Im Körper verläuft die Alterung mit bemerkenswert unterschiedlichen Geschwindigkeiten

25.11.2024NewsThe Washington PostGretchen Reynolds —   –  Details

Body Changes

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Altern kein gleichmäßiger Prozess ist. Teile unseres Körpers beginnen früher zu altern als andere, bis hin zu unseren Organen und Zellen.

Vor kurzem begannen sich Wissenschaftler der Stanford University zu fragen, warum identische Labormäuse, die mit der gleichen DNA gezüchtet und unter identischen Bedingungen aufgezogen wurden, im Alter so unterschiedlich waren. — Manche Mäuse meisterten kognitive Tests mit Bravour und rasten in ihren Laufrädern umher. Andere vergaßen einfache Aufgaben und humpelten von Ort zu Ort. Genetisch blieben sie ununterscheidbar, aber ihre letzten Jahre hätten kaum unterschiedlicher sein können. — Die Versuche der Wissenschaftler, zu entschlüsseln, was in diesen Mäusen vor sich ging, verändern unsere Vorstellung vom Altern. Sie haben ein neues Forschungsgebiet eröffnet, das sich mit dem Thema «Organalterung» beschäftigt. Dabei geht es darum, dass bestimmte Teile unseres Körpers früher zu altern beginnen als andere, was sich auf unsere Krankheitsentwicklung und unsere Lebenserwartung auswirkt. — Die Forschung legt nahe, dass das Altern nicht nur eine zeitlich begrenzte Angelegenheit ist und nicht nur Minuten und Jahre umfasst. Früher galt das Altern als stetiger, vorhersehbarer Verfall, der alles in unserem Körper, überall und gleichzeitig beeinflusst. Dabei ist es viel zufälliger, als wir einst dachten. Es beginnt in verschiedenen Teilen unseres Körpers zu unterschiedlichen Zeiten, möglicherweise lange bevor wir überhaupt an das Altern denken. — Es ist auch persönlich, es geschieht auf einer einzigartigen molekularen Ebene in jedem von uns, und der Prozess kann teilweise von uns kontrolliert werden. Wenn wir erst einmal wissen, wie unsere eigenen Organe altern, können wir diesen Prozess vielleicht durch unsere Lebensweise verlangsamen oder beschleunigen. — Es ist auch persönlich, es geschieht auf einer einzigartigen molekularen Ebene in jedem von uns, und der Prozess kann teilweise von uns kontrolliert werden. Wenn wir erst einmal wissen, wie unsere eigenen Organe altern, können wir diesen Prozess vielleicht durch unsere Lebensweise verlangsamen oder beschleunigen.

Mithilfe moderner Molekularbiologie, Genetik und Big Data zur Analyse menschlicher Blutproben können Wissenschaftler feststellen, dass manche von uns «Herzalterer» sind, d. h. unser Herz scheint viel älter zu sein als der Rest unseres Körpers. Oder wir sind «Gehirnalterer», also mit einem relativ alten Gehirn im Schädel. Oder, wenn wir Glück haben, sind wir «Gehirnjugender», also mit einem Gehirn, das relativ jünger ist als jedes andere unserer Organe. Oder wir sind «Muskelalterer» oder «Leberjugender». Fast jedes Organ kann als erstes Anzeichen extremer Alterung zeigen. — Die Folgen für unsere Gesundheit sind erheblich. In einer der bislang größten Studien zur Organalterung an Menschen stellten Wissenschaftler der Stanford University fest, dass Menschen mit jüngerem Herz weitaus häufiger an Herzversagen erkranken als andere Menschen, während Menschen mit jüngerem Gehirn im Alter etwa 80 Prozent weniger wahrscheinlich an Demenz erkranken als Menschen mit durchschnittlichem oder altem Gehirn. — Die Ergebnisse unterstreichen, «wie kompliziert das Altern ist», sagte Hamilton Se-Hwee Oh, ein Postdoktorand, der die Studie während seiner Zeit in Stanford leitete. — Sie stellen zudem eine der ersten und möglicherweise praktischsten Erkenntnisse aus der umfassenderen und oft stark gehypten Wissenschaft des menschlichen Alterns dar.

Die neueste Art, über das biologische Alter nachzudenken Der Alterungsprozess verläuft weitaus unregelmäßiger, als viele von uns erwarten würden. — «Man kann genetisch identische Tiere nehmen, die in denselben Käfigen mit derselben Nahrung und Behandlung aufwachsen. Alles an ihnen ist genau gleich. Aber sie zeigen mit zunehmendem Alter unterschiedliche molekulare Veränderungen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Funktionseinbußen und Krankheiten», sagte Tony Wyss-Coray, Leiter der Phil and Penny Knight Initiative for Brain Resilience an der Stanford University und leitender Autor der jüngsten Stanford-Studie zur Organalterung. — Was die Tiere zu unterscheiden scheint, ist ihr biologisches Alter, ein Konzept, das im Mittelpunkt der Organalterungsforschung steht. Wir alle haben natürlich ein chronologisches Alter, das unserem Geburtsdatum entspricht. Und Wissenschaftler haben jahrelang die Definition eines separaten biologischen Alters verfeinert, das angibt, wie gut unser Körper funktioniert. Unser biologisches Alter kann älter oder jünger sein als unser Geburtsalter. (…)

 
 

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