Eröffnung der Ybbsiade — Live aus der Stadthalle in Ybbs an der Donau — Im Zusammenspiel von Gerhard Polt und den Wellbrüdern entsteht ein unterhaltsamer «Bairischer Abend» der besonderen Art, fernab von Weißwurstidylle und Bierseligkeit. Im Programm zum 40-Jahr-Jubiläum «Im Abgang nachtragend» bespiegelt der Menschenkenner Polt die Abgründe des Bayern an sich, ohne ihn dem unreflektierten Gelächter des «homo googleensis» preiszugeben. Die Wellbrüder liefern den Soundtrack zum Panoptikum Bavaricum. — Unter Zuhilfenahme unzähliger Instrumente wird der Darm des Ministerpräsidenten gespiegelt, die Situation der Milchbauern ausgemolken, geschuhplattelt, gejodelt und gestanzelt. Polt und die Wellbrüder decken Heimatverbrechen aller Art auf und blasen denen «da oben» gehörig den Marsch, ohne dabei die «da unten» zu verschonen. — Gerhard Polt, Christoph, Michael und Karl Well machen jeden ihrer mittlerweile raren Auftritte zu einem Mordsgaudium für das Publikum und für sich selbst, weil bis man schaut, ist die Mass ausgetrunken, der Radi gegessen, der Schuhplattler getanzt, die Geschichte erzählt und der Jodler vorbei!
Torgeir Vassvik ist ein samischer Klangkünstler. Die Samen sind das ursprüngliche Volk des Nordens. In Vassviks Musik spielt die Vokalkunst des Joik eine wichtige Rolle. Auf seinem aktuellen Album «Behind The Garden Of The Houses. BÁIKI» kombiniert er alte Klänge und Rhythmen mit modernen und experimentellen Einflüssen und bringt etwa auch Orte, arktische Vögel und den Wind zum Klingen.
Das Festival weit! Neue Musik Weingarten ging 2022 in seine zweite Ausgabe. Porträtierte Komponistin war Sarah Nemtsov, deren Musik immer wieder Flucht und Vertreibung thematisiert und damit, so Festivalleiter Rolf Stoll: «so komplex ist wie die Wirklichkeit selbst.» Wir senden zwei Konzertmitschnitte aus dem Festivalwochenende im November.
»Nichts ist schöner als eine Gitarre, außer möglicherweise zwei.» Dieser Ausspruch wird Frédéric Chopin zugeschrieben. Mal abgesehen von der Frage, wieso er selbst dann für dieses Instrument nichts geschrieben hat, glauben wir ihm das gern. Weshalb es diese Woche in der Musikstunde gleich eine ganze Menge Gitarren gibt – solo, im Duett und Quartett, zusammen mit anderen Instrumenten und mit Orchester. Und auch die Schwestern der Gitarre, wie Laute, Theorbe und Vihuela kommen zu Gehör – heute mit Musik aus Italien.
(Wiederholung vom 28. Juli 2022) – Hispanophilie lautet das Stichwort. Woraus resultierte diese Spanien-Begeisterung französischer Komponisten zwischen den 1870er Jahren und dem Ersten Weltkrieg? War sie eine Spätfolge der napoleonischen Kriege auf der iberischen Halbinsel oder eine Gegenreaktion auf den Vormarsch deutscher Musik? Wir könnten nur mutmaßen. Halten wir uns stattdessen an die Fakten: Am 7. Februar 1875 spielte Pablo de Sarasate – immerhin ein echter Spanier und einer der größten Violinvirtuosen seiner Zeit – die Uraufführung der ihm gewidmeten «Symphonie espagnole» von Eduard Lalo. Nur einen Monat später am 3. März wurde Bizets Oper «Carmen» uraufgeführt. Es gibt übrigens eine Verbindung zwischen diesen beiden Werken, die den Komponisten nicht bewusst war. — 1883 folgte dann die Premiere von Emmanuel Chabriers Rhapsodie für Orchester «España». Im Unterschied zu seinen Vorgängern hat Charbrier zuvor Spanien bereist. Sechs Monate war er gemeinsam mit seiner Frau unterwegs; fasziniert von den Volkstänzen und der Volksmusik, machte er sich überall Notizen, transkribierte, was ihm gefiel und kündigte aus Cadiz dem Dirigenten der Uraufführung eine außergewöhnlich Fantasie an. — Würden heute all diese hispanophilen Werke – von Lalo, Bizet über Chabrier bis Debussy und Ravel – vielleicht als kulturelle Aneignung kritisiert, so erhielt Chabrier vom spanische Komponisten Manuel de Falla quasi den Ritterschlag: «Kein Spanier hat die Vielfalt der Jota, wie sie von den aragonesischen Bauern gesungen wird, so genial und wahrhaftig wiedergegeben.»
Die Kunst des Diskutierens, des Austausches von Argumenten, ist ein wichtiges demokratisches Prinzip. Diese Debattenkultur gilt es in Zeichen multipler Krisen und aufgeladener Stimmung hochzuhalten. Im Jüdischen Museum Wien hat Direktorin Barbara Staudinger daher erstmals einen «Debate Club» ins Leben gerufen. Dieser begleitet in den nächsten Monaten regelmäßig die Ausstellung «100 Missverständnisse über und unter Juden». Sie hinterfragt Vorurteile und stereotype Bilder von und über Jüdinnen und Juden. Damit setzt die 1973 geborene Wienerin, die das Jüdische Museum seit Juli 2022 leitet, neue Akzente. — Barbara Staudinger studierte Geschichte, Theaterwissenschaften und Judaistik an der Universität Wien. In ihrer Promotion befasste sie sich mit der «Rechtsstellung und Judenfeindschaft am Reichshofrat 1559-1670». Barbara Staudinger arbeitete einige Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für jüdische Geschichte Österreichs in St. Pölten, fokussierte sich aber zunehmend auch auf die Arbeit in Museen. So war Staudinger von 2005 bis 2007 Kuratorin am Jüdischen Museum Augsburg, das sie von 2018 bis 2022 auch leitete. Für ihre Arbeit in Wien hat sie sich vorgenommen, Geschichten zu entwickeln, die nicht nur berühren, sondern zum Nachfragen, Forschen oder Weitererzählen anregen. — Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz spricht sie darüber, welchen Platz die Geschichte des Antisemitismus in einem Museum hat und warum auch der Philosemitismus, der Juden und Jüdinnen zu etwas Außergewöhnlichem macht, ein Problem ist.
Der New Yorker Pianist Emmet Cohen und sein neues Album «Uptown in Orbit» — Der aus Florida stammende, in New York City lebende Pianist Emmet Cohen machte in Pandemie-Zeiten durch seine wöchentlich unter dem Namen «Live from Emmet›s Place» via Internet aus seiner Wohnung in Harlem gestreamten Konzerte auf sich aufmerksam, in deren Rahmen er seine Triokollegen und wechselnde Gäste wie Trompeter Randy Brecker, Saxofonist Paquito D›Rivera oder Sängerin Cyrille Aimée um sich versammelte. — Doch auch als Musiker versteht er es, Duftmarken zu hinterlassen: Dabei hat sich Cohen spätestens mit dem Album «Future Stride» (2021) als Mann erwiesen, der nach Verbindungen zwischen traditionellen Formen und zeitgenössischer Sprache des Jazz sucht, von Swing bis Stride Piano, der aus dem Ragtime entwickelten Klavierspielweise der 1920er und 1930er Jahre, als deren Meister etwa Fats Waller oder Art Tatum gelten. — Auch auf dem aktuellen Album «Uptown in Orbit» setzt der 32-jährige Emmet Cohen diesen Kurs fort und präsentiert Interpretationen von Willie «The Lion» Smiths «Finger Buster» oder Duke Ellingtons «Braggin› in Brass», nebst Eigenkompositionen. Cohens Trio mit Bassist Russell Hall und Drummer Kyle Poole wird dabei immer wieder durch zwei Bläser – Altsaxofonist Patrick Bartley und Trompeter Sean Jones – verstärkt.
Es bedeutet in jeder Hinsicht ein Zurück, sich mit den Tondokumenten des 1890 geborenen Dänen Lauritz Melchior die scheinbare schwerelose, selbstverständliche Erfüllung Richard Wagner scher Vorstellungen von «heldentenoralem» Gesang vor Ohren zu führen: zurück in die Ära, in der «Regie» irrelevant war – in seinem glorreichen Vierteljahrhundert an der MET wird der notorische Probenfeind Melchior in manchem Stück nie das Kostüm gewechselt, nie veränderte Kulissen gesehen haben -, zurück vor Aufnahmetechnik mit Stempel «HiFi«, zurück in eine Zeit ohne Infragestellung von Wagners Werk- und Gedankenkosmos. Zusätzlich zum ideal-baritonalen Stimmfundament, aber mit Klangzentrum dort, wo es «strahlt«, zusätzlich zu den von Melchior fast spielerisch eingesetzten «stunts» endlos gehaltener Hochtöne wird es diese Geborgenheit im Unangekränkelten sein, die Lauritz Melchiors Wagner-Singen so unwiderstehlich macht – seit je steht die Kritikerzunft geschlossen Spalier, um ihm posthum (Todesjahr 1973) zu huldigen.
Aus Kroatien ist Garri Kasparow zugeschaltet, russischer Schachgroßmeister, seit zwei Jahrzehnten mutig, entschieden und mit allem persönlichen Risiko in der Opposition gegen Putin. — Bei Sandra Maischberger werden üppig Plattitüden aufgetischt, aber es gibt auch einen Lichtblick: Garri Kasparow, der seit Jahrzehnten mit allem Risiko in der Opposition gegen Putin steht. — Man fürchtet sich ein bisschen davor, dass bei Sandra Maischberger in einer Sendung über Putins Krieg ausgerechnet ein Kabarettist auftritt. Weil: Lustig ist das ja nicht. Außerdem ist der Kabarettist auch noch Dieter Nuhr. Aber eigentlich fürchtet man sich ja sowieso vor Sandra Maischberger, spätestens seit sie Oskar Lafontaine eingeladen und das bemerkenswerte Kunststück fertiggebracht hat, so zu tun, als sei sein Ami-go-home-Gerede eine irgendwie argumentativ nachvollziehbare Position.
»Wir werden alles tun, damit die blauen und gelben Farben ihre Befreiungsbewegung fortsetzen und das normale Leben in unser ganzes Land zurückkehren kann« — Wolodymyr Selenskyj
Präsident Selenskyj hat die Großstadt Charkiw im Nordosten des Landes besucht und dabei Bürgermeister Ihor Terechow die Insignien einer «Helden-Stadt der Ukraine« überreicht. Mit der Ehrung würdigte Selenskyj den Widerstand der Bewohner gegen russische Angriffe im Vorjahr. «Charkiw ist eine echte Helden-Stadt«, sagte Selenskyj nach Angaben der Nachrichtenagentur Unian: «Dank der Bürger verteidigt diese schöne Stadt zusammen mit anderen Städten unsere Unabhängigkeit.«
Charkiw hatte gewissermaßen als Wellenbrecher die russische Angriffswalze im äußersten Osten der Ukraine in schweren und für beide Seiten verlustreichen Kämpfen gestoppt. Im Mai des Vorjahres wurden die russischen Verbände im Verlauf einer ukrainischen Gegenoffensive aus der unmittelbaren Nähe der Stadt verdrängt. Während seines Besuchs verlieh Selenskyj eine Reihe von Orden an die Verteidiger der zweitgrößten Stadt der Ukraine.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat seinen mehrtägigen Besuch in der russischen Hauptstadt Moskau beendet. Xi reiste offiziellen Angaben zufolge am Mittwochmorgen ab. Nach mehreren Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin hatte Xi am Dienstagabend die «konstruktiven Gespräche« mit Putin betont. — ANZEIGE
Der russische Präsidentenberater Juri Uschakow hatte gesagt, er gehe nicht davon aus, dass Xi in nächster Zukunft mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefonieren werde. Zuvor hatte es entsprechende Medienberichte über ein Videotelefonat zwischen Xi und Selenskyj gegeben. Xis Abflug aus Russland erfolgte offenbar kurz nach der Abreise des japanischen Premierministers Fumio Kishida aus Kiew, wo dieser Selenskyj getroffen hatte.
Die US-Regierung geht mit Blick auf den Besuch des chinesischen Staats- und Parteichefs Xi Jinping in Moskau nicht von einem schnellen Ende des russischen Angriffskriegs in der Ukraine aus. «Ich glaube nicht, dass das heutige Treffen große Erwartungen an ein baldiges Ende des Kriegs weckt«, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Dienstag im Weißen Haus. — Es gebe keinerlei Anzeichen, dass Kremlchef Wladimir Putin sein Kalkül geändert habe. Wenn China in diesem Konflikt eine konstruktive Rolle spielen wolle, dann sollte Präsident Xi Russland dazu drängen, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen.
Stattdessen habe Xi nicht einmal die Ukraine besucht. «Er und sein Regime plappern die russische Propaganda nach«, so Kirby. Zwischen Moskau und Peking herrsche eine Art «Vernunftehe«, Putin sehe China als «potenziellen Unterstützer«. «Ich glaube nicht, dass man China in irgendeiner Weise als unparteiisch betrachten kann«, so Kirby. Peking habe die russische Invasion nicht verurteilt und kaufe weiterhin russisches Öl. — Mit Blick auf mögliche Waffenlieferungen Chinas an Russland sagte der Sprecher erneut, dass die US-Regierung dafür bisher keine Anzeichen sehe. «Wir glauben nicht, dass China es vom Tisch genommen hat, aber sie haben sich nicht in diese Richtung bewegt.«
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