28.03.2025 – News – The Guardian – Alexis Petridis — – Details
Joan Baez
Zum 50. Geburtstag ihres Albums «Diamonds and Rust» bewerten wir die herausragendsten Titel der amerikanischen Folk-Sängerin und politischen Aktivistin
— 20. Recently (1987)Wie viele ihrer Altersgenossen aus den 60ern wirkte Joan Baez in den 80ern etwas fehl am Platz. Sie veröffentlichte in diesem Jahrzehnt nur zwei Studioalben, feierte aber mit «Recently» einen fulminanten Auftritt. Es ist eine kompromisslose Widerlegung der Memoiren ihres Ex-Mannes, die sowohl ihre Ehe als auch den Radikalismus der 60er pessimistisch beurteilten: «Man könnte sagen, wir haben versagt … aber ich erinnere mich lieber daran, wie wir waren.»
— 19. Gulf Winds (1976)Der Großteil des Gulf Winds-Albums war eher kommerziell ausgerichtet und hatte einen Sound, den man heute als Yacht-Rock bezeichnen würde, doch der zehnminütige Titeltrack ist etwas ganz anderes: Baez allein mit ihrer Gitarre singt eine kraftvolle, bewegende Reflexion über ihre Kindheit, ihr mexikanisches Erbe, den Idealismus ihres Vaters und die Scheidung ihrer Eltern. (…)
— 3. Birmingham Sunday (1964)Geschrieben von Baez› Schwager Richard Fariña, handelt es sich um den Bombenanschlag des Ku-Klux-Klans auf eine Kirche, der auch John Coltrane zu Alabama inspirierte. Baez› Interpretation ist eher Klage als Protest. Es ist ein Meisterwerk der Zurückhaltung, als hätte sie sich die Zeile «So leise singen, dass es niemandem schadet» zu Herzen genommen.
— 2. Love Song to a Stranger (1972)«Come From the Shadows» war ein politisches Album – es enthielt einen Song, der Dylan für sein mangelndes Engagement tadelte –, aber auch eines von Baez‹ schönsten Liebesliedern, über die heilende Kraft eines One-Night-Stands. Oder wie sie es ausdrückt: «Leidenschaftliche Fremde, die sich gegenseitig aus einem Leben voller Sorgen retten.»
— 1. Diamonds and Rust (1975)Es ist eine der größten Ironien von Baez› Karriere: Sie wird in der Popgeschichte allzu oft zu Unrecht als bloßes Beiwerk zu Dylans Aufstieg dargestellt, doch der Song, den man als unwiderlegbaren Beweis ihrer Größe als Songwriterin präsentieren würde, handelt von … Dylan. Trotz aller historischen Details könnte «Diamonds and Rust» von jedem handeln: Der Cocktail aus zarter Nostalgie, Müdigkeit («Here Comes Your Ghost Again») und brodelnder Wut über die Begegnung mit einer alten Flamme, mit der es nicht gut ausging, ist perfekt prägnant, universell anwendbar und ein emotionaler Tiefschlag.
SK-news