15.03.2025 – Le week-end – Ö1 – Elke Tschaikner und Christian Scheib — – Details
Fasten zeit
Vermutlich kommt keine Religion der Welt ohne mehr oder weniger seltsame Ernährungsvorschriften aus, das Fasten in diversen Formen gehört da eben auch dazu. Im christlich-katholischen Einflussbereich markiert das Jahr 590 eine der diesbezüglichen Zäsuren, denn da bestimmt Papst Gegor I., dass warmblütige Tiere an Fastentagen nicht mehr auf den Tisch kommen dürfen. Später kamen noch Butter, Milch, Käse und Eier auf die Verbotsliste. — Fastentage gibt es jahrhundertelang bemerkenswert viele. Der ganze Advent ist Fastenzeit, die 40 Tage vor dem Ostersonntag, jeder Freitag, die sogenannten Fastensonntage zählen dazu und so weiter. Da wird man erfinderisch: Seit dem Konstanzer Konzil – 1414 bis 1418 – steht fest: Alles, was im Wasser lebt, wird als Fisch gezählt. Und Fische sind ja erlaubt. Von da an geht es auch den Bibern und den Fischottern an den Kragen. Ganz ohne Tricks durch die Fastenzeiten begleitet wurden die Fastenden jahrhundertelang von köstlichen Schneckengerichten. Saxofonist und Komponist Max Nagl serviert uns eine «Hymne aux escargots» folgen, eine charmante Hymne auf die köstlich schmeckende Weinbergschnecke. Das Wiener Gemüseorchester bereitet die Beilage zu und der bayerische Akkordeonspieler Hansi Hornsteiner macht mit einem originellen «Fastenzeitwalzer» diese kulinarisch schwierigen Zeiten leichter erträglich. — Der noch junge Komponist Francois Couperin aber komponiert eine strenge Orgelsolomesse. Später wird man ihm die Bezeichnung «le Grand» verpassen, aber im Jahr 1690 ist der in einer Organistenfamilie aufgewachsene Francois Couperin gerade einmal 21 Jahre alt und hat neben den seriösen Orgelklängen auch noch anderes im Kopf: Am Ende seiner Partitur findet man den Eintrag: «La messe est ditte – allons diner!». Die Messe ist gelesen, gehen wir essen.
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