Sollte Kiew nach der Eroberung Chersons das Momentum für die nächste Offensive oder für Verhandlungen nutzen? Der australische Ex-General Mick Ryan schätzt die Lage ein.
Einst schrieb Francis Fukuyama einen Bestseller über das «Ende der Geschichte». Heute sieht er die — liberale Demokratie bedroht – und schreibt über den «Liberalismus und seine Feinde». Wer sind diese Feinde, was macht sie stark – und was den Liberalismus gelegentlich schwach?
Den Fall des Eisernen Vorhangs vor gut dreißig Jahren hatte Francis Fukuyama noch als Hinweis darauf gedeutet, dass die liberale Demokratie gesiegt habe auf ewig über Autokratie und Despotie – und so schrieb er damals einen Bestseller über das «Ende der Geschichte». Heute sieht er die liberale Demokratie bedroht – und schreibt über den «Liberalismus und seine Feinde». Wer sind diese Feinde, was macht sie stark – und was den Liberalismus gelegentlich schwach? Francis Fukuyama im Gespräch mit Bernd Schekauski über die Bedrohungen des Liberalismus.
Jenseits sanfter Naturklangidyllen und lautpoetischer Spielereien: Der Komponist Matthias Hornschuh hat hier nichts weniger als den Sound der Diskurse im Blick. — «Diskurssimulation oder: Du kannst nicht nicht akustische Kunst machen» lautet der Titel des Hörstücks, das Matthias Hornschuh 2021 für das Studio Akustische Kunst produziert hat. «Die Behauptung eines Diskurses bedeutet noch lange nicht, dass auch einer stattfindet. Dass jemand etwas sagt, heißt nicht, dass ihm auch jemand zuhört. Sprechakte, die nicht dem Diskurs dienen, müssen doch für irgendetwas gut sein?! Matthias Hornschuhs Hörstück «Diskurssimulation» arbeitet sich ab an Agenda Setting, Panikmache und Manipulation, lässt Slogans, Claims und Phrasen nicht aus, widmet sich Totschlags- und Strohmannargumenten und erkundet die wunderbare Welt von Derailing und Whataboutism. Das alles streng assoziativ und vollkommen unakademisch. Glaubenssätze werden zu Mantras, das Ich zum Wir, und wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Die Worte werden entkleidet, ihre Klänge unter die Lupe genommen, die Phrasen versanglicht statt versachlicht und in eine Beziehungsebene gebracht – bevorzugt rhythmisch. Einziges Material sind Wörter, Sätze, Phrasen, die Diskurs beschreiben, betreiben oder auch Verunmöglichen.» (Matthias Hornschuh)
Mit Musik von Ella Fitzgerald, Coleman Hawkins, dem Rosenberg Trio, Canadian Brass, Francis Poulenc, Eugène Ysaye, Lee Konitz, Miki Yamanaka und anderen.Moderation und Auswahl: Roland SpiegelColeman Hawkins: “My melancholy Baby” (Burnett / Norton)CD: “The genius of Coleman Hawkins“Best.nr./Label: 539065-2 / VerveCanadian Brass: “My melancholy Baby” (Burnett / Norton)CD: “Amazing Brass”Best.nr./Label: PRCDDVD 3405038 / PINOPREKKAndré Previn: “Mélancolie” (F. Poulenc)CD: “André Previn“Best.nr./Label: 456934-2 / PhilipsElla Fitzgerald: “My melancholy Baby” (Burnett / Norton)CD: “The Voice Of Jazz”Best.nr./Label: 0600753449639 / o. A.Thelonious Monk: “My melancholy baby” (Burnett / Norton)CD: ”The London collection, Vol. 1“Best.nr./Label: 877635-2 / Black LionRosenberg Trio / Tim Kliphuis: “My melancholy Baby” (Burnett / Norton)CD: “Tribute to Stéphane Grappelli”Best.nr./Label: 93691 / rent a dog productions/radTatjana Samuil / David Lively: “Mélancolie für Violine und Klavier” (C. Franck)CD: “Complete Chamber Music”Best.nr./Label: CYP4637 / CypresLee Konitz: “My melancholy Baby” (Burnett / Norton)CD: “Live at the Half Note“Best.nr./Label: 521659-2 / VerveJoachim Held: ”Go from my window” (Thomas Robinson)CD: “Merry melancholy – Englische Lautenmusik des Jahrhunderts”Best.nr./Label: CD 98.600 / hänssler-classic/LaudateCarolin Widmann: “Malinconia” (Eugène Ysaye)Eigenproduktion BRMiki Yamanaka: “My melancholy Baby” (Burnett / Norton)CD: “Starway to the stars”Best.nr./Label: o. A. / Outside in Music
Sein Name gleicht einem Qualitätssiegel. Zudem zählt Ron Carter zu den am meisten aufgenommenen Bassisten des Jazz. Was ihn so begehrt macht, ist seine swingende Eleganz, gepaart mit einem in Erstaunen versetzenden Improvisationstalent. An der Seite von Miles Davis, mit Wayne Shorter und Herbie Hancock hat er Jazzgeschichte mitgeschrieben. Doch Ron Carter denkt nicht daran, sich zurückzulehnen und als Legende feiern zu lassen. In diesem Jahr 85 geworden, ist er noch immer die Hälfte des Jahres auf Tourneen unterwegs. Carter gilt als einer der Universalisten auf dem Kontrabass, als Souverän und zugleich auch als perfekter Teamplayer.
Deutschlandfunk 1983 — Skipetaren ist die Selbstbezeichnung der Albaner seit der Nationalbewegung im 18. und 19. Jahrhundert – daher der Titel der Sendung, der auch den Ton der „nicht alltäglichen Reise“ bereits anklingen lässt. Zwei westdeutsche Journalisten reisen 1983 durch das sozialistische Albanien, das zu der Zeit unter den Ostblockstaaten eine Sonderstellung einnimmt. Und ausgerechnet Albanien, so erzählen sie zu Beginn, hatte sie beeindruckt: „Das Land, das die ideologische Indoktrination auf die Spitze treibt. Wir waren mit großen Vorbehalten losgereist – was wir zuhause über Albanien gelesen hatten, klang ja auch einigermaßen beunruhigend: das einzige Land, das Stalin noch verehrt.“ Der kleine Balkanstaat hatte sich von der Außenwelt abgekapselt. Die Religion hatte der Führer Enver Hoxha seinen 2,7 Millionen Albanern verboten. Dieser Diktator Hoxha, der zwei Jahre später stirbt, regierte das Land seit 1944. Dass er es geschafft hat, Albanien zum atheistischen Staat zu proklamieren, zeigt seine Macht in dem südosteuropäischen Land auf dem Balkan.
— Skipetaren ist die Selbstbezeichnung der Albaner seit der Nationalbewegung im 18. und 19. Jahrhundert – daher der Titel der Sendung, der auch den Ton der «nicht alltäglichen Reise» bereits anklingen lässt. Zwei westdeutsche Journalisten reisen 1983 durch das sozialistische Albanien, das zu der Zeit unter den Ostblockstaaten eine Sonderstellung einnimmt. Und ausgerechnet Albanien, so erzählen sie zu Beginn, hatte sie beeindruckt: «Das Land, das die ideologische Indoktrination auf die Spitze treibt. Wir waren mit großen Vorbehalten losgereist – was wir zuhause über Albanien gelesen hatten, klang ja auch einigermaßen beunruhigend: das einzige Land, das Stalin noch verehrt.» Der kleine Balkanstaat hatte sich von der Außenwelt abgekapselt. Die Religion hatte der Führer Enver Hoxha seinen 2,7 Millionen Albanern verboten. Dieser Diktator Hoxha, der zwei Jahre später stirbt, regierte das Land seit 1944. Dass er es geschafft hat, Albanien zum atheistischen Staat zu proklamieren, zeigt seine Macht in dem südosteuropäischen Land auf dem Balkan.
Chalgia, so wird die städtische traditionelle Musik in Mazedonien genannt. Sie hat sich vor über 200 Jahren zur Zeit des Osmanischen Reiches entwickelt, als die mazedonische Dorfmusik und die orientalisch geprägte Musik der Osmanen aufeinandertrafen. Doch auch andere Einflüsse spielten eine Rolle: jüdische, walachische, albanische. Die multiethnische Chalgia-Musik erlebt jetzt ein Revival, bei dem das Chalgia Sound System kräftig mitmischt. Der Gesang von Dobrila Graseska wird umspielt von Dorjan Jovanovi s Laute Oud. Hinzu kommen für die Chalgia typische Instrumente, wie das Hackbrett Kanun, orientalische Perkussion und die Geige. Mit Liedern zwischen Liebe und Tragödie hat das Quintett eine beeindruckende Leistung vollbracht.
Im Laufe ihrer langjährigen Zusammenarbeit entwickelten die Sängerin Jeanne Lee und der Pianist Ran Blake einen ganz eigenständigen und avantgardistischen Umgang mit Songs zwischen Jazz, Gospel und zeitgenössischer Popmusik. Der mit dem Klassik und Jazz vermählenden «Third Stream» assoziierte Blake wuchs dabei weit über die Rolle eines reinen Begleiters hinaus. Und Jeanne Lee besaß eine so stupende Intonationssicherheit, dass sie mit ihrer warmen Altstimme trotz der oft ungewöhnlich dissonanten Akkordfolgen Blakes nie die melodische Orientierung verlor. Gemeinsam war der Afroamerikanerin und ihrem weißen Kollegen eine dezidiert antirassistische Einstellung, die sie auch in ihrer Songauswahl zum Ausdruck brachten. Nach ihrem Debüt «The Newest Sound» von 1962 dokumentieren nur drei weitere Alben den einzigartigen musikalischen Dialog von Ran Blake und der im Jahr 2000 verstorbenen Jeanne Lee.
Eduardo Bértolas Flötenquartett «La visión de los vencidos» ist obertonreich und voller Einklänge, ein eher leises Stück. Der argentinische Komponist schrieb es 1978, während der Diktatur von Jorge Videla. «Die Sicht der Besiegten» – so der Titel auf deutsch – weist weit in die koloniale Geschichte zurück. Bértola bewegte die Vorstellung, es sei an der Zeit, eine indigene Sicht quer zur Geschichtsschreibung der Europäer zu entwerfen, gewissermaßen um an die Wurzeln jahrhundertelanger Ohnmacht zu kommen. Graciela Paraskevaídis hatte sich kurz zuvor für ein Leben in der uruguayischen Dikatur entschieden. Auch ihr 1979 verfasstes Bläsersextett «todavía no» (deutsch: noch nicht) verstand sich als kultureller Widerstand. Es arbeitet mit Stille, an der Untergrenze der Wahrnehmbarkeit. Autorin Tina Vogel setzt beide Kompositionen exemplarisch in Bezug zueinander und zeigt auf, wie engagiertes Komponieren in der Militärdiktatur dekoloniale Perspektiven entwirft.
(Wdh. v. 28./29.3.2020) – Jacob Böhme (1575-1624) ist eine der unbekanntesten und gleichzeitig bedeutendsten Figuren der deutschen Geistesgeschichte. Er war Zeitgenosse Shakespeares, Giordano Brunos und Galileis und lebte als Schuhmacher und Tuchhändler in Görlitz an der Neiße. Nach mehreren Erleuchtungserfahrungen begann er, seine inneren Erlebnisse und Visionen aufzuzeichnen und offenbarte sich dabei als ein starker Sprachgestalter, der das Deutsch der Lutherbibel in kraftvoller Weise für seine Schriften nutzte. 1612 verfasste er für sich selbst als Erinnerungsbuch den Text «Morgenröte im Aufgang», einen grandiosen Entwurf christlicher Theosophie und Kosmosophie, der einen vollkommenen Bruch mit kirchlicher Autorität bedeutete. Hier stellte er die Erkenntnis- und Willensfreiheit des Menschen in den Mittelpunkt. Die lutherisch-orthodoxe Obrigkeit der Stadt Görlitz beschuldigte Böhme der Ketzerei und erteilte dem Autor Schreibverbot, konnte aber nicht verhindern, dass er in den politisch unabhängigen und geistig aufgeschlossenen Kreisen des schlesischen Adels bekannt wurde. Dort betrachtete man ihn als Propheten und ließ ihm jede erdenkliche Unterstützung zukommen. Die letzten Jahre seines Lebens war er, ausschließlich mit der Niederschrift seiner Texte beschäftigt, ein schon zu Lebzeiten in weiten Teilen Europas als «Philosophus Teutonicus» berühmter Mann. —
SERIE — Sergei Gerasimow harrt in Charkiw aus. In seinem Kriegstagebuch berichtet der ukrainische Schriftsteller über den schrecklichen, auch absurden Alltag in einer Stadt, die noch immer beschossen wird.
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