14.03.2023 – Zeit-Ton – Ö1 – Albert Hosp — – Details
Warschauer Herbst
Der Warschauer Herbst gehört zu den traditionsreichsten Festivals zeitgenössischer Musik. In der Zeit des Kalten Krieges hatte das 1956 gegründete Festival eine Brückenfunktion zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und dem sogenannten Westen. Es war Vorbild für andere, in den 1960er Jahren gegründete Festivals wie die Musikbiennale Zagreb und das ORF musikprotokoll im steirischen herbst. Heute ist das Festival weiterhin ein internationaler Treffpunkt, aber auch eine wichtige Plattform für die faszinierend vielfältige polnische Musiklandschaft. — «Connections/Verbindungen» war denn auch das Motto dieser 65. Warschauer Herbst-Ausgabe im September 2022. In 36 Musikveranstaltungen gab es Werke von 67 Komponist:innen zu erleben, davon 28 aus Polen. Viele neue Kompositionen waren geprägt von den sozialen und politischen Spannungen in und um Polen. — Hinter vorgehaltener Hand wird erzählt, dass die experimentelle Musikszene im Vergleich zu anderen Kunstformen noch relativ frei ist von der Einflussnahme durch die politisch konservative Regierung Polens. Eine junge Generation von polnischen Komponierenden, die auch eng verflochten ist mit der aktiven freien Kunstszene, bringt dringliche Zeitdiskurse und auch etwas Glamour in die Welt der Zeitgenössischen Kunstmusik – nicht zuletzt durch die Thematisierung des Kampfes um die Rechte von LGBTQIA+-Personen. — Um diese Bandbreite der Positionen auch abbilden zu können, hat Festivalleiter Jerzy Kornowicz ein Team von neun KuratorInnen ans Festival gebunden. Dabei gibt es auch Unterstützung von österreichischen Institutionen: Das österreichische Kulturforum in Warschau ist als Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen, Lectures und Talks ein wichtiger Partner des Festivals. — Zu Wort kommen neben Kornowicz die ukrainische Komponistin Alla Zahaikevych und der Journalist und Kritiker Krzysztof Stefanski («Ruch Muzyczny»).
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