Diversität und Geschlechtergerechtigkeit? Nein Danke!

28.03.2025Punkt einsÖ1Andreas Obrecht —   –  Details

Der große Backlash

Der große Backlash: Neue Männerkulte und rechtspopulistische Ideologie.

 

Gäste: Martin Speer, Wirtschaftswissenschaftler, Buchautor, HeForShe Botschafter von UN Women Deutschland, Mitglied des 2022 Gender Equality Advisory Councils der G7-Staaten & Pamela Rath, Philologin, Beraterin im Bereich Human Resources und Organisationsentwicklung, Buchautorin und Diversitäts-Managerin beim ÖAMTC.

Am Vorabend des 30. Jubiläums ist die ungarische Pride-Parade, die im Juni stattfinden sollte, per Gesetz vergangene Woche verboten worden. Mitte des Monats hat die New York Times eine Liste mit 200 Worten veröffentlicht, die von der US-Administration aus offiziellen Dokumenten, Webseiten und Dekreten verbannt werden. Dass «Klimakrise», «Umweltverschmutzung» und «Geschlechtergerechtigkeit» auf dieser Liste zu finden sind, mag nicht verwundern; Worte wie «Rassismus», «amerikanische Ureinwohner», «Diversität» und sogar «Frauen» sorgen vielerorts für noch mehr erstauntes Kopfschütteln. — Gleichstellung und Inklusion marginalisierter gesellschaftlicher Gruppen wird in der rechtspopulistischen Ideologie weißer männlicher Vorherrschaft systematisch als «woke» verunglimpft. Hierzulande wurde Anfang der Woche über 13 Verdächtige die U-Haft verhängt, die homosexuelle und vermutet homosexuelle Männer in Fallen gelockt haben sollen, um diese auszurauben, zu verletzten und zu erniedrigen. Die Verdächtigen haben den Opfern fälschlicherweise Pädophilie unterstellt. — «Die grundlegende Schwäche der westlichen Zivilisation ist Empathie», stellt Elon Musk unlängst in einem Podcast fest. Um den US-Präsidenten scharen sich weiße Alphamännchen, die eine maskuline, weiße Dominanzgesellschaft, in der das Recht des Stärkeren gilt, mit allen Mitteln durchsetzen wollen. — Welche neuen Männlichkeitskulte stecken hinter diesem von Washington bis Moskau ausgetragenen Kulturkampf oder wird hier etwas ideologisch aufgewärmt, was hinlänglich bekannt und durchlitten ist? Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler und politische Kommentator Martin Speer beschäftigt sich in seinem Buch «Wenn die letzte Frau den Raum verlässt» – das er gemeinsam mit Vincent-Immanuel Herr geschrieben hat – mit den Rollen, Ängsten und Projektionen von Männern. Wie stellen sich Männer die Welt und Lebenswirklichkeiten von Frauen vor und was folgt aus Vorurteilen und Nicht-Wissen? — Die Philologin Pamela Rath arbeitet im Bereich Diversitäts-Management und Organisationsentwicklung und setzt sich mit Partizipation und Geschlechtergleichstellung vor allem auch in unternehmerischen Kontexten auseinander. In ihrem demnächst erscheinenden Buch «Die Kunst des Aushaltens» plädiert Pamela Rath dafür, den Dialog zu suchen und die Fähigkeit zu kultivieren, mit Unruhe, Veränderung, mit Widersprüchen und Komplexität kreativ umzugehen. — Pamela Rath und Martin Speer diskutieren mit Andreas Obrecht und den Hörerinnen und Hörern über neue Männlichkeitskulte, Diversitätsideale auf dem Rückzug und auch darüber, warum ethnische Minderheiten, auch alleierziehende Mütter oder kinderlose Frauen, queere Menschen, die nicht sogenannter Normalität entsprechen und Menschen mit seelischer oder körperlicher Behinderung etc. wieder vermehrt von Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen scheinen. — Welche Rollen und Vorstellungen von Männlichkeit gibt es zwischen den Polen «Feminist» und «Sexist»? Wodurch, durch welche sozialen und kulturellen Strömungen werden Diversität und Empathie in einer Gesellschaft gefördert oder behindert? Haben Männer heute mehr Ängste als früher? Was bedeutet fehlende Geschlechtergleichstellung für die Arbeitswelt und für den Erfolg von Unternehmen? Können auch Sie erst dann ehrlich über sich selbst und die Männerwelt, in der sie leben, reden, «wenn die letzte Frau den Raum verlässt»?

 
 

SK-