Andreas Willers, geboren 1957 in Rendsburg, hat am Guitar Institute of Technology in Los Angeles und später bei John Abercrombie studiert und sagt von sich, als Jazzspieler komme er eindeutig aus der Jim Hall-Tradition. Gleichwohl sind seine Aufnahmen über vier Jahrzehnte ebenso durchzogen von avantgardistischen Klangexperimenten wie vom Blues. In seinem Trio Derek plays Eric geht er der Fiktion nach, wie es wohl geklungen hätte, wenn Derek Bailey und Eric Clapton zusammen gespielt hätten. Willers spielt auch Hendrix – in «Angel» sogar auf der Melodica! Vor ein paar Wochen ist er 65 Jahre alt geworden und hat sich mit einem Album belohnt («Search & Rescue»), auf dem er alle Instrumente selbst spielt.
Ein Fotograf spiegelt sich in der einer Glasfassade: Wieviel künstlicher Schatten, hinzugefügt durch KI, ist erlaubt, wenn es um Fotografie geht, die die Wirklichkeit abbilden soll? — Künstliche Intelligenz statt geschickter Fotografie? – Boris Eldagsen sollte den Sony Award erhalten, doch er lehnte ab. Seine Begründung: Er nutzte KI. Ein wichtiges «U-Boot im Rennen», das zeigt: «So leicht ist das Spiel nicht», sagt Experte Thomas Seelig.
Philharmonia Orchestra, Dirigent: Sir John Eliot Gardiner; Alice Coote, Mezzosopran.
Felix Mendelssohn Bartholdy: Die Hebriden op. 26 (Fingalshöhle), Ouvertüre h-Moll Sir Edwar Elgar: Sea pictures op. 37 Antonin Dvorak: Symphonie Nr. 5 F-Dur op. 76 (aufgenommen am 15. Februar in der Royal Festival Hall in London)
In den 1980er Jahren übernehmen mit dem dominikanischem Bachata und Merengue neue Genres den lateinamerikanischen Kontinent und es dauert nicht mehr lange, bis der karibische Reggaeton auf den Peñas und Fiestas aus den Lautsprechern dröhnt. Verdrängt wird die Cumbia dadurch aber nicht: In den 1990ern erlebt sie auf dem World Music Markt ein Revival, bevor sie ab den 2000ern von Bands wie Bomba Estereo und DJs wie Chancha via Circuito oder Dengue Dengue Dengue ihren Weg auf die europäischen Festivalbühnen und Clubs findet – zubereitet und verpackt für ein aufgeschlossenes, musikaffines Publikum. Auch die peruanische Cumbia ist von diesem Trend nicht ausgenommen: Die vierköpfige Formation «Los Bitchos» aus London etwa, die mit ihrer instrumentalen, psychedelischen «sunshine cumbia» schon 2022 in Wien zu Gast waren, greift auf die von Enrique Delgado geprägte Psychedelic Cumbia-Variante zurück und trifft dabei auf begeisterte Ohren. In der letzten Folge widmen wir uns ihnen und weiteren Interpret:innen, die das panamerikanische Genre bis heute atmen und leben lässt.
Regie: Beatrix Ackers — Mit: Sigrid Burkholder, David Vormweg, Robert Dölle — Ton und Technik: Ernst Hartmann und Hanna Steger — Produktion: Deutschlandfunk / RBB / SWR 2019
Wohnen gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Das Feature aus dem Jahr 2019 berichtet von Familien in einer Notunterkunft und ihrem Umgang mit dem existenziellen Problem der Wohnungslosigkeit. — 86 Menschen leben im Jahr 2019 in der «Teupe», einer Notunterkunft für obdachlose Familien in Berlin: 40 Kinder und 46 Erwachsene. Jeder Familie steht ein Zimmer zur Verfügung. Privatsphäre gibt es nicht. Was als Übergangslösung für wenige Wochen gedacht war, ist für die Betroffenen zur Sackgasse geworden. Manche wohnen schon vier Jahre hier. Menschen wie sie haben auf dem umkämpften Wohnungsmarkt so gut wie keine Chance: ein Schufa-Eintrag, viele Kinder, der falsche Pass oder alleinerziehend zu sein das sind Gründe, die die Wohnungssuche gegen undurchdringliche Wände fahren lassen. — Das Problem der Wohnungslosigkeit wurde lange Zeit politisch vernachlässigt. Erst seit 2020 ist die umfassende Erhebung von Daten zu Obdachlosigkeit gesetzlich vorgeschrieben. Und diese Datenbasis ist nur der erste Schritt zur Gestaltung effektiver Maßnahmen. Bisher wurde die Anzahl der Betroffenen lediglich geschätzt, indem die Daten aus Nordrhein-Westfalen auf Deutschland hochgerechnet wurden. Nach diesem Modell waren im Jahr 2020 mehr als 400.000 Menschen in Deutschland von Wohnungslosigkeit betroffen. — Marie von Kuck, geboren 1971 in Leipzig, studierte Puppenspielkunst in Berlin und arbeitet seit 2001 als Autorin. Für den Rundfunk schreibt sie Hörspiele und macht Features und Reportagen. Zuletzt erhielt sie den Prix Europa in der Kategorie Current Affairs für das Feature «Ihre Angst spielt hier keine Rolle» (Deutschlandfunk/SWR/WDR 2022).
Die englische See in Elgars «Sea Pictures», schottische Küstenlandschaft in Mendelssohns «Hebriden» und die böhmisch-mährische Natur in Dvo áks Fünfter: John Eliot Gardiner und das Philharmonia Orchestra spielen sinfonische Natureindrücke. — Die Natur wird für Komponisten immer wieder zum Abbild von seelischen Zuständen. Es scheint reizvoll, tiefgreifende Gefühle mit einer Metapher des Meeres, des Windes oder der Landschaft zu verschleiern. Die Sopranistin Alice Coote enthüllt mit den «Sea Pictures» von Edward Elgar die Botschaften von gleich fünf Autoren. Auch die Ehefrau von Elgar selbst, Alice, ist mit einem Text vertreten. Sie beschreibt, wie die Liebe auch die stärksten Stürme übersteht und bleibt, das Meer überdauert, das sich wieder beruhigen wird. Passend dazu führt John Eliot Gardiner das Philharmonia Orchestra durch «Die Hebriden»-Ouvertüre, mit der Felix Mendelssohn Bartholdy der schottischen Inselgruppe, aber auch der rauen See, ein klingendes Denkmal gesetzt hat. Final erklingt die 5. Sinfonie von Antonín Dvo ák, mit der der Komponist der böhmisch-mährischen Landschaft mit ihren Gebirgen und um sich greifenden grünen Flächen huldigt. Anlässlich des 80. Geburtstags von John Eliot Gardiner am 20. April 2023 sendet WDR 3 diesen Londoner Konzertmitschnitt.
Leftfield? Avantgarde. Experimentell. Adventurous. Jenseits des Mainstream – und zwischen den Schubladen. Ungefähr da und doch woanders war Ilka Geyer unterwegs, um für open Multitrack saftige bunte Beeren zu sammeln. — Die Rapper und Beatbastler JPEGMAFIA und Danny Brown drehen auf «SCARING THE HOES» am Soundrad und legen Kaskaden hochgepitchter Idiom-Schnipsel unter ihre Raps. Breakcore und Hyperpop winken aus der Ferne. — Auf ihrem PAN Debut «Germ in a Population of Buildings» kombiniert upsammy elektroakustische Rhythmuselemente mit field recordings und Soundscapes. Die Klangumgebungen, die sie dadurch kreiert, bestechen durch kristalline Produktion, absonderliche Musterbildung und waberndes Arrangement. Die tracks treiben voran, ziehen aber auch in die Tiefe des musikalischen Raums.
Die Klarinettistin Aviva Endean hat bei der Arbeit zu ihrem zweiten Album «Moths And Stars» u.a. durch unterschiedliche Mikrofonierungstechniken eine neue Art des Solo-Musizierens und -Komponierens endeckt. — Katie Gately hat während der Schwangerschaft mit ihrem ersten Kind angefangen, für ihr neues, zweiteiliges Album «FAWN/BRUTE» den Lebensweg eines jungen Menschenwesens nachzuzeichnen. Von der überschäumenden Energie der Kindheitsjahre (FAWN) zu Ängsten und überwältigenden Emotionen eines wegen Umbau geschlossenen Teenagers (BRUTE). Ihre Sampling- und layering-Techniken geben dafür einiges her. Theremin trifft auf Cartoon-library-soundfootage, Schuhkarton auf ungestümes Saxophon. Und inmitten von allem ihre idiosynkratische Stimmführung.
Die vielfach ausgezeichnete Sängerin, Gitarristin und Komponistin lebt seit den 90er Jahren in Berlin. Ihrer Heimat Sizilien bleibt Etta Scollo aber verpflichtet, nicht nur durch die Verwendung musikalischer Elemente aus Renaissance und Barock, sondern auch durch die Geschichten, die sie erzählt. Geschichten, die von Vereinzelung handeln, von erlebtem Leid wie Vertreibung und Entwurzelung. Eingepackt in Lieder von großer Poesie – wie zuletzt auf ihrem Album «Ora». —
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