Papst Franziskus war ein, wenn auch unvollkommener, Verfechter der LGBTQ-Gemeinschaft

21.04.2025NewsThe New York TimesJames Martin, Shoshana Schultz —   –  Details

Ein Gebet

Kaum war Jorge Mario Bergoglio, der Erzbischof von Buenos Aires, 2013 zum Papst gewählt worden, traf er seine erste große Entscheidung: Er nahm den Namen Franziskus an, nach dem heiligen Franz von Assisi. Damit signalisierte er seinen Wunsch, sich für die Armen und Randgruppen einzusetzen. Kaum jemand hätte vorhergesehen, dass er sich mehr für eine weltweit marginalisierte Gruppe – LGBTQ – einsetzen würde als alle seine modernen Vorgänger zusammen. — Ein offensichtliches Beispiel für seinen Ansatz war die Geschichte von Schwester Jeannine Gramick. Ihre Geschichte begann 1999, während des Pontifikats von Johannes Paul II. In diesem Jahr verbot Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., Schwester Gramick und dem US-Amerikaner Reverend Robert Nugent die Seelsorge für «homosexuelle Personen». Pater Nugent starb 2014. Doch Papst Franziskus bezeichnete Schwester Gramick, die jahrelang unter dem Druck der römisch-katholischen Hierarchie stand, als «tapfere Frau» und traf sie 2022 sowie im vergangenen Jahr in Begleitung transsexueller Katholiken. — Franziskus hatte aus vielen Gründen Mitgefühl für LGBTQ-Personen. Als Jesuit nahm er das Gewissen des Menschen ernst – ein Schwerpunkt jesuitischer Spiritualität. Das bedeutete, dass er Menschen, die von vielen früheren Kirchenführern ausschließlich als «Sünder» angesehen wurden, weniger verurteilte. Die zunehmende Zahl katholischer Familien mit offen LGBTQ-Mitgliedern machte die Haltung der Kirche ihnen gegenüber zu einem dringlicheren pastoralen Thema. Schließlich bedeutete der Wunsch des Papstes, dass die Kirche ein Ort für «todos, todos, todos» – «alle, alle, alle» – sein sollte, denjenigen die Hand zu reichen, die sich ausgeschlossen fühlten. Auch wenn er die offizielle Lehre der Kirche, Homosexualität sei «in sich ungeordnet» und «gegen das Naturgesetz», nicht änderte, war Franziskus› radikal neuer Ansatz selbst eine Art Lehre. — Wer an der Wirksamkeit seines Ansatzes zweifelt, braucht sich nur die wachsende Zahl von LGBTQ-Gruppen und -Exerzitien in vielen Pfarreien anzusehen, sowie prominente Kirchenführer, die ihre Unterstützung immer lauter bekunden – allerdings nach wie vor hauptsächlich im Westen. Im Januar entschuldigte sich Kardinal Wilton Gregory, Erzbischof von Washington, für die Misshandlung von LGBTQ-Personen durch die Kirche. Für die Jubiläumsfeierlichkeiten der katholischen Kirche in Rom wurde dieses Jahr eine Messe für LGBTQ-Personen in den offiziellen Veranstaltungskalender des Vatikans aufgenommen. (…)

 
 

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