16.01.2025 – Nachtmix: Die Musik von Morgen – Bayern 2 – Angie Portmann — – Details
Jasmine 4t
Die kolumbianische Electro-Produzentin Ela Minus arbeitet ohne Software, ohne Laptop, nur mit analogem Equipment, Synthesizern usw. So hat sie schon 2020 ihr Debüt «Acts of Rebellion» produziert, damals Album der Woche im Zündfunk, und so ist auch ihre neue Platte «Día» entstanden. Ein Album zwischen Club und Pop, zwischen feministischem Manifest und selbstbewusstem DIY-Statement. Das neue Album von Weather Station, der Band um die Kanadierin Tamara Lindeman, beschäftigt sich dagegen mit dem Zusammenbruch seiner Sängerin und wie diese sich, einer Patchworkdecke ähnlich, selbst wieder zusammengeflickt hat. Um ihr musikalisches Erbe und dessen Transfer in die Jetzt-Zeit geht es dem malischen Quartett Songhoy Blues. Und Son Lux liefern wieder gewohnt avantgardistische Klangexperimente. Außerdem mit dabei: Lots of Hands, Brendon Moeller, Ex-Vöid, Wally & Amy Warning, Jasmine 4t und Mac Miller.
Selten umrankt ein Debüt eine so zu Herzen gehende Geschichte wie im Fall von Jasmine.4.t. Die trans Singer/Songwriterin stand nach ihrem Coming Out vor den Trümmern ihrer Ehe, ja ihres bisherigen Lebens. Jasmine.4.t zog daraufhin von Bristol nach Manchester, schlief auf den Sofas queerer FreundInnen und schrieb an ihrem Debütalbum «You are the morning». Feiert hier die Liebe, die romantische, aber vor allem auch die platonische und überhaupt die queere Community Manchesters, die ihr das Leben gerettet hat, so Jasmine.4.t. Auch alle Mitglieder ihrer Band sind trans. Produziert haben dieses wirklich wunderschöne Singer/Songwriter-Album Boygenius, also Phoebe Bridgers, Lucy Dacus und Julien Baker. Jasmine.4.t. ist sogar die erste britische Künstlerin, die von Saddest Factory Records, dem Label von Phoebe Bridgers unter Vertrag genommen wurde. «You are the morning» ist deshalb auch in LA entstanden, u.a. auch mit dem Trans Chorus of Los Angeles («Woman»), aber auch die Stimmen von Boygenius sind auf dem Album zu hören (u.a. «Best friend›s house»). Ein Album mit sehr ruhigen, sehr berührenden Songs wie dem optimistischen «New Shoes», aber auch mit mitreißenden Mid-Tempo-Nummern («Elephant»), die allen Elliott Smith-Fans gefallen dürften. Definitiv meine Favoritin in dieser Woche. (8,5 von 10 Punkten) —
SK-