Im Winter 2017 wird der Bundeswehrsoldat Franco A. bewaffnet am Flughafen Wien von einer Spezialeinheit festgenommen. Der Mann im Besitz einer gefälschten Geflüchtetenidentität soll einen Anschlag geplant haben. Handelte er allein?
Ehrgeizig macht der Offenbacher Franco A. Karriere in der Bundeswehr. Bereits im Alter von 26 Jahren ist er Oberleutnant. Dass Franco A. unter Kameraden als rassistisch und antisemitisch bekannt ist, bleibt ohne Konsequenzen. Für die Bundeswehr-Vorgesetzten gilt er als zu klug, um Rechtsextremist zu sein; es bleibt bei Verwarnungen. Franco A. selbst sieht sich als einfacher Soldat, der vorgibt seinem Eid zu folgen, um dieses Land zu schützen. 2015 nimmt er die Identität eines Geflüchteten an. Die Bundesanwaltschaft ist überzeugt: A. plante eine false flag operation, einen Anschlag mit gefälschter Identität, um Angst und vor allem Hass auf Geflüchtete zu schüren und zu belegen, dass der Staat nicht länger für Sicherheit sorgen kann. Nur durch puren Zufall den Fund einer versteckten Waffe bei Wartungsarbeiten am Wiener Flughafen scheitert der mutmaßliche Plan frühzeitig und er wird verhaftet. Oberleutnant Franco A. wird 2021 wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat angeklagt. Am 15. Juli 2022 wird er zu fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Er ist damit der erste verurteilte Rechtsterrorist der Bundeswehr.
Wäre Alice Schwarzer nicht stur, hätte sie nicht so erfolgreich für Feminismus kämpfen können, vermutet die Literaturwissenschaftlerin Jasamin Ulfat-Seddiqzai. Doch der Lebenswirklichkeit migrantischer Frauen werde Schwarzers Denken nicht gerecht.
In der Kultur meines Vaters, über die Alice Schwarzer schon so manchen unfreundlichen Text geschrieben hat, ist es verpönt, ältere Menschen zu kritisieren. Selbst wenn man an ihrem Verhalten viel auszusetzen hat, bleibt man respektvoll. Mit 80 Jahren hat sich Alice Schwarzer diesen Ältestenstatus wohl verdient, aber ein Text über sie funktioniert ohne Kritik nur schwer. — Schwarzers Lebenswerk muss man niemandem vorstellen, sie selbst hat zwei Bücher darüber geschrieben. Zur Grande Dame des deutschen Feminismus hat jeder eine deutliche Meinung. Einige lieben sie, andere nicht so sehr – für Zwischentöne gibt es wenig Platz, aber das stört Frau Schwarzer wahrscheinlich nicht.
Hörstück: Die Atomwaffentests in Lop Nor — Stimme: Melanie Lüninghöner, Bettina Wenzel, Daniel Werner — Sonifikation: Alberto de Campo — Ton: Mount Wobble Studio / Marcus Zilz — Produktion: Autorinnenproduktion für WDR und Deutschlandfunk Kultur 2021 — Länge: 46›00
Der ausgetrocknete Salzsee Lop Nor wurde von der chinesischen Zentralregierung in den 1950er-Jahren zum Testgebiet für Atomwaffen erklärt. Echo Ho und Ulrike Janssen komponieren ein Hörstück über einen weitgehend vergessenen Ort. — Auf Satellitenbildern erinnert das ausgetrocknete Seebett an eine übergroße Ohrmuschel. Der «See, in den viele Quellen zusammenströmen», so sein mongolischer Name, liegt heute in Xinjiang, einem autonomen Gebiet im Nordwesten Chinas. 1964 machte die chinesische Zentralregierung nördlich des Seebeckens erste Atomwaffentests. Der nukleare Fallout breitete sich aus wie Schallwellen.
Echo Ho und Ulrike Janssen folgen in ihrem Hörstück den Phasen einer Atomexplosion. Dabei erzählen die Künstlerinnen von den Mythen und Relikten zahlreicher Zivilisationen, die einst am Ufer des Sees lebten.
In der zweiten Folge über einen der ersten Superstars im US-amerikanischen Showbusiness, widmet sich Siegfried Schmidt-Joos – Musik- und Kulturjournalist sowie Autor von Büchern aus der Jazz-, Pop- und Rockmusikkultur – der Musik, die Sammy Davis Junior liebte, und seiner Beziehung zu Schallplattenproduktionen, die sehr spät begannen: Erst 1949 mit 23 Jahren betrat Sammy Davis zum ersten Mal ein Plattenstudio, da war er auf Tourneen und im Broadway bereits ein Veteran. Denn er hatte schon mit drei Jahren seine erste Gage von zehn Dollar für einen Bühnenauftritt bekommen, als er an einer Amateurtanz-Ausscheidung in Philadelphia teilnahm. Dort gewann er mit Abstand den ersten Platz und erhielt außer den zehn Dollar auch noch einen Silberbecher. Das war im Jahr 1929. Seitdem lief die Karriere. Hat man diesen frühen Start in Erinnerung, kann man sich nur wundern, dass es von diesem Bühnendynamo erst so spät Schallplatten gab. Warum das so war, auch davon erzählt Siegfried Schmidt-Joos. —
Der Eichelmastschinken «jamón de bellota» gehört zu den gastronomischen Vorzeigeprodukten Spaniens. Doch die schwarzen iberischen Schweine, die auf den Weiden der Extremadura nach Eicheln wühlen, machen nur einen kleinen Teil der Produktion aus. Das Gros der über 56 Millionen jährlich geschlachteten Tiere sieht in industriellen Zuchtanlagen zeitlebens kein Sonnenlicht. Wegen verheerender Umweltschäden und problematischer hygienischer Zustände machen diese Betriebe immer wieder Schlagzeilen. Kein Wunder, dass sich auch in Spanien immer mehr Menschen fleischlos ernähren. Aber auch fleischliebende Gourmets geraten in Bedrängnis: Wer garantiert ihnen eigentlich, dass der iberische Schinken wirklich von einem glücklichen Eichelwühler stammt? Eine Reise zu Schweinebäuerinnen, Umweltschützern und den Hütern der iberischen Rasse. —
Tiefsinnige Tafelmusik — Mit ihrem aktuellen Werk «Die Woche», in dem eine Frau gegen eine Woche voller Montage kämpft, war Geißler für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Für die Sendung Klassik-Pop-et cetera hat sie sich Musiktipps und Unterstützung von Familie, Freundinnen und Wegbegleitern geholt. — Heike Geißler wurde 1977 in der sächsischen Kleinstadt Riesa geboren, wuchs dort und in Chemnitz auf, studierte Amerikanistik, Politik und Geografie in Dresden sowie Hispanistik und Literaturwissenschaften in Halle. Sie ist Autorin, Übersetzerin und Mitherausgeberin der Heftreihe «Lücken kann man lesen». 2002 erschien ihr Debütroman «Rosa», für den sie den Alfred-Döblin-Förderpreis bekam. In ihrem Buch «Saisonarbeit» verarbeitet sie ihre Tätigkeit als Aushilfskraft in einem Logistikzentrum von Amazon in Leipzig. Der Titel wurde in etliche Sprachen übersetzt und u.a. in der renommierten Kulturzeitschrift The New Yorker besprochen. Mit ihrem aktuellen Werk «Die Woche», in dem eine Frau gegen eine Woche voller Montage kämpft, war Geißler für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Da sie selbst eigentlich nur Klassik höre, hat sie sich für «Klassik-Pop-et cetera» Musiktipps und Unterstützung von Familie, Freundinnen und Wegbegleitern geholt. —
Die EU-Kommissions-Chefin hat mit einer unsorgfältig vorbereiteten Videobotschaft zum Ukraine-Krieg grosse Kritik auf sich gezogen. Sie sah sich gezwungen, eine Passage mit falschen Opferzahlen zu löschen. Die wirkliche Zahl lässt sich nur schwer schätzen.
Japan hat eines der stärksten Kader seiner Fussball-Geschichte – und träumt vom Sprung unter die besten vier Teams der Welt.
— — – und reagiert darauf so, als wäre es das Normalste auf der Welt — — Die Zeiten des traditionellen Tiefstapelns sind in Japan vorbei, das Nationalteam will an der WM in den Viertelfinal. Ein Grund für das Hoch ist, dass japanische Fussballer mittlerweile Härte und Zweikampfbereitschaft gelernt haben.
»Gazzetta dello Sport«: «Deutschland zu Hause, von Spanien verraten. Doch die Deutschen sind selbst schuld, denn der K.o. gegen Japan beim WM-Debüt kostete sie langfristig das Aus. Flicks Nationalmannschaft besiegte Costa Rica in einem ziemlich verrückten Match mit 4:2, aber es war ein sehr bitterer Erfolg.« — — Vorrunden-Aus bei einer WM? Schon wieder? Zeit, sich einzugestehen, dass die DFB-Elf keine Turniermannschaft mehr ist und dass es an Qualität im Kader fehlt. Für einen Verantwortlichen sollte das Konsequenzen haben.
Fehlende Effizienz, falsche Trainerentscheidungen, strukturelle Mängel: Das erneute Scheitern in der WM-Vorrunde ist das Resultat eines andauernden Versagens auf vielen Ebenen. Die Verantwortlichen aber stellen sich stur.
»Gracias Alemania, Danke Havertz«: Spanien feiert seinen deutschen WM-Retter – und hadert mit dem eigenen Kollaps gegen Japan. Nun stellt sich die Frage, ob dahinter Kalkül steckte.
Deutschland hatte mehr Torchancen bei der WM als jedes andere Team – und scheiterte. Am Ende wurde der DFB-Auswahl auch ein umstrittenes Tor der Japaner zum Verhängnis. Beim Neuaufbau muss ein Spieler im Zentrum stehen.
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