28.03.2025 – News – Süddeutsche Zeitung – Jürgen Habermas – Florian Illies — – Details
Stier-Symbol
Europa und die USA — Vielleicht müssen wir das Problem eines verrückt gewordenen Amerikas einfach bei den Hörnern nehmen, anstatt zu fürchten. — Andy Warhol, Big Mac, iPhone: Das war eine große Epoche der USA. Aber sie ist vorbei. Europa sollte sich emanzipieren – nur nicht so verdruckst wie Jürgen Habermas.
Danke für Andy Warhol. Danke für den Big Mac und für das iPhone. Danke auch für Francis Ford Coppola, für Stanley Kubrick und Quentin Tarantino. Danke für Angela Davis, Joan Mitchell und Susan Sontag. Danke für Scott Fitzgerald, für Aretha Franklin, Edward Hopper und auch für die Levi›s Jeans. Und jetzt: Tschüss. — Ja, das war eine große amerikanische Epoche, sie hat uns in Europa hundert Jahre lang Sicherheit und Genuss und Anregung geschenkt. Aber nun ist es auch mal gut. Jetzt können wir endlich aufhören, uns immer weiter so klein zu machen. Müssen nicht jede neue irrsinnige Regung der präpotenten, rotkrawattigen Männer aus dem Weißen Haus verschreckt zur Kenntnis nehmen, nicht mehr mit angstgeweiteten Augen zuhören, wenn uns der amerikanische Vizepräsident die Freundschaft aufkündigt, nicht mehr sofort eine schwere Grippe bekommen, wenn in Amerika irgendjemand hustet. 1925, also vor hundert Jahren, schenkten uns die Amerikaner den Großen Gatsby von F. Scott Fitzgerald, Manhattan Transfer von John Dos Passos, Hemingways erste Kurzgeschichten, Josephine Bakers ersten Tanz. Sie bescherten der Welt das erste Motel und die Zeitschrift The New Yorker. Und so ging das dann zehn Jahrzehnte weiter. (…)
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