17.02.2025 – News – The New York Times – Beatrice Loayza — – Details
Claude Lanzmann
Notizbuch des Kritikers — Die Gedenkvorführung des monumentalen Dokumentarfilms fand zu einem Zeitpunkt statt, da einige Künstler die Frage aufwerfen, ob die deutsche Holocaust-Erinnerungskultur die freie Meinungsäußerung beeinträchtige. — «Shoah» von Claude Lanzmann gilt gemeinhin als einer der größten Dokumentarfilme aller Zeiten. — Lanzmann, der Regisseur von «Shoah», schloss sich als Teenager der französischen Résistance gegen Nazideutschland an. In «Shoah» tritt er als leidenschaftlicher, manchmal sogar aggressiver Gesprächspartner auf.
Am ersten Sonntag der diesjährigen Internationalen Filmfestspiele Berlin wurde vor fast vollem Haus im Auditorium der Berliner Akademie der Künste Claude Lanzmanns «Shoah» (1985) gezeigt – ein neuneinhalbstündiger Dokumentarfilm über den Holocaust. — Tricia Tuttle, die neue Direktorin des Festivals, sprach vor dem Film, zusammen mit einem Kurator des Jüdischen Museums Berlin und Dominique Petithory-Lanzmann, der Witwe des Direktors. Tuttle nannte die Vorführung eine «dreifache Erinnerung»: Dieses Jahr ist der 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, der 40. Jahrestag der «Shoah» und der hundertste Geburtstag von Lanzmann selbst, der 2018 starb. — Die Stimmung war ehrfürchtig. «Shoah» – der aus Interviews mit Holocaust-Überlebenden, Zuschauern und Tätern sowie Filmmaterial der von den Sprechern erwähnten Orte wie den Todeslagern Auschwitz und Treblinka besteht – gilt weithin als einer der größten Dokumentarfilme aller Zeiten. Seine monumentale Länge ist der Schlüssel zu seiner Kraft; er lässt den Zuschauer innehalten, während er Zeuge der menschlichen Fähigkeit zum Bösen und ihrer erstaunlichen Widerstandskraft wird, die wir auf den Gesichtern der Personen sehen, während sie ihre Geschichten erzählen. — Lanzmanns Errungenschaften und die Bedeutung von «Shoah» sind unbestreitbar. Dennoch spielt sich das Gedenkprogramm des Festivals – zu dem auch die Weltpremiere von « All I Had Was Nothingness « gehört, einem Dokumentarfilm von Guillaume Ribot, der «Shoah» würdigt – vor dem Hintergrund wachsender Sorgen ab, dass die deutsche Holocaust-Erinnerungskultur die freie Meinungsäußerung anderer Künstler behindere. (…) —
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