Die Goldberg-Variationen im Jazz

24.05.2019Play Jazz: SpecialNDR InfoHans-Jürgen Schaal

Glenn Gould + Herbert von Karajan

1741 komponierte Johann Sebastian Bach seine «Clavierübung IV. Teil» – angeblich für einen Grafen von Keyserlingk, der an Schlaflosigkeit litt und in der Nacht etwas musikalische Unterhaltung wünschte. Ein 14-jähriger Wunderpianist musste ihm dann auf dem Cembalo vorspielen. Der Junge war sein Schützling und Bachs Klavierschüler und hieß Johann Gottlieb Goldberg.

 

Daher wurde Bachs neues Werk später als die «Goldberg-Variationen» bekannt. Es ist eines der bedeutendsten Variationen-Werke der Musikgeschichte. — Variation und Improvisation — Eine Jazz-Improvisation ist im Grunde nichts anderes als die spontane Variation über eine Melodie oder ihre Harmonien. Kein Wunder also, dass die Jazzmusiker – vor allem die Pianisten – ein offenes Ohr für Bachs Goldberg-Variationen haben. Der Pianist Uri Caine sagt: «Ich war etwa 14, als ich Glenn Goulds Aufnahme der Goldberg-Variationen zum ersten Mal hörte. Mann, das war so stark, so jazzig, so rhythmisch intensiv! Ich war von Gould wie besessen. Wenn du Leute wie ihn hörst, wie sie diese Kontrapunktik vermenschlichen und zum Swingen bringen, das macht richtig süchtig!»

Bachs 32 Variationen über sein Aria-Thema haben sehr verschiedene Jazzmusiker zu sehr verschiedenen Adaptionen inspiriert. Wir hören Dan Tepfer am Solopiano, Uri Caine mit wechselnden Besetzungen sowie die Band Underkarl. Natürlich darf auch Jacques Loussier nicht fehlen, der kürzlich verstorbene Erfinder von «Play Bach». 1999 entstand seine Pianotrio-Version der Goldberg-Variationen.

 
 

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