tal die Lateinamerikaner:innen in Österreich? Eine Musikerin und ein Musiker mit Wahlheimat Österreich geben Einblicke und kommentieren Lieblingsstücke – heute auch in ihren Muttersprachen, in einer teils übersetzten, sprachvermischten Unterhaltung mit Gastgeberin und Gastgeber. — Im Studio zu Gast sind Thamires Tannous, Sängerin, Komponistin und Autorin aus Campo Grande im Bundesstaat Mato Grosso do Sul in Brasilien, und Eldis La Rosa, Multiinstrument und Komponist aus Santiago de Cuba, später Havanna, vor 25 Jahren nach Österreich gekommen. — Eine Einladung zum Fünf-Uhr-Mate con charla – com conversa – mit Plausch.
Die Regierung fordert die Bürger auf, bis zum Frühjahr zu warten, und warnt die beschädigten Netzwerke, die mit anhaltenden Kämpfen «nicht fertig werden». — Die ukrainische Regierung rät im Ausland lebenden Flüchtlingen, nicht vor dem Frühjahr zurückzukehren, da die Befürchtungen zunehmen, ob die beschädigte Energieinfrastruktur des Landes die Nachfrage in diesem Winter bewältigen kann. — Die Energiekrise kommt, als Beamte in Kiew warnten, dass der kommende Winter die schwersten Kämpfe des Krieges rund um die südliche Stadt Cherson ankündigen könnte, wo sich russische Streitkräfte eingegraben haben. — Da ein Drittel des Energiesektors des Landes durch die jüngsten russischen Raketen- und Drohnenangriffe gefährdet war, warnte die stellvertretende ukrainische Premierministerin Iryna Wereschtschuk: «Die Netze werden das nicht bewältigen.»
«Sie sehen, was Russland tut. Wir müssen den Winter überleben», fügte sie hinzu.
Die Vorsitzende der progressiven Fraktion des US-Repräsentantenhauses, Pramila Jayapal, hat einen Brief von 30 der Mitglieder zurückgezogen, in dem Joe Biden nach einer hitzigen Debatte innerhalb der Demokratischen Partei aufgefordert wurde, direkte Gespräche mit Russland aufzunehmen, um den Krieg in der Ukraine zu beenden über zukünftige Strategie über den Konflikt. — In einer am Dienstagnachmittag veröffentlichten Erklärung machte Jayapal eine dramatische Kehrtwende, verschrottete den Brief, der am Vortag an das Weiße Haus geschickt worden war, und implizierte, dass alles ein Fehler gewesen sei. «Der Brief wurde vor einigen Monaten entworfen, aber leider von Mitarbeitern ohne Überprüfung freigegeben», sagte sie. — Jayapal fuhr fort, zu bedauern, was sie sagte, war die Verschmelzung der progressiven demokratischen Forderung nach einem diplomatischen Ende des Ukraine -Krieges mit einer kürzlichen Erklärung des republikanischen Führers im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, der ein Ende der Hilfe für das betroffene Land androhte, sollte dies der Fall sein Die Republikanische Partei erobert das Repräsentantenhaus bei den Zwischenwahlen im nächsten Monat zurück. — Jayapal sagte: «Der gestern versandte Brief wurde mit der Opposition der GOP zur Unterstützung der gerechten Verteidigung ihrer nationalen Souveränität durch die Ukrainer verschmolzen. Daher ist es zu diesem Zeitpunkt eine Ablenkung und wir ziehen den Brief zurück.»
Das lange Hin und Her um die Reise des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zeigt: Der Präsident repräsentiert Deutschland genau so, wie es ist.
Das wär´s noch gewesen: Wenn an diesem Dienstagmorgen urplötzlich auch noch Frank-Walter Steinmeier ins Bild gelugt und den Teilnehmern der hochkarätig besetzten Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine im Berliner Westhafen kurz aus jenem kargen Zimmer in Kiew zugewinkt hätte, aus dem gerade sein ukrainischer Amtskollege zugeschaltet worden ist. Krachendes Lachen, patschende Hand auf Selenskyjs olivgrün gewandete Schulter.
Ein kremlfreundlicher Fernsehmoderator wurde der Anstiftung zum Völkermord beschuldigt, nachdem er während eines Interviews auf dem staatlich finanzierten Sender RT dazu aufgerufen hatte, ukrainische Kinder «ertränken» und lebendig «verbrennen» zu lassen. — Anton Krasovsky, der Leiter des russischsprachigen Rundfunks des früheren Senders Russia Today, sagte, ukrainische Kinder, die sagten, sie würden von Russland besetzt, sollten «in einen Fluss mit starker Unterströmung geworfen werden». — «Sie hätten im Tysyna [Fluss] ertrinken sollen», sagte Krasovsky in einem Interview mit dem Fantasy-Autor Sergei Lukyanenko. «Ertränken Sie einfach diese Kinder. Ertränke sie.»
Deutschlands Präsident Frank-Walter Steinmeier ist zu seiner ersten Reise in die Ukraine seit dem Einmarsch Russlands in Kiew, und seither eskaliert Moskau mit unbegründeten Warnungen vor einer «schmutzigen Bombe». Er landete in Kiew, als in der Hauptstadt Luftschutzsirenen zu heulen begannen. — Der deutsche Bundespräsident #Steinmeier ist mit einer doppelten Botschaft in der Ukraine angekommen: «Meine Botschaft an die Menschen in der Ukraine lautet: Auf Deutschland ist Verlass! Wir werden die Ukraine weiter unterstützen: militärisch, politisch, finanziell und in humanitärer Hinsicht.»
Der russische Präsident versucht mit neuen Gremien und Rechtszuständen die Wirtschaft und Gesellschaft für den Krieg zu mobilisieren. Damit krempelt er das Land um.
Gut, dass du in Düsseldorf geblieben bist! Stefan Schneider, Musikmultitasker bei To Rococo Rot, Kreidler, Mapstation, So Sner und Gründer von Tal Schallplatten redet über John Peel, Conrad Schnitzler, Susanne Gartmeyer, Sam Prekop undsoweiter.
«Popmusik ist nur ein anderes Wort für: Alles ist möglich. Wenn Menschen nach ihrem Glück streben, nach Freiheit, nach sexueller Erfüllung, nach Freundschaft und Liebe, wenn sich Menschen durch Depression und Armut und Ungerechtigkeit und Missbrauch und Entfremdung nicht davon abhalten lassen sich mitzuteilen, dann entsteht dieses Geräusch, das wir Pop nennen.» Sagt der Münchner Popkenner Karl Bruckmaier und der kennt sich aus. Seine Pop-Definition stammt aus einem Text über To Rococo Rot, die Gruppe mit dem palindromischen Namen. Der Anlass: Soeben wurden die «John Peel Sessions 97-99» von To Rococo Rot wiederveröfentlicht. Was uns nach Düsseldorf bringt (woher übrigens die Düsseldorf Düsterboys nicht kommen, die kommen aus Essen und waren am 11.10. zu Gast bei Diviam Hoffmann in Ex & Pop. — Nochmal Karl Bruckmaier aus den Linernotes zu To Rococo Rots «John Peel Sessions 97-99»: «Ist es nicht ohnehin seltsam sich vorzustellen, wie diese ultrakurzen Wellen die Kurvenform eines Roxy Music-Songs annehmen und tatsächlich und physikalisch und irgendwie analog durch unsere Körper pulsen? Auch durch den Körper von Stefan Schneider, damals in Düsseldorf zu Hause, also zufällig in der britischen Zone der Bundesrepublik ansässig, wo ebenfalls jeden Donnerstag spätabends John Peel die Schallplatten auf falscher Geschwindigkeit abspielte und trotzdem alles seine Richtigkeit hatte. Seit nun einhundert Jahren weitet das Radio unsere Wahrnehmung. Stefan Schneider: `Ich erinnere mich, wie die Städtenamen der Stationen, die auf der Vorderseite alter Radiogeräte zu sehen waren, mich imaginär nach Belgrad, Strasbourg oder London haben reisen lassen.´»
Er galt als Künstler der vielen Gesichter: Rodney Graham war ein Multimedia-Mann ohne Grenzen: Songschreiber, Sänger, Fotograf und Maler. Mit seinen Filmen, Installationen und Skulpturen setzte der Künstler aus Vancouver seine eigene Verwandlung pausenlos fort. Jetzt ist er mit 73 Jahren gestorben. — Antje Passenheim erinnert an den kanadischen Konzept-Künstler.
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