20.11.2022 – Milestones – Ö1 – Gerhard Graml — – Details
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Helen Merrill
Jelena Ana Milcetic, geboren 1930 als Tochter kroatischer Einwanderer in New York, begann bereits im zarten Alter von vierzehn Jahren in den Jazz-Clubs der Bronx zu singen und sammelte an der Seite von Größen wie Charlie Parker, Miles Davis und Bud Powell musikalische Erfahrung. Ihren Namen amerikanisierte sie, und ab diesem Zeitpunkt war die Karriere nicht mehr aufzuhalten: «Helen Merrill», das Album, das gleich am Beginn ihrer Diskografie steht, wurde im Dezember 1954 aufgenommen und machte sie im darauffolgenden Jahr berühmt.
Sie präsentierte sich darauf als sensible Songinterpretin mit zart hauchender Stimme und einem gefühlsintensiven Vortrag. «The Sigh of New York», das Seufzen von New York, wurde Helen Merrill fortan genannt. Die Arrangements der im Sextett eingespielten Stücke stammen von niemand Geringerem als Quincy Jones und umfassen sowohl Balladen und Stücke in raschen Tempi wie auch unwiderstehlich swingenden Bop. Clifford Brown, der auf tragische Weise viel zu früh im Alter von 25 Jahren verstorbene Trompeter, ist eindeutig der Starsolist der Einspielung und wird entsprechend prominent präsentiert. Doch über all dem schwebt die sehnsuchtsvolle, erhabene und zugleich wehmütige Stimme der Protagonistin. Helen Merrill ist ein wundervoll-eleganter und geschmeidiger Gegenpart zu Browns rauem Trompetenton, die Gefühlstiefe und Originalität ihrer Interpretationen begründen ihren Ruf als eine der größten Vokalistinnen, die der Jazz hervorgebracht hat.
— Diese Debüt-LP, später auch unter dem Titel «Helen Merrill with Clifford Brown» veröffentlicht, legt den Grundstein zu einer wechselhaften Karriere, und es ist Merrills Stimme, die die Aufnahme zu einem Ereignis macht, betörend, unwiderstehlich, stets stark emotional gefärbt und hochmusikalisch. Ein Glanzstück des anspruchsvoll-melodiösen Vokal-Jazz der Fünfzigerjahre.
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