Wir erleben eine schlimme Schuldumkehr (Trump) / Gespräche über die Ukraine – Rüdiger von Fritsch

19.02.2025NewsARD TagesschauRüdiger von Fritsch —   –  Details

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Der ehemalige deutsche Botschafter in Russland, Rüdiger von Fritsch, zieht eine verheerende Bilanz der Gespräche zwischen den USA und Russland. Die USA übernähmen nun russische Behauptungen – zulasten der Ukraine. Ein Motiv sei ausschlaggebend.tagesschau.de: US-Präsident Donald Trump hat nach dem russisch-amerikanischen Gespräch in Saudi-Arabien

massive Vorwürfe in Richtung der Ukraine erhoben. Er hat ihr die Verantwortung für den Krieg zugewiesen mit der Formulierung, die Ukraine hätte diesen Krieg niemals zulassen, sondern einen Deal machen sollen. Trifft das aus Ihrer Sicht die Lage in den Jahren 2021/2022?Rüdiger von Fritsch: Wir erleben hier eine schlimme Schuldumkehr. Man hat das Gefühl, die Ukraine solle Schuld daran gewesen sein, dass sie das Opfer brutaler Aggression geworden ist. Bei manchen Äußerungen aus Washington hat man das Gefühl, hier spricht die Handpuppe des Bauchredners Putin.Es wird genau das russische Narrativ übernommen und es werden die alten Lügengeschichten neu aufgetischt. Das kann schlimme, weitreichende Auswirkungen haben. Denn die russische Seite ist ja über Jahre nicht müde geworden, nach dem alten Motto zu verfahren: «Wenn ich lange genug behaupte, die Erde sei eine Scheibe, wird schon jemand kommen und sagen: ›Lass uns noch mal nachgucken. Vielleicht stimmt es ja.›» Das erleben wir gegenwärtig in Äußerungen aus Washington in schlimmer Form zulasten der Ukraine.

»Gespräche, die einem große Sorgen machen müssen»tagesschau.de: Drei Jahre nach Kriegsbeginn setzen sich der amerikanische und der russische Außenminister in Riad zusammen und vereinbaren die Wiederbelebung ihrer diplomatischen Beziehungen. Welches Signal geht davon aus?von Fritsch: Grundsätzlich ist festzuhalten: Es ist richtig, miteinander zu sprechen. Es wäre richtig, diesen schrecklichen Krieg auf diplomatischem Wege zu beenden. Nur hat Russland sich bislang konsequent einem tatsächlichen Dialog verweigert. Wann immer das Signal kam, man sei zu Gesprächen bereit, war es ausschließlich zu Russlands Bedingungen.Nach den Gesprächen in Riad drängt sich der Eindruck auf, dass hier nicht ein wirklicher Dialog in der ehrlichen Absicht stattfindet, der Ukraine eine selbstbestimmte, souveräne Zukunft in Sicherheit zu ermöglichen. Von daher sind das Gespräche, die einem große Sorgen machen müssen.Verhandelt man, so muss man fest in eigenen Werten und den Interessen seiner Bündnispartner verankert sein und dies idealerweise aus einer Position der Stärke heraus tun. Man muss wissen, zu welchen Ergebnissen man die andere Seite bringen kann.Doch der Eindruck ist, dass es gegenwärtig auf amerikanischer Seite an all diesen Voraussetzungen fehlt. Es sei denn, Washington hat einen großen Plan in der Hinterhand. Der erschließt sich allerdings bislang nicht – insbesondere angesichts der Äußerungen des amerikanischen Präsidenten. (…)

 
 

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