11.03.2025 – News – NZZ – Martin Senti — – Details
Nina Hagen
Nina Hagen, die schrille Punk-Ikone mit dem beeindruckenden Stimmumfang, sorgt seit den 1970er Jahren immer wieder für Furore. Nun feiert die exzentrische Diva ihren 70. Geburtstag. Bilder ihrer Karriere
Mit der Band Automobil singt Nina Hagen 1974 bereits keck, aber doch noch recht brav «Du hast den Farbfilm vergessen». Es war ihr grösster Hit in der DDR. Bemerkenswert: Fast fünfzig Jahre später wählte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel den Titel für ihre Verabschiedung beim Grossen Zapfenstreich.
Ab ihrem neunten Lebensjahr hat Nina Hagen den regimekritischen Liedermacher Wolf Biermann als Ziehvater, hier im Bild mit der Mutter Eva-Maria Hagen. Das machte Nina Hagen suspekt, die DDR verwehrte ihr den Zutritt zur staatlichen Schauspielschule. Als Biermann 1976 von der DDR ausgebürgert wurde, folgten ihm Eva-Maria Hagen und ihre Tochter Nina kurze Zeit später nach.
Nina Hagen wird 1955 in eine Ostberliner Künstlerfamilie hineingeboren. Sie ist die Tochter der bekannten und 2022 verstorbenen Schauspielerin Eva-Maria Hagen sowie des Journalisten und Drehbuchautors Hans Oliva-Hagen, der 1992 verstarb. Die Mutter Eva-Maria (rechts im Bild) debütierte in den 1950er Jahren unter der Leitung von Bertolt Brecht am Berliner Ensemble.
Nach ihrer Ausbürgerung aus der DDR gründet Nina Hagen 1977 in Westberlin mit Musikern der linken Szenenband Lokomotive Kreuzberg die legendäre Nina Hagen Band. Bereits nach dem ersten Album kam es zu Differenzen, nach dem zweiten war Schluss. Die charismatische Sängerin ging ihre eigenen Wege. Die zurückgelassene Band nannte sich fortan Spliff und konnte bis zur Auflösung 1985 einige Erfolge feiern.
Nina Hagen ist nicht nur Sängerin, sondern auch Stil-Ikone. Ihre schrillen Outfits orientierten sich am englischen Punk der 1970er Jahre: zunächst stets mit sehr viel Schwarz, später mit immer schrilleren Farben kombiniert. 2004 brachte Nina Hagen eine eigene Modekollektion unter dem Namen «Mother of Punk» heraus.
1987 heiratet Nina Hagen mit 33 Jahren auf Ibiza den jungen Punkrocker «Iroquois» – die Liaison hielt nur wenige Tage.
1981 bringt Nina Hagen in Los Angeles das Töchterchen Cosma Shiva zur Welt. Vater war der niederländische Gitarrist Ferdinand Karmelk, der 1988 verstarb. Cosma Shiva Hagen reiste als kleines Kind mit Mutter und Tourneebus durch die USA und ist heute selber eine bekannte Schauspielerin.
Nina Hagen, hier bei einem Konzert im Casino de Paris im Dezember 1983, startete mit provokativen deutschen Songtexten, machte später aber auch international Karriere.
Nina Hagen ist regelmässig Gast in TV- und Radio-Shows, hier 1988 bei «Wetten, dass…» zusammen mit Victor von Bülow, bekannt als Loriot. Hin und wieder kam es bei Fernsehauftritten auch zu Skandalen und Skandälchen. Etwa, als Nina Hagen 1979 in der österreichischen Diskussionssendung «Club 2» vor laufender Kamera ziemlich explizit Masturbationstechniken andeutete.
Nina Hagen macht auch als Schauspielerin von sich reden. So mimte sie etwa in Otto Waalkes› Kinokomödien «7 Zwerge. Männer allein im Wald» und «7 Zwerge. Der Wald ist nicht genug» die böse Königin, Hexe und Stiefmutter. An ihrer Seite spielte die Tochter Cosma Shiva Hagen das Schneewittchen.
Und immer wieder gerne ganz in Schwarz: Nina Hagen bei einem Auftritt 2004 am Blue Balls Festival im Konzertsaal des KKL Luzern.
SK-news