Ohne dieses Papier gäbe es den Krieg nicht / 30 Jahre Budapester Memorandum

05.12.2024NewsARD TagesschauAndrea Beer —   –  Details

Valeryj Kusnezow

Genau 30 Jahre ist es her, dass die Ukraine mit der Unterzeichnung des Budapester Memorandums auf Atomwaffen verzichtet hat. Viele Ukrainer halten das Papier für einen Riesenfehler, so auch ein Ex-Offizier. — Valeryj Kusnezow fährt in einem kleinen engen Aufzug rund 40 Meter hinunter zu seinem alten Arbeitsplatz. «Das hier war für die Ewigkeit gedacht und jetzt herrscht hier Grabesstille», sagt der pensionierte Raketeningenieur, als der Aufzug in die Tiefe ächzt.Zu Sowjetzeiten lagerte in der heutigen Ukraine ein tödliches Waffenarsenal: unter anderem Interkontinental-Raketen sowie mehrere tausend atomare Sprengköpfe für strategische und taktische Raketen. Einer der Standorte war Perwomajsk, rund 300 Kilometer südlich von Kiew, wo Kusnezow jahrzehntelang diente.

Sergej Lawrow Player: videoTina Hassel, ARD Brüssel, zu 1.000 Tagen Krieg gegen die Ukraine 19.11.2024 — Ukrainische Angriffe mit US-Raketen Russland droht indirekt mit Atomwaffen Russland sieht in ukrainischen Angriffen mit US-Raketen eine Eskalation durch den Westen. mehr — «Ich hätte den Knopf gedrückt»Das weitläufige Gelände der früheren Atomraketenbasis der 46. Raketendivision ist seit mehr als 20 Jahren ein Museum, in dem sich Ex-Militärs wie der agile grauhaarige Ex-Offizier Kusnezow engagieren. In der alten Kommandostation tief unter der Erde leuchtet die rote Lampe und Kusnezow simuliert einen Raketenstart. «Eins, zwei, drei, Start», zählt er vor.»Sie haben den Befehl bekommen und machen sich daran, diesen auszuführen», erklärt er aufgeräumt. «In diesem Fall heißt das, in 30 Sekunden geht die Rakete los.» Wäre zu Sowjetzeiten ein entsprechender Befehl aus Moskau gekommen, dann hätte er einen der Knöpfe gedrückt. «Man hat uns das so erklärt: Wenn wir einen Abschussbefehl erhalten, dann fliegt bereits eine Rakete der anderen in unsere Richtung. Die Flugzeit von Amerika aus sind 22 bis 28 Minuten. Von Europa aus bis zu 12 Minuten, heute sogar noch weniger, weil es bereits Hyperschallraketen gibt.» Das habe bedeutet, dass die Knöpfe nach einem entsprechenden Befehl aus Moskau hätten gedrückt werden müssen. (…)

 
 

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