21.11.2024 – Stimmen hören – Ö1 – Chris Tina Tengel — – Details
Agnes Baltsa
Mezzosopranistin mit eigenstem Ton für Tragödie und Komödie. — Ein einziger in die Binsen gegangener Spitzenton, so lautet die Erzählung, beendete auf spektakuläre Weise die Zusammenarbeit zwischen Herbert von Karajan und Christa Ludwig. Sogleich folgte der Auftritt der Nachfolgerin: Agnes Baltsa! Die junge Griechin, strahlend, charismatisch, hatte an der Wiener Staatsoper bereits Furore gemacht, unter anderem in den zur Verfügung stehenden Hosenrollen von Mozart bis Strauss, speziell auch als Romeo in Bellinis «I Capuleti e i Montecchi». Herbert von Karajan erklärte Baltsa zur «bedeutendsten dramatischen Mezzosopranistin der Zeit» und ließ sie vorrücken zu Donna Elvira («Don Giovanni»), Carmen, Eboli («Don Carlo»), Amneris («Aida»). Und auch in Karajans Vokalquartett für Konzertaufgaben hatte Agnes Baltsa ab diesem Zeitpunkt einen fixen Platz. Die nicht ausbleibenden Vergleiche mit Maria Callas verlockten zu Ausflügen ins Sopranregister, eine Norma (die Titelpartie!) mit Karajan im Plattenstudio blieb hingegen Projekt. «Nebenbei» sang Agnes Baltsa die ihr seit langem vertrauten Rossini-Opernpartien weiter, gustierte im Belcanto-Fach, ließ Santuzza («Cavalleria rusticana») als quasi antike Tragödin erstehen und legte Orlofsky («Die Fledermaus») apart exotisch an. Viele Opernfans haben das Baltsa-Timbre im Ohr, wann immer sie eine andere Sängerin als Dorabella («Così fan tutte») oder als Dalila («Samson et Dalila») hören. Ist Agnes Baltsa je von der Bühne abgegangen? Eine Kundry, eine Klytämnestra eroberte sie sich noch spät. So präsent das alles scheint, lädt der 80.Geburtstag der Sängerin doch auch zu Wiederentdeckungen ein: vom Gluck-»Orpheus» über den Idamente neben Luciano Pavarottis Idomeneo bis zum «Lied von der Erde» von Gustav Mahler.
SK-