22.04.2023 – Hörspiel – Ö1 – Stefan Weber — – Details
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Georg Büchner
»Woyzeck», inszeniert von Stefan Weber: ein hoch konzentriertes und zur Konzentration zwingendes Kunstwerk — Eine Geschichte über Ausnahmezustände eines empfindsamen Menschen: Er wird gemobbt, als Proband zu medizinischen Forschungszwecken missbraucht, tätlich angegriffen. In einer Welt voller Denunzianten, Machtgieriger und Moralisten wird Woyzecks ohnehin schon elendes Leben zerstört. Er hört Stimmen, erleidet paranoide Attacken. Als er vom Seitensprung seiner Geliebten erfährt, ersticht er sie am Ende und beschließt damit auch sein eigenes Leben. — Das Werk um den historischen Fall des Perückenmachers Johann Christian Woyzeck ist Fragment geblieben. Georg Büchner stirbt 1837 an Typhus. Der erfahrene Theater- und Hörspielregisseur und Sounddesigner Stefan Weber, der heuer mit dem Preis für das beste «sound design» eines Hörspiels ausgezeichnet wurde, hebt Büchners Woyzeck aus der Schlucht des oftmals erbauten Welttheaters in die klare Welt der Augenblicke, geworfen wie der Dichter selbst: auf eine Welt als «umgestürzter Hafen». Weber verwendet das Mikrofon wie ein Mikroskop. Wörter werden Spiegelsplitter, ihr Klang wird zur entrückten Musik aus Büchners Poesie. — Diese Produktion wurde 2021 mit dem «Prix Marulic» ausgezeichnet und im Dezember 2019 von der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats gewählt. Die Begründung der Jury: «Das Hörspiel «Woyzeck» nach dem gleichnamigen Theaterstück von Georg Büchner beeindruckt im besonderen Maße als hoch konzentriertes und zur Konzentration zwingendes Kunstwerk.
Dieses außerordentlich intensive Gestaltungsprinzip, ermöglicht durch die herausragende Leistung der Schauspieler (u. a. Markus Meyer als «Woyzeck», Matthias F. Stein als «Hauptmann» und Katrin Thurm als «Marie»), fesselt vom Anfang bis zum Ende der Produktion. Wenngleich es für das «Woyzeck»-Fragment bereits zahlreiche (Hör)Inszenierungen gibt, überzeugt die von Stefan Weber verantwortete Dramatisierung durch einen originellen Umgang mit dem Stoff: Vom konsequenten Missbrauch einer deformierten Kreatur bis zum affektgesteuerten Mord am Ende einer Gewaltspirale ermöglicht das Hörspiel einen bewegend-empathischen Mitvollzug von Woyzecks Demontage bis hin zu seiner emotionalen Zerrüttung. Die nicht nachlassende Wirkung des Werks basiert auf einer Inszenierung, die auf allen Ebenen minimalistisch mit Feinschattierungen und Laut-Leise-Brüchen operiert. Webers Produktion ist reduziert, aber in ihrer Gestaltung höchst effektiv und gerade dadurch umso eindringlicher und wirkmächtiger. Die emotionalen Ausnahmezustände eines empfindsamen Menschen, dem das Menschsein unmöglich gemacht wird, erscheinen so für die Hörenden schmerzvoll nachfühlbar.»
Mit Markus Meyer (Woyzeck), Katrin Thurm (Marie), Wolfgang Hübsch (Doctor), Matthias Franz Stein (Hauptmann), Matthias Mamedof (Tambourmajor), Musik: Stefan Martin Weber, Émile Waldteufel, Franz von Suppè, Bearbeitung, Schnitt, Ton: Stefan Weber (Autorenproduktion 2019)
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