Laura Nyro – die größte Singer/Songwriterin ohne eigenen Hit

24.12.2024open: Ex & PopWDR 3Klaus Walter —   –  Details

Laura Nyro

Barbra Streisand, Blood Sweat & Tears, The 5th Dimension, Frank Sinatra und viele andere machen ihre Lieder zu Hits. Laura Nyro selbst ist vielen: Too much. Zeit für eine Wiederentdeckung mit einer 19-CD-Box.

«Laura Nyros Musik ist ein Whirlpool Nexus aus R&B, Doo Wop, Broadway, Oper, Folk und ihrer individuellen Art von Soul.» Das schreibt die britische Pophistorikerin Vivien Goldman im Booklet zu «Hear My Song: The Collection 1966-1995», einer 19-CD-Box mit dem Lebenswerk der kriminell unterschätzten Singer/Songwriterin Laura Nyro, die 1997 mit 49 Jahren gestorben ist, Eierstockkrebs. Goldman hat noch mehr Interessantes über Nyro zu sagen: «Sie dachte wie eine Bandleaderin, sogar als sie solo war.» Oder:«Nyro kann sogar den Menstruationszyklus in Poesie verwandeln.» Das stimmt, wird aber möglicherweise nicht jedermann überzeugen, ebensowenig wie die neun Versionen von «Emmie» auf dieser Sammlung, nicht jedermann will neunmal demselben lesbischen Liebeslied lauschen.1947 kommt sie als Laura Nigro in der Bronx zur Welt, Vater italienischer Trompeter, die Vorfahren der jüdischen Mutter stammen aus Polen und Russland. Nigro heißen als jüdisches Mädchen in der Bronx? Keine gute Idee, denkt die Mutter und tut, was Jüdinnen und Juden tun, wenn sie aus Osteuropa an der Freiheitsstatue ankommen: Namen ändern: Nigro goes Nyro. In den 50ern und 60ern inhaliert die junge Laura den polyglotten wie polyphonen Sound einer Stadt, die noch als Schmelztiegel durchgeht, im besten Sinn. Laura saugt alles auf, lernt Klavier spielen und kompiliert, kompostiert, komponiert aus allen möglichen Quellen ihre eigene Musik mit dem nervösen Heebie-Jeebies-Drive des Jazz. Vielen ist das einfach too much. Ebba Durstewitz, Autorin und Musikerin bei der HH-Band JaKönigJa, glaubt, dass viele Leute Angst hatten vor Laura Nyro. Das habe «vielleicht auch damit zu tun, dass hier jemand viel zu viel von allem war. Zu viel Musik. Soul, R&B, Jazz, Folk, Gospel, Debussy, Kirchenmusik, Ravel und Broadway Show Tunes. Zu viele harmonische und rhythmische Brüche, zu viele Asymmetrien. Zu viel Text mit zu vielen Rätseln und Mysterien zwischen zu viel Himmel und Hölle. Zu viel Überirdisches, zu viel Jenseitiges, zu viel Andersartigkeit, zu viel Eigenständigkeit, und ja, bestimmt auch zu viel Weiblichkeit.» Laura Nyro in Ex & Pop, eine Rehabilitation unter dem bewährten Motto: Lieber zu viel als zu wenig.

 

 
 

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