10.04.2025 – Nachtmix – Bayern 2 – Ralf Summer — – Details
Dead Pioneers
Unser wöchentlicher Neuheiten-Check mit Bon Iver, Cold Specks, Meese x Hell, Charif Megarbane, Florist, Dead Pioneers, Kosmo, Companion Songs, Valerie June, Chet Baker, Tara Nome Doyle und Lexi Jones
Donnerstag, die Stunde vor Mitternacht: Da testen wir die Neuheiten der Pop-Woche. Sie erscheinen immer freitags und wir hören schon kurz davor rein, damit die Fans wissen, was sie sich bald anhören, downloaden oder als LP/CD kaufen können, auch wenn die physischen Tonträger oft etwas später erscheinen.
In dieser Ausgabe stellen wir vor: «Sable, fABLE» – nach sechs Jahren Pause ein Lebenszeichen vom Erneuerer des Indie-Folk. Der US-Musiker, der an der kanadischen Grenze wohnt und Autotune und Soundeffekte ins gern puristische Genre geholt hat, sollte mit den neuen Songs bei seinen Fans wieder ins Schwarze treffen. Außerdem «Meese x Hell». Künstler Jonathan Meese und DJ Hell beschäftigen sich auf ihrem zweiten gemeinsamen Album «Gesamtklärwerk Deutschland» mit Kraftwerk und Kunst und produzierten im alten Conny Plank-Studio in Köln, das extra wieder aufgebaut wurde. Die Kanadierin Cold Specks meldet sich nach sieben Jahren mit «Light for the Midnight» zurück, der junge Libanese Charif Megarbane klingt auf «Hawalat» nach einem tollen, alten, französischen Soundtrack. Companion Songs aus Köln / Berlin könnten die neuen Junip (Jose Gonzalez´ Band) werden, Dead Pioneers kritisieren als indigene US-Punk-Band die weißen Besiedler des Westens und Cowboy-Schauspieler wie John Wayne (und Kevin Costner). Die neue Nürnberger Band Kosmo glänzt auf ihrer Debüt EP mit Post-Punk. «Anxious» heißt das posthume Album der kanadischen Sängerin Nell Smith, die mit ihrem Nick Cave-Cover-Album (eingespielt mit den Flaming Lips) bekannt wurde – aber im letzten Jahr mit nur 17 Jahre tödlich verunglückte. Wir hören darüber hinaus rein in die neuen Werke von Tara Nome Doyle («Ekko»), Valerie June («Owls, Omens and Oracles»), Lexi Jones (das erste Album von David Bowies Tochter), V.A. CHET BAKER Re:imagined und holen das neue Album der US-Indie-Folk-Darlings Florist nach (das vor einer Woche erschien). Eine Neuheiten-Sendung, in der für jeden was drin sein sollte.
DEAD PIONEERS – PO$T AMERICANDie richtige Platte zur richtigen Zeit: die anti-kapitalistische Indigenen-Punk-Band aus Denver/Colorado ist eine laute Stimme aus dem No-To-Trump-Lager. Wobei ihr Sound ungewöhnlich fürs Genre ist: Sänger Gregg Deal liefert am Mikro z. T. Spoken-Word-Texte ab, womit man die Band schnell erkennt. Er sagt: «derzeit befinden wir uns inmitten der krassen Existenz von Kapitalismus, Kolonialismus, weißer Vorherrschaft und den vielen unterdrückerischen Kräften, die alles um uns herum bestimmen». Der Titel des Debüts ist bewusst gewählt: «´PO$T AMERICAN´ drückt eine kollektive Entmündigung und Desillusionierung des sogenannten ´American Dream´ aus.» Cowboy-Darsteller wie John Wayne und Kevin Costner bekommen ebenso ihr Fett weg («Mythical Cowboys»), wie Männer, die sich an ihre Macht klammern – man höre «Love Language». «My Spirit Animal Ate Your Spirit Animal» handelt von kultureller Aneignung. Gregg Deal ist Künstler, Aktivist und Mitglied des Pyramid Lake Paiute Tribe – sein Stamm (1.700 Personen) lebt in einem «Indianerreservat» in Nevada. An seiner Seite in der Band: Bassist Lee Tesche – sonst bei Algiers. Pearl Jam nahmen sie vor Kurzem mit auf Tour. Im Band sind sie zusammen mit Pennywise und Propagandhi in Deutschland: am 23.5. in Augsburg, Wiesbaden, Köln, Hamburg und Berlin. Eine neue, wichtige Stimme für das Amerika, das die Pop-Fans bisher so verehrten. (8,6 von 10 Punkten)
SK-hehi