16.01.2023 – News – NZZ – Marisa Buovolo — – Details
Gina Lollobrigida
Die Leinwandgöttin wurde international gefeiert. In Italien verband sie mit Sophia Loren eine über Jahrzehnte andauernde, mit den Waffen der Décolletés geführte Rivalität. Nun ist sie 95-jährig gestorben.
Mit ihrer Rolle als die schöne Bäuerin Mariantonia in «Altri tempi» schrieb Gina Lollobrigida 1952 Film- und Kulturgeschichte. Blutjung, mit runden Hüften, Wespentaille und voluminösem Décolleté sitzt sie auf der Anklagebank und gesteht mit entwaffnendem Lächeln unter den Augen von den wie hypnotisiert wirkenden Richtern, ihre Schwiegermutter vergiftet zu haben. Ihr Amtsverteidiger plädiert leidenschaftlich für einen bedingungslosen Freispruch. — Der Grund ist die sensationelle Schönheit Mariantonias, die als «maggiorata fisica» – eine, wie der Verteidiger sie beschreibt, mit aussergewöhnlich weiblichen Attributen ausgestattete junge Frau – ohne Vorbehalt die Freiheit verdient. Selbstverständlich wird Mariantonia freigesprochen, und der noch unbekannten Gina Lollobrigida gelingt der internationale Durchbruch als vollkommene Inkarnation des aufkommenden Schönheitsideals im Italien der Nachkriegszeit, das mit dem Neologismus «maggiorata» den passenden Ausdruck fand.
— Zuletzt träumte Gina Lollobrigida noch von einer Karriere in der Politik, vor wenigen Monaten erst kandidierte sie für den italienischen Senat. Vergebens allerdings. Nun ist die grosse Diva Italiens 95-jährig in Rom gestorben.
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