25.02.2023 – le week-end – Ö1 – Klaus Wienerroither — – Details
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Odysseus Skultur
Mit June Tabor, Jean-Philippe Rameau, Brian Ferry und Antony, Henry Purcell, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Randy Newman und anderen
Damit die Odyssee beim nächsten Mal ein bisschen weniger gefahrvoll und mühsam verläuft, bietet le week-end einige Ratschläge für gelungenes Reisen an. Wenn wir im Sinne Odysseus› in See stechen wollen, brauchen wir Wind. Damit hatte ja Odysseus so seine Schwierigkeiten trotz und wegen diverser göttlicher Eingriffe. So einen erbitten wir auch und wenden uns an einen der «nützlichen Winde», wie die Griechen ihn nannten, an Gott Zephyr. Jean-Philippe Rameau lässt ihn blasen.
Gute Ratschläge für gelungenes Reisen auf den Spuren des Odysseus: Am falschen Fleck gespart hat diesbezüglich die Familie Mozart, als sie übers Meer nach London mussten, berichtet ein wenig zerknirscht Leopold in einem Brief in die Heimat, aber Nannerl hat schon einige Tipps für eine gelungene London-Reise anzubieten. — Hundert Jahre vor Mozarts Besuch arbeitete dort ein anderer Orpheus, ein «Orpheus Brittanicus», wie seine Landsleute den Komponisten Henry Purcell ob seiner überragenden Künste nannten. Diese setzt er nun ein, um weiteren berühmten Singenden zu adäquaten Stimmen zu verhelfen. Einer der wichtigsten Tipps: An dieser Stelle bitte dringend vorbeirudern. Henry Purcell lässt die Sirenen singen: «Komm, bade mit uns, vertreib uns die Zeit, komm nackt zu uns, den wir sind›s auch.»
Auch die wilden Meerungeheuer namens Skylla und Charybdis haben es immer noch auf die Heimreisenden abgesehen. Aber Petrarca und Adrian Willaert enthüllen ganz unerwartete Aspekte an diesen Klippen. Manchmal schlummern die Ungeheuer nicht in Meerestiefen oder an Meeresufern, sondern in den Abgründen der Liebe. Die erwähnten beiden Herren verwandeln diese Erkenntnis in kunstvolle, vokale Renaissancemusik. Nicht die griechischen Seeungeheuer sind die wahren Feinde, sondern der Steuermann des Lebens, römische Gott der Liebe Amor. «Beladen mit Vergessen zieht mein Schiff vorbei zwischen Skylla und Charybdis durch wildes Meer um Mitternacht im Winter; und am Steuer sitzt mein Herr, nein, eher schon mein Feind Amor.»
Auf See können einen verrückte Wetterverhältnisse erwarten und das ist für Seeleute nicht unbedingt erheiternd. Ein fürchterliches Gewitter prasselt zuerst los, gefolgt von einer idyllisch klingenden, aber für Seemänner natürlich auch unangenehmen, kompletten Flaute. Dann allerdings kommt Wind auf und endlich kann die glückliche Fahrt losgehen. Und dass diesmal nicht Zephyr, sondern Windgott Äolus, der ja auch schon Odysseus zuerst freundlich bewirtet und dann mit günstigen Winden versorgt hat, am Werk ist, verrät Johann Wolfgang von Goethe in jenem Gedicht, das für Felix Mendelssohn-Bartholdy als Anregung zu dessen «Meeresstille und glückliche Fahrt» gedient hat: «Die Nebel zerreißen, der Himmel ist helle, und Äolus löset das ängstliche Band». — Und um endlich doch gut zu Hause anzugelangen, kommt zu guter Letzt noch ein illustrer Gast an Bord: Randy Newman singt: «I will cross the Sea, I›m going home forever, I›m going home».
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