Lob der Bürokratie – Das unsterbliche Milieu der Verwaltung

09.11.2024FeatureDeutschlandfunk KulturFlorian Felix Weyh< —   –  Details

Akten-Ordner

Theoretisch spricht viel dafür, dass die Verwaltung in der digitalen Automatisierung untergeht; praktisch allerdings ist sie erstaunlich präsent. Verwaltungen erweisen sich als soziokulturelle Biotope von großer Beharrungskraft.

Von Florian Felix Weyh – Regie: Frank Merfort – Mit: Cathlen Gawlich und Tonio Arango – Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2024 – Länge: ca. 54›30 – (Wdh. am 10.11.2024 Deutschlandfunk, 20.05 Uhr) –

Vor 30 Jahren versprach Microsoft das papierlose Büro und heute soll die KI möglichst alle menschlichen Verwaltungsvorgänge – von der Dokumentation bis zum Dokumentenstempel – automatisieren. Aber würde das dem komplexen Milieu der Verwaltung gerecht? Wohl kaum.

 

Mit Niklas Luhmann im Hinterkopf lassen sich Verwaltungsvorgänge als autonome Welten beschreiben: Tun um des Tuns willen, Produktivität, ohne Produkte zu erzeugen. Und jeder Vorgang wird für die Nachwelt dokumentiert! Zwar ärgert sich jeder mal über die Verwaltung – ihre Sprache, ihre Formulare, ihre Fristen, ihre starren Entscheidungen –, dennoch fällt es schwer, sich ihr Verschwinden vorzustellen. Selbst der Stempel, archaischstes Verwaltungswerkzeug, scheint unersetzlich. Womöglich blühen sogar im ruhigen Biotop des Verwaltungsapparats, wo Leistungsdruck und Konkurrenz durch starre Laufbahnen entschärft sind, versteckte Orchideen? Es gilt, sie zu entdecken. — Haben die Aktenordner ausgedient?

 
 

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