Vor zehn Jahren starb Multitalent und Moralist Günter Grass

13.04.2025News: ExtraNDR KulturN.N. —   –  Details

Günter Grass

Günter Grass war einer der bekanntesten Schriftsteller nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Nobelpreisträger für Literatur galt lange als moralische Instanz, später geriet er in die Kritik. Am 13. April 2015 starb Grass. — 1959 wurde der bis dahin unbekannte Autor über Nacht mit seinem Roman «Die Blechtrommel» berühmt. Als ihn die Schwedische Akademie der Wissenschaften 40 Jahre später, am 10. Dezember 1999, mit dem Nobelpreis für Literatur für sein Lebenswerk auszeichnet, begründet das Komitee seine Entscheidung unter anderem mit dem Hinweis, Grass habe «in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet». Die Jury wagte die Vermutung, dass «Die Blechtrommel» zu den «bleibenden literarischen Werken des 20. Jahrhunderts gehören wird».

Günter Grass: Ein Kriegskind Günter Grass erblickte am 16. Oktober 1927 in Danzig das Licht der Welt. Seine Eltern besaßen im Danziger Vorort Langfuhr ein Kolonialwarengeschäft. Grass besuchte die Volksschule und das Gymnasium Conradinum in Danzig. Als 15-Jähriger meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht. Er war zunächst Luftwaffenhelfer und wurde mit 17 Jahren zu einer Panzer-Division der Waffen-SS einberufen. Als Grass bei Kriegsende in Gefangenschaft geriet, gab er sich den Amerikanern auch als Angehöriger der Waffen-SS zu erkennen. Öffentlich gab er diese Mitgliedschaft allerdings erst im August 2006 zu. Zuvor hieß es in Biografien über Grass stets, er sei 1944 Flakhelfer geworden und danach als Soldat einberufen worden.

Studium der Bildhauerei Nach Monaten der Kriegsgefangenschaft in Bayern verdiente sich der junge Grass seinen Lebensunterhalt zunächst als Landarbeiter und Arbeiter in einem Kalibergwerk bei Hildesheim. Ab 1947 arbeitete er bei einem Steinmetz in Düsseldorf. 1948 bis 1952 studierte er Grafik und Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie, dann bis 1956 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Mit ersten Ausstellungen von Plastiken und Grafiken stellte sich Grass in dieser Zeit in Stuttgart und Berlin als Bildhauer vor.

»Die Blechtrommel» macht Günter Grass berühmt — Doch Grass war auch schon als Schriftsteller tätig: Erste öffentliche Anerkennung fand er 1955 bei einem Lyrikwettbewerb des Süddeutschen Rundfunks und bei der gesellschaftskritischen «Gruppe 47». Bis 1958 entstanden vor allem Kurzprosa, Gedichte und Theaterstücke, die Grass selbst dem «poetischen» oder «absurden» Theater zuordnete. An den Bühnen der Stadt Köln wurde 1958 sein Stück «Onkel, Onkel» uraufgeführt. Im selben Jahr erhielt er nach einer Lesung aus dem Manuskript «Die Blechtrommel» den Preis der «Gruppe 47».

Wahlheimat von Günter Grass ist Lübeck In erster Ehe war Günter Grass ab 1954 mit der Schweizer Tänzerin Anna Margareta Schwarz verheiratet. Mit ihr lebte er von 1956 bis 1959 in Paris, dann in Berlin. Aus dieser Ehe stammen Tochter Laura und drei Söhne: die Zwillinge Franz und Raoul sowie Bruno. Zudem bekam er mit zwei anderen Frauen die Töchter Helene und Nele. Seit 1979 war Grass in zweiter Ehe mit der Organistin Ute Grunert verheiratet, die zwei Söhne mit in die Ehe brachte. Ende 1995 zog Grass mit ihr nach Lübeck.

»Danziger Trilogie» begründet Ruf als politischer Moralist Als einer der führenden Epiker seiner Generation etablierte sich Grass mit seiner «Danziger Trilogie». Der Entwicklungsroman «Blechtrommel», mit dem er 1959 den internationalen Durchbruch schaffte, die Novelle «Katz und Maus» (1961) und der Roman «Hundejahre» (1963) fanden mit ihrer exzessiven und provokativen Sprache eine ebenso breite wie kritische Resonanz. Sie belegten nicht nur Grass› meisterhafte Erzählkunst, sondern begründeten auch seinen Ruf als leidenschaftlicher, politischer Moralist. (…) —

 
 

SK-hehi