01.04.2023 – News – NZZ – Damita Pressl, Isabelle Pfister — – Details
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Tass Propagandabild
Die Mehrheit der Russen befürwortet den Krieg in der Ukraine. Was den meisten Menschen im Westen völlig irre scheint, ist für viele Menschen in Russland nach jahrelanger Propaganda völlig logisch. Über bald ein Jahrhundert hat der russische Staat sein eigenes Paralleluniversum aufgebaut. Eine Videoanalyse.
«Die Nazis haben angegriffen, daher müssen wir uns verteidigen.» — «So, wie unsere Grossväter unser Heimatland verteidigt haben.» — «Das waren immer schon unsere Feinde.» — «Bis wir sie alle fertiggemacht haben, dürfen wir nicht aufgeben. Bis wir mit allen Nazis fertig sind.» — «Vielleicht auch die Schweiz. Wo haben die ihr Hauptquartier?»
Das kommt heraus, wenn man in Russland eine Strassenumfrage macht. Offizielle Umfragen deuten darauf hin, dass in Russland etwa 70 Prozent der Menschen den Krieg befürworten. In der Schweiz hingegen wollen Umfragen gemäss 70 Prozent der Menschen Wladimir Putin vor ein Kriegsverbrechertribunal stellen. — Was ist los mit den Russen?
Für dieses Video haben wir 46 Reden analysiert. Die erste hat Josef Stalin, der damalige Diktator der Sowjetunion, 1927 gehalten. Vom gegenwärtigen Präsidenten Wladimir Putin haben wir die jährlichen Reden an die Nation angesehen. Anhand dieser Reden, aber auch anhand von Reden von Gorbatschow und Breschnew, Recherchen und Expertengesprächen haben wir drei Narrative entdeckt, die sich seit bald einhundert Jahren durch die Propaganda des Kremls ziehen. Nicht nur in Reden, sondern auch auf Plakaten, im Staatsfernsehen oder heutzutage in Telegram-Gruppen tauchen diese drei Erzählungen immer wieder auf, und sie werden jetzt zur Rechtfertigung des Kriegs in der Ukraine verwendet.
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