21.02.2025 – News: Nachrufe – Spiegel Online – N.N. — – Details
Gerhart Baum
Er war ein liberaler Geist, dem es um Menschlichkeit und demokratische Grundwerte ging, wirtschaftliche Interessen standen bei ihm nicht an erster Stelle. Jetzt ist der Politiker Gerhart Baum im Alter von 92 Jahren gestorben. — Er hing an seiner FDP, aber für viele Mitglieder war er eine Zumutung. Denn Gerhart Baum mischte sich ein, bis zuletzt. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt kritisierte er Anfang Januar FDP-Chef Christian Lindner, unter ihm seien «parteiinterne Diskussionen von der Furcht geprägt, durch sie entstünde etwas Schädliches«. Dabei hatte es einst hoffnungsvoll zwischen Lindner und ihm begonnen, bei einer Linsensuppe in Baums Zuhause in Köln. Doch mit der Zeit ging Baum auf Distanz zum Jüngeren, er wünschte sich eine FDP, die sich stärker für Bürgerrechte und Umweltschutz engagierte. — Baum, der als Zwölfjähriger den alliierten Luftangriff auf Dresden im Februar 1945 überlebt hatte, mit Mutter und zwei Geschwistern nach Bayern floh und sich später in Köln niederließ, war von der Kriegs- und Nachkriegszeit geprägt. Sein Vater starb in sowjetischer Gefangenschaft. 1954 trat Baum in die FDP ein, kämpfte gegen Ex-Nazis in der Partei, in der sozialliberalen Ära wurde er Bundesinnenminister. Als die FDP 1982 an die Seite der Union wechselte, blieb er in der Partei, litt aber zunehmend an deren wirtschaftspolitischem Kurs. (…)
Auch ohne offizielles Parteiamt wirkte Baum durch Auftritte in TV-Talkshows, Bücher und Interviews bis ins hohe Alter hinein. Mehr und mehr wurde er so zum linksliberalen Gewissen, auch als Beschwerdeführer gegen neue Sicherheitsgesetze vor dem Bundesverfassungsgericht. Kurz vor seinem Tod warnte er: «Die Menschheit entfernt sich von dem hellen Licht der Aufklärung in die Dunkelheit der Despotien.« Gerhart Baum starb in der Nacht zum 15. Februar in Köln.
SK-news