13.09.2024 – Vorgestellt – Ö1 – Irene Suchy — – Details
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Johanna Senfter
Hochbegabt und schnell aus der Mode gekommen — Es ist nicht die erste CD mit Werken von Johanna Senfte r, und doch: dieses Doppel-Album ist eine wahrliche Bereicherung für Publikum und alle, die neues Repertoire erarbeiten wollen. Es erhebt sich die Frage: warum ist Senfters Musik nicht längst im Konzertsaal angekommen? Das Else Ensemble, ein israelisch-deutsches junges Team, benannt nach Else Lasker-Schüler, hat 2021 und 2023 die vielschichtige, gekonnte und fantasievolle Kammermusik Senfters, die nur zuweilen an die Grenzen der Tonalität geht, eingespielt. – Das tief-romantische 1911 komponierte Quartett für Klavier, Violine, Viola und Kniegeige, die energievoll-drängende Sonate für Klarinette und Klavier aus 1925, das kraftvolle Quintett für Klarinette und Streichquartett aus 1950, und Senfters mutmaßlich letztes Werk, ein Klaviertrio mit barocken Formen und dem Titel «Kleines, leichtes Trio».
Wer ist Johanna Senfter? Geboren 1879 in Oppenheim am Rhein, ebendort 1961 gestorben; nach einem Leben, das Hoffnung auf eine Karriere gemacht hat und doch in der Ignoranz der Musikgeschichte endete. War es nur der zweite Weltkrieg, der ihre Musik, voll von Energie, Fasslichkeit und Virtuosität, altmodisch machte?Sie war nicht nur Komponistin, sondern auch Chor- und Orchesterleiterin, Pianistin, Violinistin, Pädagogin. Max Reger, ihr Lehrer, lobte die Zwanzigjährige, die – aus wohlhabendem Hause kommend – in einem Mädchenpensionat erzogen wurde: «Fräulein Senfter besitzt ganz außerordentliche Begabung für Komposition und hat demnach bei sehr großem Fleiße überraschend gute Resultate in der Komposition erzielt.»
– – Sie war bloß eine «Überraschung», sie sollte eine Ausnahme bleiben, auch ihre Arbeit als künstlerische Leiterin der beiden Oppenheimer Musikvereine sicherten ihre keine Berühmtheit. Sie arbeitete für ihren Lebensunterhalt als Lehrerin, zog sich schließlich nach dem zweiten Weltkrieg fast völlig aus dem öffentlichen Musikleben zurück, komponierte jedoch bis an ihr Lebensende weiter. «Wenn ich die Klavier- und Geigenschüler nicht hätte und die vielen Laufereien, ging es zur Not noch, aber so kann ich unmöglich zum Schreiben kommen. Da können sie sich denken, dass mein musikalisches Schaffen ganz in den Hintergrund getreten ist. Nur sonntags benutze ich die Ruhe und schreibe auf, was mir trotz allem im Kopf herumspukt.»
– – Welch ein Glück! Senfters Werk wartet darauf, entdeckt zu werden, das Else-Ensemble macht es vor.
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