Gerd Heidemann, Journalist, der durch gefälschte Hitler-Tagebücher getäuscht wurde, stirbt im Alter von 93 Jahren

13.12.2024News: NachrufeThe New York TimesClay Risen —   –  Details

Gerd Heidemann

Was der krönende Abschluss seiner Karriere hätte sein sollen, wurde ihm zum Verhängnis, als sich herausstellte, dass es sich bei einer Reihe von Notizbüchern, die er in Deutschland erworben hatte, um Fälschungen handelte. — Gerd Heidemann während einer Pressekonferenz in Hamburg im Jahr 1983, bei der er verkündete, er sei im Besitz von 62 Tagebüchern Hitlers. Das waren sie nicht. — Gerd Heidemann, ein um die Welt reisender, erfolgreicher deutscher Journalist, der dachte, er hätte den Knüller des Jahrhunderts gelandet – die privaten Tagebücher von Adolf Hitler –, der jedoch auf den Boden der Tatsachen zurückkam, als sich herausstellte, dass die Tagebücher plumpe Fälschungen waren, starb am Montag in einem Krankenhaus in Hamburg. Er wurde 93 Jahre alt. — Thomas Weber, Geschichtsprofessor an der Universität Aberdeen in Schottland, der in engem Kontakt mit Herrn Heidemann stand, bestätigte den Tod. — Heidemann war einer der bestbezahlten Korrespondenten Deutschlands, als er 1983 auf einer Pressekonferenz 62 Notizbücher enthüllte, in denen Hitler seine innersten Gedanken niedergeschrieben hatte. Er erzählte Reportern, er habe sie einem oppositionellen ostdeutschen General abgekauft, der sie in einer Scheune bei Leipzig gefunden hatte. — Die Notizbücher, sagte Heidemann damals, hätten bahnbrechende Einblicke in das Denken des Naziführers gewährt. Unter anderem schienen sie darauf hinzuweisen, dass Hitler vom Holocaust weitgehend nichts wusste – und auch, dass er unter Mundgeruch, chronischen Blähungen litt und eine schwierige Beziehung zu seiner Geliebten Eva Braun hatte. — In einem begleitenden Leitartikel des Stern, der Zeitschrift, bei der Heidemann arbeitete, hieß es, dank Heidemann werde «die Biographie des Diktators und mit ihr die Geschichte des Nazi-Regimes in weiten Teilen neu geschrieben.» — Doch seine Geschichte geriet fast sofort in Aufruhr und enthüllte eine lange Spur von Täuschungen, Wahnvorstellungen und komischer Ungeschicklichkeit. — Handschriftenexperten sagten, dass die Schrift zwar der Hitlers ähnelte, sich aber in wesentlichen Details unterschied. Die Initialen auf den Buchdeckeln lauteten «FH» und nicht «AH». Und als die deutschen Behörden eine Papierprobe untersuchen ließen, zeigten die Ergebnisse, dass sie erst wenige Jahre zuvor hergestellt worden war, nicht in den 1930er und 40er Jahren. (…)

 
 

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