Seemannsliebe, kammermusikalisch Ludwig van Beethovens Gassenhauer-Trio

06.04.2023FormatÖ1Helene Breisach —   –  Details

Lv Beethoven

(Wiederholung vom 22.7.2021) — Kennen Sie die Oper «L›amor marinaro, ossia il corsaro»? Oder sagt Ihnen der österreichische Komponist Joseph Weigl etwas? Sowohl der Komponist als auch die besagte Oper sind heute weitgehend vergessen. – Dabei stimmt das nicht ganz: Weigl, der um 1800 der vielleicht populärste Opernkomponist in Wien war, hat eine Melodie mit Ewigkeitswert geschrieben. — Denn kein Geringerer als Ludwig van Beethoven hat seinem Terzett «Pria che l›impegno» aus der Oper «L›amor marinaro» (zu Deutsch: Der Korsar aus Liebe) ein musikalisches Denkmal gesetzt. 1797 war dieses Terzett ein Gassenhauer in den Straßen der kaiserlichen Residenzstadt – und diente Beethoven als Material für den Variationensatz seines Trios für Klarinette, Violoncello und Klavier in B-Dur op. 11. Der fließende, heitere Ton des Kammermusikwerks in ungewöhnlicher Besetzung sorgte für dessen anhaltende Beliebtheit, die sich heute in zahlreichen Einspielungen dokumentiert.

 
 

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Eclipse – Status Quo von ‹DSotM› – Dark Side of the Moon – die Wiederbesichtigung eines Rock-Klassikers (4)

06.04.2023RadiokollegÖ1Thomas Mießgang, Walter Gröbchen —   –  Details

Pink Floyd

»Es ist ein bisschen, als würde man Queen Mum neu erschaffen wollen», wird Ex-Pink-Floyd-Mastermind Roger Waters im Februar 2023 im Musikmagazin «Rolling Stone» zitiert. «Man kann dafür am nächsten Baum aufgehängt werden. Aber das ist mir egal, ich habe es gemacht.» Was er gemacht hat, wirkt tatsächlich wie ein Sakrileg: eine – noch unveröffentlichte – komplette Neuinterpretation des Klassikers «Dark Side of the Moon». — Die Gründe dafür liegen nicht zuletzt in einem tiefen Zerwürfnis mit seinen Ex-Bandkollegen. Waters bezeichnet das Opus im Nachhinein quasi als Solo-Werk, der kreative Beitrag von David Gilmour, Richard Wright und Dave Mason sei vernachlässigbar. Freilich ist Roger Waters als monomanischer Floyd-Visionär alles andere als unumstritten: mit seinem politischen Aktivismus (u.a. für die antiisraelische BDS-Kampagne und Unterstützung der Friedensbewegung im Ukraine-Krieg) sorgt er notorisch für Widerspruch und Konzertabsagen. Kann Waters das Erbe von Pink Floyd beschädigen? Und wie steht es generell um den Nachlass, der immer wieder frisch aufpoliert, remixed und neu veröffentlicht wird?

 
 

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Aufgehende Sterne – Sun-Mi Hong und Matt Carmichael

06.04.2023SpielräumeÖ1Andreas Felber —   –  Details

Sun-Mi Hong

Zwei hochkarätige Jazztalente legen beim britischen Label Edition Records in Quintett-Besetzung klingende Visitenkarten vor — Sun-Mi Hong und Matt Carmichael gelten aktuell als vielbeachtete Zukunftshoffnungen der europäischen Jazzszene: Die aus Südkorea stammende, seit 2012 in Amsterdam lebende Schlagzeugerin Sun-Mi Hong lässt im Rahmen ihres Albums «Third Page: Resonance» auch als Komponistin sparsamer, nuanciert austarierter Quintett-Musik die Ohren spitzen. — Tenorsaxofonist Matt Carmichael ist nach Pianist Fergus McCreadie der zweite junge Schotte, der aktuell international durchstartet: Im Rahmen von «Marram» präsentiert sich der 24-Jährige mit seinem Quintett (dem auch McCreadie angehört) als kraftvoller, zupackender Instrumentalist, der in seinen Kompositionen gerne aus den Quellen schottischer Volksmusik schöpft. — Beide Arbeiten sind beim britischen Label Edition Records erschienen, das so seinen Ruf als eine der wichtigsten Veröffentlichungsplattformen (nicht nur) des europäischen Jazz festigt.

 
 

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Ouverture spirituelle – Camerata Salzburg

06.04.2023KonzertÖ1N.N. —   –  Details

Kollegien kirche

(I) Camerata Salzburg, Dirigent: Titus Engel; Arnold Schoenberg Chor; Flore Van Meerssche, Sopran; Mikolaj Trabka, Bariton. Tigran Mansurian: Requiem für Sopran, Bariton, gemischten Chor und Streichorchester * (II) Tallis Scholars, Leitung: Peter Phillips. Johannes Ockeghem: Requiem (Missa pro defunctis) (aufgenommen am 21. Juli 2022 bzw. 24. Juli 2017 in der Kollegienkirche im Rahmen der Salzburger Festspiele)

In einer Teilwiedergabe zweier Konzerte, die bei den Salzburger Festspiele 2017 und 2022 aufgenommen wurden, finden hier zwei Requien zueinander. — Zum einen das Requiem des armenischen zeitgenössischen Komponisten Tigran Mansurian, dass er 2010/11 geschrieben hat zum Gedenken an die Opfer des Völkermords an Armeniern am Anfang des 20. Jahrhunderts. — Zum anderen erklingt das teilweise erhaltene Requiem des franko-flämischen Komponisten Johannes Ockeghem, die erste erhaltene Komposition einer Totenmesse überhaupt. — Beide Requiem-Kompositionen wurden in der Salzburger Kollegienkirche aufgezeichnet – auch akustisch ein verbindendes Element.

 
 

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Immer dem Atem nach – Songs und Tracks mit Atemsounds

06.04.2023open: MultitrackWDR 3Ilka Geyer —   –  Details

Kälte Atem

John Lennon wollte unbedingt, dass man in «Girl» sein Einatmen hört. Bevor Marylin Monroe das berühmte «Happy Birthday Mr. President» singt, atmet sie tief ein. Allein das bringt das Publikum schon zum Rasen. Und Kraftwerk montiert für «Tour de France» Atemsounds zu rhythmischer Anstrengung. – Wir atmen jederzeit. Aber genauso wie der Herzschlag meist unwillentlich und unbemerkt. In Songs werden Atemgeräusche gern leise gemacht, oft sogar komplett rausgefiltert. Aber Sounds, die beim Atmen entstehen, tragen eine ganz eigene und unmittelbare Semantik – jenseits von Worten. Und die wird von Musikerinnen und Musikern auch in Songs und tracks genutzt. John Lennon wollte bei den Aufnahmen zu «Girl» unbedingt, dass man hört, wenn er einatmet, um eine besondere Intimität zu erzeugen. Sexuelles Begehren ahoi! Norman Smith, der damalige Tontechniker, packte deswegen sogar noch zusätzlich einen besonderen Kompressor mit mehr Höhen auf Lennon›s Stimmspur. Sexuelle Semantik trägt auch das Atmen und Stöhnen der griechischen Schauspielerin Irene Papas, die sich auf dem Rücken des Slogans «I am, I am, I am to come, I was!» für Vangelis und seine Trio-Combo Aphrodites Child im Studio 39 Minuten in Richtung eines ultimativen kosmischen Orgasmus hochgeschraubt hat. Auf fast fünf Minuten gekürzt und begleitet von akzentuierenden Schlagzeug- und Percussionmotiven wurde daraus das Stück «∞», erschienen auf dem legendären (beware of the dark side of the hippie movement) Album «666». Als große Fans des Radsports war es für Ralf Hütter und Karl Bartos von Kraftwerk 1982 zum 80. Geburtstag der Tour de France nahezu unausweichlich, dieser Amarenakirsche ihres Lieblingssports ein Denkmal zu setzen. Voilà: Die Single «Tour de France». Mit einem Intro aus rhythmisierten Atemgeräuschen. Zum 100. Jubiläum 2003 wurde noch eins drauf gesetzt: Mit «Tour de France Soundtracks» erschien ein ganzes Album – inklusive einer neuen Einspielung von «Tour de France». Und dem im wesentlichen von Atemgeräusch-Spuren gertragenen und getriebenen track «Elektro Kardiogramm». — Ilka Geyer hat sich auf eine musikalische Suche nach dem sonst selten beachteten Atem gemacht und präsentiert aussagekräftige Atem-Musik.

 
 

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100JahreRadio – Knallfunken Oder der Missbrauch von Heeresgerät

06.04.2023FreispielDeutschlandfunk KulturJochen Meißner —   –  Details

Radio Kasten

Mediengeschichte mit Marschmusik — Regie: der Autor — Mit: Astrid Meyerfeldt, Bernhard Schütz — Ton: Lutz Pahl — Produktion: Deutschlandradio Kultur 2009 — Länge: 54›39

Die Geschichte des Radios beginnt vor dem Radio, und sie beginnt mit einem Knall. Feature über eine frühe Form des Radios im Ersten Weltkrieg und die nachfolgende Repräsentation des Kriegs im Hörspiel. — Die gerne kolportierte Redeweise, das Radio sei zunächst «Missbrauch von Heeresgerät» gewesen, bezieht sich auf die Funker im Ersten Weltkrieg. Sie gaben nicht nur militärische Meldungen über ihre Funkgeräte weiter, sondern lasen auch Zeitungsartikel vor und sendeten Unterhaltungsmusik: Ihre Funktechnik war ein Geburtshelfer für das Radio als Echtzeitmedium. In der Geschichte der akustischen Aufzeichnungs- und Übertragungsmedien spielt der Krieg auch als Anlass und Thema eine Rolle, die schon vor Radio und Hörspiel beginnt etwa mit der berühmten Kriegsrede von Kaiser Wilhelm II. an das deutsche Volk vom 6. August 1914: «Es muss denn das Schwert nun entscheiden …» auch wenn die Rede erst dreieinhalb Jahre später nachträglich aufgezeichnet wurde, um sie der Nachwelt zu überliefern. Das Feature blickt auf die Entstehung des Radios im Krieg und die Repräsentation des Kriegs im Hörspiel zurück. — Jochen Meißner, geboren 1966, Hörspielkritiker und Autor von Radiofeatures sowie von Texten zu Geschichte und Ästhetik des Hörspiels. Mitveranstalter des Berliner Hörspielfestivals und Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Zuletzt: «Die rote Tür Ein heiteres Doomscrolling-Hörspiel jenseits der Linearität des Radios» (Deutschlandfunk Kultur 2022). Eine kleine Mediengeschichte zum Krieg im Hörspiel seit 1914 –

 
 

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Die Pianistin Jutta Hipp – Wiederentdeckung einer Wegbereiterin

06.04.2023Round MidnightNDR KulturBert Noglik —   –  Details

Jutta Hipp

»Sie war hip, schon lange vor den Hippies», sagte der Klarinettist Rolf Kühn über die Pianistin, die er in Leipzig während der Nachkriegszeit kennenlernte. Bereits zuvor, noch während des Krieges, begann sich Jutta Hipp für den Jazz zu begeistern – jene Musik, die die Nazis als «entartet» diffamierten und die für die junge Musikerin zu einem Vorboten der Freiheit wurde. Mit Rolf Kühn machte Jutta Hipp erste Demo-Aufnahmen, bevor die von den Amerikanern befreite Stadt von Sowjettruppen besetzt wurde. — Jutta Hipp floh in den Westen, spielte dort in amerikanischen Klubs und kam über München nach Frankfurt, damals das Jazzzentrum Deutschlands. Zunächst in einer Combo um den Saxofonisten Hans Koller, dann mit ihrem Quintett gelang ihr eine eigenständige Ausformung des Cool Jazz. Sie wurde auf den Deutschen Jazzfestivals in Frankfurt umjubelt, als «Europe›s First Lady of Jazz» gefeiert und von Leonard Feather als erste weiße Jazzmusikerin für das Label Blue Note entdeckt. Feather war es auch, der sie zur Übersiedlung nach Amerika überredete, wo sie zunächst ebenfalls erfolgreich war, ein Engagement im New Yorker Hickory House antrat und drei Platten für Blue Note einspielte. — Unglückliche Umstände, der Druck des Musik-Business, Bedrängnis durch Feather, Unsicherheit, Lampenfieber und Alkoholkonsum führten dann zu einem tragischen Ende ihrer Laufbahn als Musikerin. Nach 1960 rührte sie kein Klavier mehr an. Bis zu ihrem 70. Lebensjahr arbeitete sie als Zuschneiderin in einer Fabrik. Ihre Kreativität verlagerte sie auf das bildkünstlerische Gestalten. — Als Jutta Hipp am 7. April 2003 in New York starb, war sie in der Jazzszene fast vergessen. Erst in den Jahren nach ihrem Tod rückte sie erneut in den Mittelpunkt des Interesses, wesentlich befördert durch die Forschungen und Editionen der Musikerin und Musikwissenschaftlerin Ilona Haberkamp, Autorin der vielbeachteten Biografie «Plötzlich Hip(p)». Heute wird Jutta Hipp zurecht als eine der bedeutenden Wegbereiterin der «women in jazz» gewürdigt und beständig wiederentdeckt.

 
 

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Der «geistliche» Gaetano Donizetti

06.04.2023Stimmen hörenÖ1Chris Tina Tengel —   –  Details

Gaetano Donizetti

Liturgisches und Biblisches für die Bühne vom großen Belcantisten

Die «Messa da Requiem» von Giuseppe Verdi ist vielgeliebter und -bewunderter Konzertsaal-Dauerbrenner, die «Messa di Gloria» des aus einer Kirchenmusiker-Familie stammenden Giacomo Puccini dort regelmäßiger Gast. Speziell nahe der kirchlichen Musizierpraxis stand der vor 175 Jahren verstorbene Gaetano Donizetti, und dies, seit er in jungen Jahren in Bergamo beim sich zwischen Oper und Gotteshaus aufteilenden Giovanni Simone Mayr in die Lehre gegangen war. Selbst ausdrücklichen Donizetti-Fans ist selten bewusst, wie viel es bei diesem am Sektor geistlicher Musik zu entdecken gäbe, vom der ursprünglich für Vincenzo Bellini komponierten, in Umfang und Gewicht mit Verdis «Messa» vergleichbaren Requiem über diverse Messen bis zu kleineren Anlass-Kompositionen. Thematisch angrenzend: Dinge wie die «azione tragico-sacra» über die Sintflut, «Il diluvio universale«. Von alldem gibt es nicht viele, aber doch ein paar höchst prominent besetzte Aufnahmen (u. a. mit Cheryl Studer, Veriano Luchetti, Renato Bruson, Samuel Ramey).

 
 

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