27.03.2025 – Historische Aufnahmen – Deutschlandfunk – Holger Noltze — – Details
Pierre Boulez
Das Komponieren verstand er als schwere Arbeit, Dirigieren hingegen war ihm „Divertimento“. Dazu brauchte Pierre Boulez keinen Taktstock. Jede Art des Pult-Posing war ihm fremd. Sein Blick auf die Partituren von Wagner oder Webern war der eines Kollegen: analytisch. Die ausgeprägte Nüchternheit seines Auftretens führte dazu, dass auch sein Musikmachen so verstanden wurde. Boulez wurde zum Antipoden des Ästhetizismus eines Karajan oder der schwitzenden Überschwänglichkeit eines Bernstein stilisiert. Der Blick auf seine Aufnahmen, zum 100. Geburtstag, erweist deren sehr wohl sinnliche Dimension. Dem Deutschlandfunk gab Boulez 2005, am Rande seines zweiten „Parsifal“-Dirigats in Bayreuth, ein Interview. Darin brachte er seine Auffassung von Interpretation auf den Punkt: „Spontaneität kommt von Struktur“.
SK-