Trash, Glam, Glitter (1) Die Erfindung von Extravaganz & Androgynität

02.12.2024RadiokollegÖ1Walter Gröbchen —   –  Details

Trash, Glam, Glitter

Wie die Popkultur sich vom Authentizitäts-Dogma befreite. Es war ein Phänomen, das vor fünfzig Jahren seinen Höhepunkt und bald auch sein Ende fand: Glam Rock rund um Heroen wie Marc Bolan, Suzi Quatro, Sweet, Slade, Roxy Music oder David Bowie. Der britische Musikhistoriker Simon Reynolds sieht in der Bewegung «die Essenz von Pop: Fremdartigkeit, Sensationslust, Hysterie auf gleichzeitig positive wie negative Weise». Einen Ort also, «an dem sich das Sublime und das Lächerliche treffen und ununterscheidbar werden.» In die Erinnerung mischt sich die Frage: gab es die Trash-Glam-Glitter-Welle auch in Österreich? — Von «Starman» bis «Ballroom Blitz» – wer würde leugnen, dass sich nicht wenige Hits jener Ära in den Kanon der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts eingeschrieben haben? Glam (kurz für: Glamour) war eine Absage an den Authentizitäts-Drang der späten sechziger Jahre. «Ride A White Swan», ein Song von T.Rex aus dem Jahr 1970, gilt allgemein als Startschuss der Gegenbewegung.

 

Gestern noch Hippies, heute «Children of the Revolution»! Plötzlich zählten Äußerlichkeiten: grelle Schminke, fantasievolle Kostümierung, Sternenstaub, Silberglitzer und Plateaustiefel statt Ledersandalen und Blumen im Haar. Der launige Rückblick auf die Glam-Ära offenbart en gros & en detail die globale Dimension des Phänomens.

 

Es handelt sich um einen thematisch, zeitlich und geographisch recht scharf abgegrenzten Seitenarm der Rock-Evolution. Ein Seitenarm, der zum Mainstream wurde und verlässlich die «Bravo»-Ausgaben der frühen siebziger Jahre durchzog. Ein Strom mit vielen Echos, Neben- und Nachwirkungen. Von Hair Metal bis Prince, von Lady Gaga bis Maneskin (die italienischen Songcontest-Gewinner 2021). Auch die «Rocky Horror Picture Show» läuft ja schon ewig.

 
 

SK-