30.11.2024 – Le week-end – Ö1 – Elke Tschaikner und Christian Scheib — – Details
Ennio Morricone
Hunderte Filmmusiken hat Ennio Morricone in seinem Leben geschrieben, viele davon mit diesen typisch unorthodox instrumentierten Klängen, und zeitgleich hat er mit seinem Avantgardeensemble “Nuova Consonanza” improvisiert und auch feine Kammermusik komponiert. Für ihn war das immer alles Teil eines gemeinsamen Ganzen. Und genau das kann man in den beiden “Le week-end”-Ausgaben zu Ennio Morricone hören.Macht man sich auf die Suche nach den subtileren Geheimnissen von Ennio Morricones Filmmusik, kommt man an einem Stück, an einer Melodie, nicht vorbei, die unter dem Titel “Qui mai” bekannt ist. Das ist Italienisch und bedeutet in etwa “Wer auch immer”. Diese Melodie, beziehungsweise das Stück, das Morricone daraus macht, ist von einer nahezu absurden Zurückhaltung. Beim Anhören versteht man sofort dieses raffinierte Spiel des Herrn Morricone, uns Hörerinnen minutenlang wie an einem Angelhaken der Melodie zappeln zu lassen. In diesem Fall hat Ennio Morricone seinen so bescheiden wie raffiniert klingen Einfall für fast ein Dutzend Filme und TV-Serien verwendet. Es beginnt 1971 mit dem semi-erotischen Film “Maddalena”, zu dem Morricone Musik beisteuert, die in Filmlexika beschrieben wird als “eher psychodelisch, mit viel Perkussion, Gesang und seltsamen Experimenten.” Das kommt uns nach unserer letzten Morricone-Sendung irgendwie bekannt vor. Aber der zurückhaltende Superhit “Qui mai” ist eben auch Teil der Filmmusik. Typisch Puccini, könnte man maliziös anmerken. Das Leben der seltsamen Hitmelodie geht weiter: Über die TV-Serie “The life and times of David Lloyd George” zum Kino-Thriller “Der Profi” mit Jean-Paul Belmondo reicht die Liste.Im Jahr 1986 erscheint dann eine, die damalige Musikwelt überraschende Schallplatte. John Zorn steht am Cover, “The Big Gundown” fungiert als Titel, und man konnte lesen, es handle sich um Musik von Ennio Morricone. Der, also Morricone, fand das übrigens sehr fein, was dieser junge Amerikaner John Zorn da mit seiner Musik machte, und wenn man die frühe Morricone-Musik der 60er und 70er Jahre hört, ist auch völlig klar, warum dem so ist. Das ist ja auch einer der Motivationsgründe für die le week-end Morricone Sendungen. Am Plattencover von John Zorns “The Great Gundown” ist zu lesen, Zitat Morricone: “This is a record that has fresh, good and intelligent ideas. Here my ideas have been realized not in a passive manner, but in an active manner which has re-created and re-invented what I have done previously for films.” Er habe schon viele Bearbeitungen seiner Musik gehört, fügte Ennio Morricone noch hinzu, aber nichts käme diesen Versionen auch nur nahe. “Le week-end” lässt einige dieser Cover-Versionen wieder hören.
SK-