Dieser Mann ist ein Ärgernis (für viele) – Omri Boehm

05.04.2025NewsZeit OnlineOliver Fritsch —   –  Details

Omri Boehm

«Wo Omri Boehm auftritt, hinterlässt er zerbrochenes Porzellan», verlautbarte der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, über den Philosophen — Der Philosoph Omri Boehm darf nicht zum Gedenken an die Befreiung des KZ Buchenwald sprechen. Aber was macht sein Denken gerade für die israelische Regierung so anstößig?

Früher, in den Sechziger- und Siebzigerjahren, gehörte es zum guten konservativen Ton, linke Intellektuelle als das zu beschimpfen, was sie oft genug auch waren: als Atheisten. Religionshasser seien sie, niedrige Verächter einer höheren Wahrheit, gottlos, traditionslos und eiskalt im Herzen. Für die Feinde des Abendlandes sei jede Religion nur «Opium fürs Volk». — Heute, im aufgeheizten Diskurs, scheinen sich die Vorzeichen verkehrt zu haben. Wer aus der Bibel zitiert, und dann auch noch die revolutionären Stellen, der kann gewaltig Ärger bekommen. Im Handumdrehen gilt er als gefährlicher Spinner und subversiver Idealist, kurz: als Verrückter, der seinen verlorenen Illusionen nachrennt und friedliebende Mitmenschen mit biblischer Hypermoral erpresst. — Der israelisch-deutsche Philosoph Omri Boehm bekommt das gerade zu spüren. In Haifa als Nachkomme von Holocaustüberlebenden geboren, beweist er eine bedenkliche Schwäche für die Hebräische Bibel sowie eine verdächtige Nähe zu jüdischen Propheten. Außerdem besitzt Boehm die Frechheit, uralte Textstellen ohne Triggerwarnung mit der Weltlage zu konfrontieren, vor allem mit dem Geschehen in Israel. Dass er in den Augen geistiger Verfassungsschützer gesichert linke Ansichten vertritt, macht die Sache nicht leichter. — Als Omri Boehm im vergangenen Jahr während der Wiener Festwochen eine Rede halten sollte, kam es, wie es kommen musste: Es gab einen Eklat. Mit aller Macht wollte die Israelitische Kultusgemeinde seine Rede verhindern und warf ihm vor, er dämonisiere Israel und beleidige das Gedenken an den Holocaust. (…)

 
 

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