Christine Lavant über ihre Psychiatrie-Erfahrungen

09.11.2024Ö1 HörspielÖ1Peter Rosmanith —   –  Details

Christine Lavant

«Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus» von Christine Lavant Sechs Wochen verbrachte Christine Lavant als Zwanzigjährige in der «Landeskrankenanstalt Klagenfurt», nachdem sie einen Suizidversuch mit Medikamenten unternommen hatte. — Elf Jahre später, im Herbst 1946, schrieb sie über ihre Erlebnisse mit Patientinnen, Pflegerinnen und Ärzten in der Institution Psychiatrie. Vor allem aber über ihre Selbstwahrnehmungen, die Zustände des eigenen Bewusstseins und Unbewusstseins in dieser existenziellen Situation. — Sie verdichtet ihre Erlebnisse und Empfindungen «zu einem grotesk-realistischen Spielbild, in dem die Verhaltensweisen, die Hierarchien, die Machtstrukturen und Unterdrückungsmuster einer rigiden Klassengesellschaft sichtbar werden, die sich ›draußen› und ›drinnen› nach den gleichen Vorstellungen und Prinzipien organisiert. Die fiktive Tagebuchschreiberin hält die Einzelheiten des Kampfes um die vorteilhaftesten Positionen auf allen Ebenen mit schmerzhafter, sich selbst nicht schonender Genauigkeit und einer unerbittlichen, von innerer Rebellionen bebenden Härte fest, deren Gradmesser Gerechtigkeitsempfinden und Mitgefühl sind» (Klaus Amann). Die Ich-Erzählerin vermag es allerdings, sich im System «Irrenhaus» geschickt zu behaupten, sie wird als geheilt entlassen, könnte sich aber vorstellen zu bleiben, verrückt zu werden und es – durch Heirat – zu einer «Frau Primarius» zu bringen. «Lavants Selbstironie und ihr Humor sind nicht zu unterschätzen» (Klaus Amann). — Mit Gerti Drassl, Musik: Franz Hautzinger, Matthias Loibner, Peter Rosmanith, Ton: Jupp Prenn, Bearbeitung und Regie: Peter Rosmanith (Autorenproduktion 2019)

 
 

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